… befand die Neue Züricher Zeitung, die ich spätestens seit Luca Turins Kolumne Duftnoten sehr gerne und regelmäßig lese, vor ein paar Wochen – und titelte damit einen Bericht über Sentifique, einem neuen Nischendufthaus aus Zürich.
Der Kopf hinter Sentifique – die ich ständig mit „c“ schreiben möchte, verflixt – ist Friedemann Ramacher, von Haus aus Designer und somit Schöpfer diverser, überaus ansprechender Möbelstücke für seine Firma Fluidum. Ins Leben gerufen wurde seine Duftkollektion Sentifique bereits im Jahre 2009, bis zur Realisierung und Präsentation sollte es aber noch drei Jahre dauern – 2012 wurde die Marke vorgestellt, deren Name als Wortspielerei aus, wie ich bereits vermutete, dem Französischen „senteurs magnifiques“. Senteur heißt Geruch und magnifique lässt sich mit großartig, grandios am besten übersetzen. Es erwarten uns also herausragende Düfte – hoffentlich! Wir werden es bald erfahren, ich habe mir die vier Schätze selbstverständlich für Euch unter die Nase geklemmt und werde sie heute und nächste Woche rezensieren.
Das Design im übrigen gefällt mir sehr gut – man rühmt sich mit Extravaganz und Avantgardismus, der trifft rein optisch in jedem Falle zu. Wer sich aber einmal die Kreationen des Herrn Ramachers anschaut, den wundert entsprechend Minimalistisches allerdings auch nicht. Mir gefallen die schlichten, schlanken, aufs Wesentliche reduzierten Flakons sowie das Corporate Design sehr. Schauen wir mal, ob das auch mit den Düften so ist…
Ich kann gar nicht anders als mit „Testostérone“ zu beginnen, alleine des Namens wegen 😉 „Die Essenz des Mannes“ wird uns versprochen. „Das männlichste Parfum, das jemals kreiert wurde“ soll Testostérone sein, eines, das genau die Attribute ausstrahlt, für die man Männer so schätzt und was sie (angeblich) so faszinierend macht: Kraft, Souveränität, Überlegenheit, naturgegebene Maskulinität (eine Tautologie, irgendwie, aber egal…).
Mmmmh, ich stehe ja gar nicht auf Mann-Mann-Düfte und Testostérone hört sich eben genau nach solch einem Exemplar an: Ein Mann, der auf Teufel komm raus männlich sein möchte und dem man exakt jene verzweifelte Anstrengung auch anmerkt. Meist endet das entweder in unfreiwilliger Komik mit mittelhohem Peinlichkeitsfaktor, je nach Exemplar, oder eben in Tragik. Das tut Testostérone nicht, Gott sei Dank. Was aber auch daran liegt, dass er eben nicht so ein vordergründig-plump-plakatives Mannsein propagiert. Markant und intelligent ist er und beschränkt sich auf das Wesentliche. Der Jason Statham der Düfte? Der ist ja bisher auch Philosoph geblieben, da er sich in seinen Filmen meist auf aussagekräftige Kurzsätze wie „Baby, I’ll take it“ beschränkt. Aber – ich liebe ihn trotzdem. Oder gerade deswegen, das vermutlich eher. Manchmal, das wusste schon Bauhausgröße Mies van der Rohe, ist weniger eben mehr – so auch bei Testostérone: Gewürze, Birkenteer, Patchouli und Oud finden sich in dem Duft und üben in der Tat eine magische Anziehung aus. Birkenteer, bekannt vor allem auch durch die Düfte des Herrn Tauer, gebärdet sich zivilisiert, aber dennoch rauchig, düster, balsamig-teerig und holzig-harzig. Oud passt hier ganz hervorragend mit ins Bild, unterstreicht es doch die markante Rauchigkeit und die Holzigkeit, während Patchouli Erde darüberstreut. Aber nicht nur Erde kommt von dem Kräutlein, sondern auch Wärme, und zwar von latent und leise an Kakao erinnernden Anklängen, die von einer samtig-pfeffrigen Würze getragen werden. Knarzige Trockenheit mit Noten von Karotte runden diesen Mann auf gekonnte Art ab – zurück bleibt einer, der präsent ist und den man(n) sehr wohl begehren kann.
Von der Männerwelt springen wir, schwupps, sogleich zur Damenwelt: Dangereuse heißt sie, die Kreation, die „die Rückkehr der Weiblichkeit verheißt“. „Ein luxuriöses, betörendes und verführerisches Parfum“ für Frauen, „die ihre Weiblichkeit in vollen Zügen genießen“. Hört, hört… und ewig lockt das Weibliche, so ist es wohl. Dangereuse lockt auch – und zwar einige: Zuerst einmal Gourmandfreunde. Dann Irisliebhaber. Und vermutlich noch etliche mehr… Vier Zutaten hat man hier angegeben, Iris, weißer Moschus, Kokosnuss und Sandelholz. Und auch bei Dangereuse reichen vier Ingredienzen dazu aus, um einem den Kopf zu verdrehen: Im Auftakt hätte ich eigentlich einen Anflug von Aldehyden gewittert, der scheint aber wohl nicht vorhanden. Dann unterstelle ich jene verhaltene Fruchtigkeit einfach mal jener Moschussauberfrische, die von vorne herein den Duft prägt. Die Paarung von Iris und Sandelholz macht fast immer eine gute Figur, so auch hier – Irispuder, Sandelholzcreme und dazu Kokosmilch, Herz, was begehrst Du mehr? Feminin, anschmiegsam, kuschelig und gleichermaßen verführerisch-kokettierend – Dangereuse wird einigen da draußen gefährlich werden…
Dieser Tage geht es weiter mit Sentifique – bis dahin viele liebe Grüße,
Eure Ulrike.
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