Gestern hatte ich Euch bereits einen ausführlichen Einblick in den Hintergrund zu dem Label Hors Là Monde gegeben, heute geht es neben weiteren Geschichten endlich weiter mit den Düften… Drei sind es, Shiloh, Lady Shiloh und Shiloh X.
Shiloh war der erste Duft: 2007 lanciert fand er viele Freunde und wurde, vor allem in den amerikanischen Duftforen und unter den Sniffapaloozas sehr gehypt, zu Recht. Der Name hat natürlich auch einen Hintergrund: Shiloh steht laut Symine Salimpour für „Geschenk“, ganz so sicher ist man sich bezüglich der Bedeutung dieses biblischen Wortes allerdings nicht. Es stammt aus dem alten Testament und taucht auf im Buch Genesis, als der Sohn Juda des Patriarchen Jakob gesegnet wird. Insofern wird Shiloh oder auch Schilo in jedem Fall im Zusammenhang mit etwas Gutem stehen. Solch Gutes ist Salimpour wohl auch durch einen Menschen widerfahren: Er soll ebenfalls diesen Namen getragen haben und, wie sie erzählt, sein Leben eine Zeit mit ihr geteilt haben. Eben jenes hätte sie wohl wieder getrennt, trotzdem sei der Duft Shiloh ein Geschenk an ihn, wie sie in dem gestern bereits genannten Interview mit dem Sniffapalooza-Magazin erzählt.
Eine vergangene Liebe? So hört es sich in jedem Falle an, erst recht, wenn man das zum Label veröffentlichte „Abenteuer“ liest, das wir Euch auf Deutsch übersetzt haben:
„Es war damals in Paris, bei einem Freund, als ich sie das erste Mal traf. Wir beide liebten Paris, obwohl es eine irrationale Liebe war. Ich erinnere mich an das Funkeln in ihren Augen, allein wenn die Rede auf die Dächer und Brücken der Stadt kam. Doch plötzlich wurde das Funkeln in ihren Augen von einem Hauch Melancholie verdunkelt und sie fragte mich, ob ich von Orlamonde wüsste. Sie wartete nicht auf meine Antwort und fuhr ernst fort. „Orlamonde ist der schönste Ort der Welt… Orlamonde ist ein zauberhaftes Schloss, auf einer Klippe über der Französischen Riviera gelegen. Von hier aus scheint der blaue Horizont unendlich zu sein, die Grenzen verschwinden und die Unendlichkeit wird geradezu greifbar. Vielleicht nannte es der Besitzer deshalb so. Denn wenn Schönheit so intensiv ist, würde sie dann nicht Raum und Zeit überwinden? Ich hörte ihr die ganze Nacht lang zu. Sie berichtete von Liebe, Unbeschwertheit, Schmerz und Lust. Eine Geschichte von Liebenden, die bereit waren zu sterben. Am nächsten Tag blieb ich im Restaurant, wo wir ausgemacht hatten, uns wieder zu treffen, aber sie sollte niemals erscheinen. Der Wirt kam auf mich zu. „Mr. Shiloh?“ „Ja“, antwortete ich verblüfft. „Eine junge Dame hat einen Brief für Sie hinterlassen“, antwortete er.
Mein Lieber Freund, kaum haben wir uns getroffen, schon sind wir wieder voneinander getrennt… Ich habe die gemeinsame Zeit sehr geschätzt, von einer anderen Welt zu träumen, und heute Morgen habe ich diesem Traum einen Namen gegeben: Hors Là Monde. Warst Du es? War ich es? Oder war es Orlamonde, was in mir den Drang erweckte, nach der allumfassenden Schönheit zu suchen? Ich denke immer noch darüber nach… Ich werde Dich niemals vergessen. Ich verspreche, jeden magischen Moment, den ich erlebe, mit Dir zu teilen. Pass auch Dich auf, denn Zeit ist eine Illusion. Jetzt lasse ich Dich zurück, aber eines Tages werde ich Dich wiederfinden. Adieu.“
War es Salimpour, die sich von ihm getrennt hat? Wer war er? Wieviel Wahrheit steckt in der Geschichte, in den Geschichten? Man weiß es nicht, wir wissen es nicht, können nur spekulieren. Trotzdem oder gerade deswegen werde ich zu jedem Duft, den ich Euch vorstelle, diese etwas kryptischen Texte von Madame Salimpour veröffentlichen.
Lasst uns jetzt mit Shiloh beginnen, der mit folgenden Zeilen aufwartet:
„Mein lieber Freund, die Wüste hielt ihr Versprechen. Die Tage sind heiß und manchmal spüre ich die Kälte in der Nacht. Aber es ist Dein Parfum, das ich am meisten vermisse. Oh, so viele Nächte, in denen ich in meinen Träumen versuchte, diesen Duft einzufangen. War es nicht ein holziger, orientalischer, würziger Blütenduft mit Zitrusnoten, Hibiskus und frischen grünen Noten? Ich erinnere mich an ein Herz aus Rosen von Isfahan, an kostbare Hölzer und Zedernholz in einer Mischung aus Patchouli, Sandelholz, Weihrauch, Eichenmoos, Moschus und Vanille. Ich werde bald mit einer Flasche zurückkehren, mit einem Duft, den ich nach Dir „Shiloh“, benannt habe. Mein Bild von uns – die besondere Verbindung aus Stärke und Zerbrechlichkeit – die mich an Dich bindet.“Französische Eleganz und orientalische Wärme soll Shiloh ausmachen und er soll Ausdruck einer großen Liebe sein und Rosen aus Isfahan enthalten, der Geburtsstadt von Salimpours Vater. Der Vorschlag Roudnitskas war es wohl, diese Rosen mit Zitrusfrüchten und Grün zu kombinieren in einem holzigen Duft. Letztendlich ist es das auch geworden, aber Shiloh auf diese paar Schlagworte zu reduzieren greift wesentlich zu kurz…
Im Auftakt prescht mir ein wildes Gemisch aus Zitrischem, säuerlich-herb und prickelnd, sowie Grünem in die Nase, krautig-wild-wuchernd. Dieser Eindruck bleibt erhalten, mildert sich aber alsbald ab, da Gesellschaft im Anmarsch ist – spätestens hier sollte man sich für Shiloh Zeit nehmen, wirklich. Shiloh ist nämlich sehr viel komplexer, als man vielleicht meinen mag aufgrund obiger „Charakterisierung“. Sicher, die Herbheit der Zitrusfrüchtchen bleibt erhalten, genauso wie die Kräuter, allerdings lässt sich noch viel mehr entdecken: Eine kühne und kühle Rose, frisch und meiner Meinung nach pfirsich-fruchtig, Töne von Moos, knarzige Hölzer, balsamische Anklänge und Baumharz, von erdigem Patchouli gesäumt, zart-rauchig und von vanillepudriger Weichheit. Shiloph oszilliert, und zwar zwischen diversen Polen – gleichermaßen wärmend wie kühlend ist er ebenso herb wie süß, er vermittelt, verbindet, verknüpft, verschmelzt.
Ein rares Kleinod und ein selten schöner, sehr eigener Duft, den ich an Männern wie Frauen gleichermaßen sehe. Meine Nase riecht hier deutliche Chypreanklänge und auf den ersten Riecher hat mich der Duft an einen zugegebenermaßen schon lange nicht mehr getragenen Liebling von mir erinnert – an Eau Suave von Parfums d’Empire. Parallel getestet unterscheiden sich die Düfte deutlich… und trotzdem, wer die Handschrift des einen mag wird den anderen nicht verschmähen, würde ich sagen.
Morgen und übermorgen folgen die restlichen beiden Düfte von Hors Là Monde – bis dahin alles Liebe,
Eure Ulrike.
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