Wie so oft präsentiere ich Euch am Ende einer Reihe von Rezensionen, die eine Firma betreffen, meinen Liebling. Diese Woche habe ich mir Baldi zur Brust genommen und unter die Nase geklemmt. Der letzte Duft in dieser Kollektion ist Ametista, der Amethyst. Und, was soll ich sagen, Ametista hat mein Herz im Sturm erobert. Vielleicht sollte ich Euch zuerst einmal die Duftnoten verraten: Kopfnote: Bergamotte, Orange, Limette, Koriander, Litsea Cubeba; Herznote: Ylang-Ylang, Veilchenblätter, Pfirsich, Himbeere; Basisnote: Patchouli, Vanille, Weißer Moschus. Soweit so gut, der Hersteller weiß dieses hier über den Duft zu berichten:
„Ein Verbund lebendiger Zitrusnoten, wie kalabrische Bergamotte, brasilianische Orange und mexikanische Limette, wird von exotischen und aufgeweckten Noten asiatischen Korianders sowie Litsea Cubeba veredelt. Die Essenz entwickelt sich weiter mit kostbarem Ylang-Ylang von den Komoren sowie eleganten Veilchenblättern, die wiederum auf samtige Pfirsichnoten und die herbe Fruchtigkeit eines Himbeersorbets treffen. Vollendet wird der Duft von den hypnotischen und einhüllenden Düften des indonesischen Patchoulis und Vanille aus Madagaskar, verwoben mit einem Hauch von Weißem Moschus.“
Text und Duftnoten sind, meiner Meinung nach, irgendwie… unentschlossen. Oder vielmehr – nicht aussagekräftig genug. In jedem Falle hätte ich mir mitnichten etwas vorgestellt, was mich ähnlich zu fesseln vermag wie Ametista – und das, obgleich ich noch nicht einmal neben dem Schreiben dieses Artikels hier gepichelt habe und mir die Sinne vernebelt waren. Selbst wenn – Ametista hätte mir vielleicht geholfen, denn der Amethyst galt im alten Griechenland als ein Stein, der dem Rausche entgegenwirkt. Bekleidet mit irgendeinem Amethysten sei man vor dem (Wein)Rausch gefeit, dachte man. Allerdings rührte dieser Aberglaube auch daher, dass man Wein früher wie heute gerne mal mit Wasser mischte, häufig auch, um mehr davon trinken zu können 😉 Eine andere Variante der Namensgebung ist laut Wiki die, „dass Bacchus, der Gott des Weines, ein junges Mädchen so erschreckte, dass es zu Kristall erstarrte. Daraufhin seufzte der Gott, und als sein Atem den Stein berührte, färbte er diesen purpur wie die Farbe des Weines.“
Mich hat Ametista nicht erschreckt, sondern vielmehr berauscht – ich hing die ganze Zeit beim schreiben dieser Rezension mit meiner Nase über dem Handgelenk und konnte mich nicht lösen von dem Duft. Schon alleine der Auftakt: Saftige, verhalten süße Zitrusfrüchte – ich hätte hier mehr auf Mandarinen denn auf Orangen getippt, in Begleitung von herben, spritzig-dynamischen Hesperidengesellen, die für ordentlich Frische sorgen. Limette entdeckt man alsbald als kühle Kühne, ferner wird meine Nase aber sogleich auch anderen Früchten gewahr – süß-samtige Fruchtnoten, auf eine Art und Weise exotisch anmutend, umgarnen meine Sinne. Pfirsich erkenne ich sofort, einen taubenetzten, frischen, dem die Feuchtigkeit von seiner samtigen Haut perlt. Himbeeren verfeinern das Stillleben, ebenfalls in satter Reife und mit seidiger Oberfläche. Überhaupt wirkt Ametista – seidig. Kühl seidig und zart. Aber dennoch keinesfalls distanziert, sondern weich, anschmiegsam, auf eine Art skinnig. Seine Frische legt der Duft nie ab in seinem Verlauf, was ihm sehr gut zu Gesicht steht. Und die Fruchtigkeit bleibt ihm ebenfalls erhalten, vielmehr – sie macht seinen Charakter aus. Florale Anklänge vermag man auch zu sehen, leise tropische Weißblüher, die unser Stillleben umranken, nektarverwöhnt und sachte dahingehaucht wie bei einem Aquarell.
Den Abschluss bildet eine weiche und zurückhaltende Basis, die dem Duft Tiefe gibt, ohne ihn jedoch vordergründig-dominant zu prägen. Patchouli spendet Pudrigkeit und, wie ich meine, eine Ahnung von Kakao, während Moschus watteweich abfedert. Von der Vanille erhält Ametista zusätzlich Würze und natürlich Cremigkeit.
Haltet mich für verrückt: Baldis Ametista ist in der ganzen Kollektion natürlich der am ehesten in die feminine Richtung tendierende Duft. Aber: Auf Anhieb würde ich sagen, dass ich ihn mir – weshalb auch immer – auch sehr gut an dem passenden (!) Mann vorstellen kann. Ausprobiert habe ich es bereits – mein Nachbar und Kumpel musste mal wieder herhalten wie so oft, er hat ganz viele der Düfte, von denen ihr hier lest, immer mitzutesten… Schwierig wird es, den richtigen Mann und das richtige Styling für Ametista zu finden, aber – es ist einer der einzigen, deutlich fruchtig geprägten Düfte, die ich mir an einem solchen wirklich einmal wünschen würde.
Die Damenwelt hat diese Probleme natürlich nicht – ich bin mir sicher, dass Ametista hier viele Freundinnen finden wird. Ein solch herrlicher, seidiger Duft von einer solchen Ausstrahlung ist so unverzichtbar wie – ein schönes Sommerkleid und/oder ein toller weiblicher Schuh.
Es grüßt verzückt –
Eure Ulrike, die Euch hiermit ins Wochenende entlässt 😉
P.S.: Habt Ihr schon getestet? Oder gar schon ein neues Edelsteinwohnzimmer bei Baldi in Auftrag gegeben? 😉
Liebe Ulrike, dies ist der Duft welchen ich mir schon auf Grund Eurer Voranskündigungen von den 4 Düften auserkoren hatte. Ich kann ihn mir gut vorstellen. Was aber ist Litsea Cubeba? Ich kenne nur Cubebenpfeffer (auf meinem Lieblingsobst-gemüse, duftet, der riecht wie Edelholz ohne Schärfe und das zum Frühstück) Nein, ich habe keine solches Wohnzimmer:-D Aber ich habe ein wunderschönes Schmuckamethystset, gebraucht und alt gekauft von verschiedenen Verkäufern, unterschiedlich in der Farbe und im Stil, aber wunderschöne klare Steine. Zudem besitze ich eine Scheibe Amethyst der in der Mitte durch vulkanische? Hitze orange geworden ist: Zitrin.
Du merkst: Edelsteine, Schmuck ist auch eine meiner Leidenschaften.
Ein wunderschönes Wochenende, liebe Grüße
Waltraud
Hallo liebe Waltraud,
nein, der Pfeffer ist nicht gemeint, ganz und gar nicht 😉
Schau mal hier:
http://en.wikipedia.org/wiki/Litsea_cubeba
Edelsteine sind ein tolles Hobby. Ich persönlich habe vor Jahren mal, auf der Suche nach einem schönen Opal für meine Mutter, mich in dieses Thema auch ein bisschen eingearbeitet. Sehr vielseitig, faszinierend und… teuer – wie fast jedes Hobby, bei dem man in die Tiefe geht 😉
Viele liebe Grüße,
Ulrike.