Penhaligon’s „Quercus“ bezeichnet die Gattung der Eichen. Wüsste man es nicht besser, würde man eigentlich an einen schweren, holzigen Duft denken, oder nicht?
Ich muss an die knorrigen Eichen in den Gemälden von Caspar David Friedrich denken, die eine tiefernste Atmosphäre und den Hauch der Vergänglichkeit verbreiten. Eichen können uralt werden und besitzen ein hartes Holz. Wir Deutschen haben uns die Eiche gewissermaßen zum Nationalbaum erhoben, so geht die Verehrung der Eichen bis auf die alten Germanen zurück, und heute noch ziert Eichenlaub die drei kleinsten deutschen Euromünzen. Schnuppert man an „Quercus“ wird man sofort erkennen, dass es hier keineswegs um die mit tiefschürfenden Existenzfragen befasste deutsche Seele geht, ganz im Gegenteil.
Der Produkttext leitet noch das englische Wort „quirky“ ab, was so viel wie „schrullig“ oder „eigen“ bedeutet, aber wie mir unser native speaker Shane versicherte in einem ganz positiven Sinne. Kürzlich widmete die Fernsehsendung „Planet Wissen“ dem Thema Exzentriker eine ganze Sendung und es wurde festgestellt, dass es in Großbritannien überdurchschnittlich viele von ihnen gibt. Ich denke wir kommen langsam auf eine gute Fährte, um den Duft zu charakterisieren und das im ganz wörtlichen Sinn. Irgendwie erscheint der Duft wie ein gutgelaunter Exzentriker zu sein, ohne aber exzentrisch zu riechen! Aufgesprüht entfalten sich lebhafte Hesperiden sowie grüne Noten, die recht schnell von floralen Noten untermauert werden. Erst nach längerer Zeit kommt die Basis zur Geltung, die feine und dezente Holznoten sowie Moschusanklänge bereithält. Wer Creeds „Himalaya“ seinen besten Freund nennt, dürfte bei „Quercus“ bestens aufgehoben sein.
Die Duftnoten:
Kopfnote: Zitrone, Limette, Mandarine, Bergamotte
Herznote: Jasmin, Maiglöckchen, Kardamom
Basisnote: Eichenmoos, Sandelholz, Galbanum, Moschus, Ambra
Es ist nicht der Exzentriker selbst, den ich in diesem Duft wiederfinde, sondern seine Einstellung gegenüber der Gesellschaft. Ich stelle mir diese Haltung – vielleicht zu Unrecht – als Freiheit vor, auf die Meinung anderer zu pfeifen, eine innere Heiterkeit und Leichtigkeit, sich von allem Gerede befreit zu haben und genau das ist „Quercus“. Und wenn wir den Bogen zur Eiche schlagen wollen: „Was juckt es die stolze Eiche, wenn sich eine Wildsau an ihr reibt?“ – dieser Spruch stellt die heitere Gelassenheit von „Quercus“ bestens dar.
Meine Damen und Herren, konzipiert wurde „Quercus“ 1996 eher als Herrenduft und erfindet in diesem Gebiet das Rad sicherlich nicht neu, er erinnert an den einen oder anderen populären Duft dieser Zeit. Ich würde ihm aber mehr Zeitlosigkeit zusprechen. Ich finde ihn klasse, das ist ein Duft, den man sich morgens ohne weiteres Nachdenken auftun kann, ein unkomplizierter, sauberer, heller und auch bürotauglicher Geselle, tendenziell etwas für junge Menschen…soll auch schon bei schlechter Laune geholfen haben…
Bestgelaunte Grüße
von Harmen
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