Gestern seid Ihr mit mir imaginär durch die Unscent benannte Ausstellung in Mailand geschlendert, die parallel zu der 5. Esxence voriges (verlängertes) Wochenende stattfand – heute entführe ich Euch direkt auf die Esxence, und zwar mit diversen Neuigkeiten und natürlich visuellen Impressionen.
Den erhofften Frühling konnte ich in Milano nicht erhaschen – das Wetter war mehr als trüb und verregnet, aber schon alleine der Eingang der Esxence tröstete über dieses Mistwetter hinweg: Jene Arrangements aus knospenden Zweigen, Blühendem, Moosen und Gräsern, die vor der Türe angebracht waren, zauberte sie herbei, die erhoffte Jahreszeit – und natürlich den Zigarettenrauch weg, denn vor den Toren zur Messe drängten sich die Raucher dicht an dicht. Einmal eingetreten erstreckte sich das duftende Geschehen über zwei Ebenen, die man, ähnlich wie bei Ikea, eigentlich geordnet abschreiten sollte, eigentlich… Der Einfachheit halber habe ich mich in kleinen Kamikaze-Aktionen geübt, aber das gehört wohl auch zum italienischen Dolce Vita, oder nicht?
Etwas Kamikaze wird auch der Bericht sein, es gab nämlich wirklich unglaublich viel zu sehen und zu entdecken – sowohl von uns altbekannten Firmen und Häusern als auch komplett neue Kollektionen und Labels. Ich hoffe, ich bekomme noch alles für Euch zusammen 😉
Im oberen Stockwerk erwartete mich sogleich ein Duft, auf den ich lange gewartete hatte: Eine Neuveröffentlichung aus dem Hause Eau d’Italie, jenen Düften, die zu dem pittoresken Traumhotel Le Sirenuse gehören. Acqua Decima, der zehnte Duft, heißt das Parfum schlicht – und mit diesem Duftjubiläum hat man sich auf die schöne Amalfiküste und deren Flora besonnen.
Ein Hesperidenduft ist es geworden, und zwar ein überdurchschnittlich schöner und, wie man sogleich riecht, sehr gut gemachter, hochwertiger und eleganter Vertreter seiner Gattung. Alberto Morillas ist der Parfumeur dahinter und es finden sich neben diversen Agrumen auch Pfefferminze und einige Blüten. Das wäre mal wieder ein Zitrusfrüchtchen, das es in mein Repertoire schaffen könnte. Im übrigen war es mir vergönnt, die Inhaber einmal kennenzulernen, genauer: Marina und Sebastián. Ein gemeinsames Abendessen samt vergnüglicher Gespräche sowie einige Besuche an deren Stand brachten mich dazu, die beiden sofort in mein Herz zu schließen. Freundlich, herzlich, offen, gebildet und humorvoll zeigten sie sich als perfekte Gesprächspartner, und darüber hinaus als absolut bodenständig – sehr sehr sympathisch. Leider ist mein Bild von Ihnen etwas verwackelt, aber ich denke, ich konnte den sprühenden Charme trotzdem annäherungsweise einfangen, den die beiden ausstrahlen.
Interessant war hier auch das Gespräch mit Marina, der gegenüber ich erwähnte, dass ich Magnolia Romana so gerne mag. Sie erzählte mir, dass die Inspiration zu diesem Duft von einer Allee ganz in der Nähe herrührt, wo Sebastián öfters zum Joggen geht. Im Frühling muss diese Wegstrecke wohl über und über voller blühender Magnolien sein und Sebastián war es ein Anliegen, genau diese frische Natürlichkeit der in Blüte stehenden Magnolienbäume einzufangen. Bertrand Duchaufour war, wie häufiger bei Eau d’Italie, der Mann der Wahl – und man hatte wohl wirklich Probleme mit der Magnolienblume, der olfaktorischen, die sich hartnäckiger zeigte als angenommen: Zwei Jahre hat es gedauert und eigentlich hatte man die Idee schon fast wieder verworfen, da sich das Projekt als annähernd unumsetzbar darstellte. Und doch, Duchaufours Durchhaltevermögen hat sich ausgezahlt – Magnolia Romana war das Ergebnis, eine Magnolie, die gleichermaßen taufrisch, wässrig, floral, fruchtig als auch wächsern und von subtiler Süße ist. Für mich ohnehin eine der, wenn nicht gar die Magnolienreferenz auf dem Markt.
In derselben Reihe wie Eau d’Italie fanden sich unter anderem Chabaud Parfums, die mit einer ganzen Reihe an Düften aufgestellt waren. Des weiteren Jardin d’Ecrivains, deren Konzept ich wunderschön finde: Alle Düfte und Duftkerzen sind bekannten Autoren gewidmet oder auch Romanfiguren. Oscar Wilde, dessen Zitate immer passen, ist natürlich vertreten genauso wie meine geliebte Kameliendame, Casanova, Tolstoï, Maupassant, Colette – muss ich noch mehr verraten? Die Düfte zu den klangvollen Namen sind im übrigen ebenfalls bemerkenswert. Majda Bekkali, deren Düfte vor nicht allzu langer Zeit in unserem Sortiment aufgenommen wurden, zeigte sich ständig angeregt im Gespräch – schade, ich hätte die Möglichkeit gerne genutzt. Die Düfte bin ich Euch noch schuldig geblieben, werde sie aber alsbald noch gesondert vorstellen: Fusion Sacrée Lui, Fusion Sacrée Elle und Mon Nom Est Rouge sowie J’ai Fait Un Rêve Lui und J’ai Fait Un Rêve Elle heißen sie. Und spätestens wenn ich Euch verrate, dass Monsieur Duchaufour, Dorothée Piot (Olfactive Studio Chambre Noire, Jul et Mad – Amour de Palazzo, Stilettos on Lex, Terrasse à St.-Germain, Amouage Memoir Woman) und Cécile Zarokian (Jovoy Private Label und Amouage Epic Woman) ihre Hände mit im Spiel hatten – dann dürfte es für Euch auch interessant werden, oder? Einen kurzen Test habe ich ja schon gewagt, es lohnt sich…
Aber wenden wir uns den weiteren Ständen zu, die sich auf der oberen Etage befinden… Gleich um die Ecke tummelten sich die Deutschen, und zwar so gut wie alle auf einem Fleck: Linari, vertreten durch Inhaber und Designer Rainer Diersche sowie seine Mitarbeiterin Katrin Haase, Mark Buxton sowie Friendly Fur (von Herrn Buxton kreiert) und Escentric Molecules (samt deren Schöpfer Geza Schön). Linari sind seit Neuestem auf die Seife gekommen und verfolgen damit als eine der ersten Firmen einen Trend, der meiner Meinung nach gerade wieder am Aufkeimen ist. Die luxuriös gearbeiteten Pflegeseifen, die fast schon zu hübsch zum Benutzen sind, gibt es passend zu den bisherigen Parfums in den Farben Schwarz und Weiß. Bald werde ich Gelegenheit zum Testen haben – ich berichte dann einmal. Bei Friendly Fur entdeckte ich am Samstag einen neuen Duft, der für mich persönlich zu den Messefavoriten gehörte: Green Carnation – Essence of New Gentleman:
„What makes a Gentleman today? What is the Essence of new Gentlemen? Nowadays it’s not a Gender Thing anymore and the new Gentleman can either be a Man or a Woman and everything in between. It’s the Essence that counts: Knowing the Past and focussing into the Future the new Gentlemen live in the Present. No sticky Dogma, no blurry Morals – Values! Coming from lived Empathy, Respect and Style, Education and Knowledge.“
Eine schöne pfeffrig, aber dennoch frische, kühle Nelke – mit einem leider gepfefferten Verkaufspreis von, ich meine, ca. 180 Euro, dafür aber mit einer gefriergetrockneten Nelke in, dreimal dürft Ihr raten, welcher Farbe… Was die Produkte angeht bin ich wohl einer jener Gutmenschen, denen Friendly Fur auf ihrer Webseite mehr oder weniger bescheinigen, dass sie für immer gestrig bleiben wollen, denn ich trage ganz bestimmt keinen Fuchspelz, woher auch immer dieser stammt. Der Duft ist aber trotzdem schön – einige Worte von dem Firmeninhaber frisch von der Esxence:
Direkt gegenüber hatte es sich Monsieur Levi bequem gemacht mit einer holzigen Installation, die seine Calé-Düfte präsentierte.
Daneben fand sich gleich Parfums D’Orsay mit einer schönen und überaus messetauglichen Präsentation: Neben den Düften konnte man hier einen kokonförmigen Sessel finden, auf dem man einige Minuten entspannen konnte – und wie. Massagekissen im Nacken, Musik im Ohr, Schlafbrille auf den Augen und Duft in der Nase – besser geht es nicht 😉 Für alle Freunde von Tilleul gibt es eine tolle Neuerung: Tilleul pour la Nuit, Tilleul für die Nacht. Von der Konsistenz her wie ein Bodyspray träufelt man sich die pflegende Substanz auf, die sich auf der Haut cremig anfühlt und den zarten Lindenblütenduft des Klassikers Tilleul verströmt – wie gemacht für wohligen Schlaf. Mit dem Team von Parfums D’Orsay durften wir auch einen Abend verbringen – eine sehr nette französische Gesellschaft! Die Inhaberin der Firma ist im übrigen die hübsche brünette Dame auf dem Foto.
Nächste Woche geht es weiter mit den Messeimpressionen – bis dahin wünsche ich Euch alles Gute und sende Euch viele herzliche Grüße,
Eure Ulrike.
Schreibe den ersten Kommentar