hat es uns gelockt dieser Tage – und unser Ausflug war durchaus lohnenswert, obgleich uns in Bella Italia mitnichten der freundliche Frühling erwartete, den ich mir so sehr angesichts der eisigen deutschen Temperaturen gewünscht hatte. Aber wer braucht schon gutes Wetter, wenn es gute Düfte gibt? Von Donnerstag, den 21.3. bis Sonntag, den 24.3. ging sie, die Esxence in Mailand, die dort das fünfte Mal stattfand und von Silvio Levi organisiert wird, dem Herrn hinter Calé Fragranze D’Autore, der ebenfalls einem internationalen Vertrieb vorsteht.
Mitten in der Innenstadt fand die Messe statt – und damit ganz gefährlich nahe an Mailands Quadrilatero d’Oro, dem goldenen Viertel, in dem sich so ungefähr alle namhaften Designer finden lassen, die das Herzchen – ob betucht oder nicht – so begehren könnte. Inmitten dieses geldbeutelbedrohenden Viertels hatte auch Intertrade einen Palazzo angemietet, in dem eine Ausstellung gezeigt wurde, die die Marken des international tätigen Vertriebes gezeigt wurden:
„UNSCENT präsentiert die neue internationale Duftszene mit künstlerischen Installationen und speziellen Projekträumen im historischen und faszinierenden Palazzo Morando im Herzen von Mailand. “
Mit von der Partie waren: Acqua di Stresa, Agonist, Boadicea the Victorious, Bond No. 9, Blood Concept, Byredo, Czech&Speake , Eight&Bob, The Hype Noses, I Love NY, Andrea Maack Parfums, Nasomatto, S4P, Six Scents und SoOud . Darüber hinaus konnte man außerhalb der künstlerischen Inszenierung auch Kunstinstallationen begutachten, nämlich diese:
„DIANE PERNET, eine der wichtigsten Modeikonen weltweit, präsentiert einen speziellen Video-Duftraum. Der japanische Künstler SACRÉ NOBI präsentiert die Idee seines Parfüms basierend auf dem Studium der Pietà von Michelangelo und YUSUKE NISHIMURA stellt seine Arbeiten basierend auf einer Untersuchung des Lichts und des Unsichtbaren vor, die für das Image von Unscent stehen. Es gibt eine spezielle Vorstellung des neuen Re Profumo. “
Madame Pernet sagte mir bis dato gar nichts, obgleich ich nicht nur Duftblogs lese – sie ist eine bekannte Bloggerin, ihr Blog heißt A Shaded View on Fashion. Allerdings ist Madame nicht nur Bloggerin – sie ist/war auch Fashion- und Kostüm-Designerin, war Fashion Editor für die Elle und die Vogue, hat einen Abschluss einer Filmhochschule und und und… Darüber hinaus brilliert sie mit einem sehr ausgefallenen Styling, das ein bisschen an eine Avantgarde-Witwentracht erinnert. Interessant, mutig und irgendwie cool – live sah sie natürlich exakt gleich aus, sie spazierte nämlich vor meiner Nase in die Ausstellungsräume. Lustwandelnd durch das goldene Viertel könnt Ihr mir mit Google folgen, ansonsten übernehme ich jetzt mal das Ruder und erzähle Euch, was Unscent so bereit hielt. Die Räumlichkeiten des Palazzo zeigten sich in Grau abgehängt und ein Großteil der Düfte wurde an der Wand auf schlaue Art und Weise präsentiert: Transparente (Plastik)Halbkugeln waren an den Wänden befestigt, in deren Inneren sich kleine Schälchen mit Düften befanden, die man dank einer Öffnung in den Kugeln regelrecht inhalieren konnte. Eine anmutige und durchaus zweckmäßige Art, Düfte kennenzulernen.
Darüber hinaus fanden sich allerlei Preziosen, die so manches Herz höher schlagen ließen: Ob Robe oder Schuh, in so gut wie jedem Raum hatte man einzelne Teile bestimmter Designer, passend zu den Düften ausgewählt und ausgestellt. Ein gelungenes Zusammenspiel, dass sich bei den Installationen fortsetzte: Der Raum des Herrn Nobi zeigte eine Diaaufnahme der Pietà und war derart fein und beruhigend beduftet mit einem harzig-balsamischen Duft, dass ich mich nach dem langen Flug am liebsten in einer dunklen Ecke eingerollt und geruht hätte. Pernets Installation bestand aus einem Chesterfield-Ledersessel, in den ich mich sogleich schwang, ein paar sehr ästhetischen Kurzfilmen und einer sehr subtilen, da überaus zarten Beduftung. Lediglich der Zusammenhang zwischen eben jener und den anderthalb Kurzfilmen, die ich gesehen hatte, ist mir nicht ganz klar geworden. Allerdings füllte sich der Raum und, ja, – die Zeit, sich längerfristig auf eine derartige Installation einzulassen, die fehlte mir.
Im hinteren Bereich des Palazzos, von dem auch die Kunstinstallationen abgingen, hatte man einen in weiß gehaltenen Showroom eingerichtet, der mit deliziösen essbaren Kleinigkeiten, Prosecco und frisch gepressten Säften sowie natürlich den kompletten Kollektionen der oben genannten Labels lockte. Frei zum wilden Sprühen – und war die Nase voll oder der Nikotinpegel zu niedrig, konnte man sich im Hinterhofgarten entspannen. Dort schwirrten dann doch einige Bekannte an mir vorbei: Henin, der sympathische Mann hinter Jovoy, dann Gualtieri, die „verrückte Nase“ von Nasomatto sowie einer der beiden Attraktiven von Blood Concept konnte ich sichten.
Und wenn wir schon bei Blood Concept sind: Deren Präsentation hat mir mit Abstand am besten gefallen auf dem Unscent-Event: BL4CKROOM hieß das Ganze, untertitelt mit „levels of darkness“. Auf ihrer Webseite schrieben sie dazu – „Step in, oh wandering souls“, kommt herein, ihr irrlichternden Seelen… und entdeckt Eure dunklen Seiten. Diese galt es auch dufttechnisch zu entdecken – die vier neuen Düfte, die hier präsentiert wurden, sollen die finsteren Facetten (oder auch: Abgründe?) von 0, A, B und AB darstellen. Die Wahrnehmung lief gleich über drei Sinne ab: Über die Nase, die Augen und die Ohren.
Zuallererst aber musste man sich in den Darkroom begeben, in den man von einer burlesk anmutenden Dame, die einer Vintage-Kinoplatzanweiserin glich, hineingelockt wurde. Jeder Duft war über einen in der schwarzen Wand eingelassen Spalt zu riechen, während ein Spalt weiter oben ein Film lief, der über Kopfhörer von der passenden Musik unterstrichen wurde. Ein bisschen voyeuristisch mutete das Ganze an – und die Filmchen passten ganz hervorragend dazu. Ein Hauch Erotik, eine Prise Sex, eine ordentliche Portion Abenteuer und natürlich Gradwanderungen… Ich habe einen Zusammenschnitt aus allen vier Videos für Euch gefunden, seht hier:
Was die Düfte angeht, gibt es noch keine großen Neuigkeiten – sie kommen wohl in ein paar Monaten. Allerdings konnte ich bisher noch keine Duftnoten in Erfahrung bringen – nur soviel, und das dürfte sehr wohl von Interesse sein: Im Vergleich zu den früheren, sehr konzeptionell anmutenden Düften, hat man hier – trotz des Namens und des Heraufbeschwörens von Dunkelheit – doch deutlich gefälligere Düfte gestrickt, die aber immer noch über Ecken und Kanten verfügen. Auf den ersten, zweiten und dritten Riecher hat mir das mir Entgegenströmende sehr gut gefallen und ich bin wirklich ziemlich gespannt auf die Düfte, mit denen Blood Concept sicherlich ein größeres Publikum erreichen können. Ansonsten gab es so gut wie keine neuen Düfte, einzig Boadicea the Victorious hatten einige Parfums in petto, die nach Straßennamen benannt waren – ich kannte sie noch nicht, werde mich noch schlau machen, da mir dort leider keiner wirklich weiterhelfen konnte. Und dann waren da natürlich noch Agonist mit ihrer schönen Installation zu ihrem neuen Duft Isis:
„Agonist presents the new Isis, a unisex fragrance, fresh and springy, that brings back the tones of the sun. Headphones required! The ISIS sound-installation from UNSCENT show in Milan. Potraying the exact moment when the bud bursts and the ice is letting go. New life, new beginnings. The glass sculptures have tension inside and vibrates until they crack during the installation. A celebration to spring. ISIS will be available in stores, June 2013.“
Für heute verlassen wir nun „Unscent“ und machen uns ab morgen zusammen auf, die eigentlich Esxence zu erkunden. Bis dahin alles Liebe und viele Grüße,
Eure Uli, immer noch ganz geschafft von den ganzen Eindrücken.
Bildquelle: Alle Rechte der Bilder liegen bei mir, Ulrike Knöll – exklusive des „Dark Room“-Instagram-Bildes – all rights reserved by Blood Concept.
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