Eau de Fröhliche No. 2 – Teil Zwei.

Gestern gab es bereits die Einführung zu Eau de Fröhliche No. 2, dem neuen Weihrauchwunder des Berliners Erik Kormann – heute kommen wir nun zur Duftbesprechung. Eine Katze, eine gar herrliche, ziert den zweiten Duft aus Kormanns Eau de Fröhliche-Weihrauch-Edition, und ich erwähnte schon, dass ich durchaus Parallelen sehe zwischen diesen befellten Wesen auf vier Pfoten und jener Parfumkreation.

Charles Baudelaire, einer meiner Lieblingslyriker (Ihr werdet es aus einigen meiner Lutens-Artikel wissen, auch Monsieur ist ein großer Fan…), hat meiner Meinung nach mit die schönsten Katzengedichte geschrieben – eines davon hatte ich zum Beispiel in diesem Artikel hier zitiert, den ich meinem Fellknäuel Zora gewidmet hatte. Auf ihn möchte ich auch heute zurückgreifen mit den folgenden Zeilen:

„Nachsinnend nehmen sie der Sphinxe edle Haltung ein, die dämmernd an dem Strand der tiefen Einsamkeiten endlose Träume dichten in lässiger Entfaltung.“

OskardasSeelchen

Was macht Katzen so besonders? Katzenfreunden werden viele Eigenschaften einfallen, so wie auch Rilke seiner Leidenschaft für das Pelzgetier zum Ausdruck brachte: „Das Leben und dazu eine Katze: Das gibt eine unglaubliche Summe, ich schwör´s euch!“ Dem bin ich geneigt, absolut zuzustimmen. Wieso? Weil Katzen eine so unnachahmliche Ruhe besitzen. Erhabenheit. In der Wirkung macht das den Anschein, als wären sie in perfekter Harmonie mit sich, hätten ihre seelische Balance gefunden. Ihre großen Augen eröffnen Welten – und wecken die Erwartung, man könne darin Lösungen für alles sehen, fände Wahrheit in deren unergründlicher Tiefe. Der Tiere Unabhängigkeit, ihre Unzähmbarkeit, ihr Stolz. Jenes Charaktervolle und ihre leidenschaftlichen Launen. Ihre Eleganz und ihre grazile Anmut. Und darüber hinaus – die Kostbarkeit ihrer Zuneigung, wenn man sie einmal errungen hat und ihre Anschmiegsamkeit, die, wenn sie einem gilt, zur Ehre gereicht.

OskardasKleinod

Einige viele dieser Attribute kann man auch auf Eau de Fröhliche No. 2 übertragen – aber lassen wir erst einmal Erik Kormann selbst zu Wort kommen:

„Zur Begrüßung gibt es in der Kopfnote Bergamotte, und, nicht unbedingt zum Riechen, sondern als kühles, ätherisches Gefühl – Minze. Es soll eine Ahnung sein, ein Gefühl. Wer wird denn schon wie ein Hustenbonbon riechen wollen? 3g Minze sind überhaupt nur enthalten (von 1000g Öl). Dieser kühle Eindruck hält sich gut bis ins blumige Herz des Duftes hinein (deutlich dabei die Rose – etwas cremig – und trotzdem kein Rosenduft), wo dann auch die Anisnote (wirkt bisweilen leicht krautig) deutlich wahrnehmbar wird. Wer aber glaubt, dass 18g Anis in 1000g Duftöl ausreichen würden, die Mischung als OUZO zu deklarieren, der lässt sich von der Beschreibung in die Irre führen. Was aber überhaupt nicht schlimm ist. Genau diese Empfindungen – auch wenn sie vielleicht stören – gehören wie die Düfte selber zum Abwechslungsreichtum der Parfumerie. Ich finde einfach, dass Minze, Rose, Anis und Weihrauch gut zusammenpassen. Im Übergang zwischen Mittelnote und Basis wird der Duft etwas pfeffrig, was schon beim EdF 1 so war und meiner Erfahrung nach ein Ergebnis von Weihrauch und Bois de Esprit (Iso e Super) ist. Die Basis des Duftes aus Musk und Weihrauch (leicht holzig durch Bois de Esprit und Guajak) verbleibt ausreichend lange auf der Haut.“

Der Duft hat eine Duftkonzentration von 20%, welche dem eines reinen Parfums entspricht – ein ebensolches halten wir mit Eau de Fröhliche No. 2 auch in der Hand. An natürlichen Stoffen sind im Duft neben Bergamotte, Minze, Rosenöl und Weihrauch auch Guajak und Anis enthalten.

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Im Shop hatte ich Eriks Duft folgendermaßen beschrieben:

„Eau de Fröhliche No. 1, mittlerweile leider vergriffen, war ein Weihrauch, der nicht nur Liebhaber jener Räucherware in Entzücken versetzte.

Sein Nachfolger, Eau de Fröhliche No. 2, tut es ihm gleich – wir sind uns absolut sicher, dass dieser Weihrauch nicht nur für Fanboys/girls jener Ingredienz geschaffen wurde, sondern auch und gerade Weihrauchzögerer und -zauderer erreichen dürfte: Ein kühler und kontemplativer Duft, Understatement und Zeitgeist ausstrahlend. Zitrische Anklänge im Kopf erfährt Eau de Fröhliche No. 2 während seines Verlaufs eine wahrhaft kühne Frische von Minze, die sich vorzüglich mit Noten von dezentem Anis vermischt, transparente Luftigkeit kreierend. Dazu gesellen sich eine beerig anmutende Rose und jener göttliche Weihrauch, zart, subtil, verhalten rauchig. Jenes Quartett ist es, das Eau de Fröhliche No. 2 so unnachahmlich anziehend macht – getragen von weichem Moschus von sanfter Wärme sowie Hölzern.

Ein Duft voller Charakter, fragil, zeitlos und von berückender Schönheit.“

Und ich bleibe dabei: Je öfter und je länger ich Eau de Fröhliche No. 2 teste, desto schöner finde ich ihn – und das, obgleich er mich bereits sofort nach dem ersten Testschnuppern in seinen Bann zog. Für mich persönlich bisher der schönste Duft von Erik. Einer, den man sich nicht entgehen lassen sollte. Und einer, der es durchaus mit diversen Großen und Größen der Branche aufnehmen kann. Eben einer, der sich sehen lassen kann.

Der Auftakt ist kurzzeitig geprägt von prickelnder Bergamotteherbheit, die allerdings zugunsten der Pfefferminze in den Hintergrund rückt. Jene Minze ist es, die den Duft (mit) prägt, die ihm den ganzen Verlauf über erhalten bleibt. Eine luzide, frische und leuchtende Minze, deren verhalten-eigenartige Süße von zartem Anis aufgegriffen und verstärkt wird. Aniszauderer müssen hier keinerlei Angst haben – der Anis passt perfekt in den Duft und verhält sich für seine Verhältnisse außerordentlich zivilisiert und artig, vielmehr hell als würzig, und führt so über in das reiche Herz von Rosen und Weihrauch. Kühl, kühn und von außergewöhnlicher Schönheit, fast kontemplativ anmutend und doch so lebendig, obgleich auf eine anregende Art und Weise geheimnisvoll. Ein Hauch Pfeffer mischt sich dazwischen, während leise Hölzer anklingen.

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Ja, wahrlich, Eau de Fröhliche No. 2 gleicht einer geliebten Samtpfote: Von schlanker Gestalt und doch von solch einprägsamem Charakter. Elegant, anmutig und schön. Hautnah, anschmiegsam, schmeichelnd. In sich ruhend, würdevoll, erhaben. Beruhigend und ruhig. Leichtfüßig schwebend. Süchtig machend. Ein Unikat, allemal. Die kleinste Katze ist ein Meisterwerk, sagte einst Vincent van Gogh. Das kann man mit Fug und Recht auch über Erik Kormanns herrlichen Duft behaupten.

Testen!

Viele liebe Grüße,

Eure Ulrike.

 

P.S.: Ich sollte darauf aufmerksam machen, dass auch dieser Eau de Fröhliche-Duft nur begrenzt verfügbar ist. Und das nicht aufgrund irgendeiner kruden Marketing-Strategie, sondern weil es sich um eine liebevoll handgefertigte Serie handelt und die dazu benötigten Ingredienzen in dieser speziellen Qualität nur bedingt verfügbar sind. Will sagen – nicht zu lange warten meine Herrschaften 🙂

Bildquelle: Bebildert habe ich natürlich wieder mit Oskar, jenem Stammkunden in Kormann und Trosts Seifenladen 1000&1 Seife – die Rechte liegen bei Erik Kormann. Die Rechte des Flakonfotos mit den Vintage-Glaskatzen, die nach Eriks eigenem Bekunden ein ähnliches Alter haben wie er selbst (wir hüllen uns in einen Mantel des Schweigens…), liegen bei der Fotografin Mirjam Lotz. Dankeschön!

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

5 Kommentare

  1. Isabelle
    17. Februar 2013
    Antworten

    Liebe Ulrike,

    auf deine zwei „Eau de Fröhliche 2“ Rezensionen habe ich mich total gefreut – und nicht nur, weil ich endlich mal Oskar kennengelernt habe! (Hummm… Oskar im Laden habe ich noch nie gesehen… noch einen Grund, um 1000&Seife wieder zu besuchen 🙂

    Ja: Eau de Fröhliche 2 ist ein wahrer Schatz. Deine Wörter kann ich nur zustimmen : „Beruhigend und ruhig. Leichtfüßig schwebend. Süchtig machend. Ein Unikat, allemal.“

    Der Duft enthält zwei Noten, die sehr oft bei mir irgendwie „No Go“ bedeuten: Minze und Anis. Aber was soll ich sagen? Erik hat diese zwei Noten in einer genialen Art und Weise verwendet, und das ist genau, was mir süchtig macht.

    Eau de Fröhliche 2 wirkt genauso intensiv wie ein reines Parfum, ist aber nie aufdringlich. Einfach perfekt und einzigartig. Eine Flasche ist schon bei mir eingezogen – du hast vollkommen recht, hier soll man nicht zu lange warten!

    Schönes Wochenende, ganz lieben Gruß,

    Isabelle

  2. Ulrike
    21. Februar 2013
    Antworten

    Huhuu liebe Isabelle,

    ja, Oskar ist wohl nicht immer vor Ort… Ich hoffe ja auch, dass ich ihn mal kennenlernen darf. Vielleicht im Sommer? Ich überlege ja noch, ob ich zur Global Art of Perfumes fahren werde, vermutlich schon. Dann bleibt sicher auch für uns ein Käffchen, oder?

    Was EdF No. 2 angeht: Bei mir ist Anis normalerweise auch eine Ingredienz, die ich in Düften nicht mag (außer, seltener Sternanis, z.b. bei Borsari). Hier finde ich den Anis aber göttlich. Überhaupt ist der Duft wirklich sehr sehr schön. Ich habe ihn schon einige Male getragen und auch schon häufiger Komplimente bekommen 🙂 Du auch?

    Viele liebe Grüße,

    Uli.

  3. Isabelle
    27. Februar 2013
    Antworten

    Liebe Ulrike,

    ja klar, das mit dem Käffchen ist gebongt :-)!

    Diese Messe, Global Art of Perfumes, ist nur für Profis wie du gemeint, oder auch für das riff raff wie ich? Eigentlich wusste ich sogar nicht, dass diese Messe hier in Berlin stattfindet. Shame on me!

    Komplimente für Eau de Fröhliche habe ich (noch) nicht bekommen. Es ist selten, dass ich Komplimente für meine Düfte bekomme: wegen meiner Arbeit (u.a. Dozentin) sprühe ich immer meine Düfte sehr leicht, weil ich meine Studenten nicht Stunden lang belästigen will (man weiß ja nie, ob der eine oder die andere allergisch ist, oder Kopfschmerzen hat, usw). Dafür „bade“ ich (fast) in meiner Düften, wenn ich alleine bin oder frei habe – aber oft ist da keiner, um Komplimente zu machen…

    Bis jetzt habe ich Komplimente von meinem Sohn (Musc Nomade/Goutal), meinem Freund (Rose Nacrée du Désert/Guerlain), meiner Mutter (Eau d’Hiver/Malle) und einem guten Freund (Portrait of a Lady /Malle) bekommen. Und der legendäre L’Heure Bleue bekommt immer spontane Komplimente, auch von Unbekannten. Und noch: eines Tages hatte ich in einem Laden Beyond Love/By Kilian getestet… und ein Mann wollte mich nicht mehr loslassen – er war mit seiner Frau und wollte ihr unbedingt den Duft schencken. Lustig!

    Dir wünsche ich einen sehr schönen Tag, liebe Grüße,

    Isabelle

  4. Ulrike
    21. März 2013
    Antworten

    Aber in jedem Fall machen wir das mit dem Kaffee! Und die Messe ist offen für jedermann, ich meine auch alle Tage (früher war immer der erste Tag für Fachpublikum). Lass uns rechtzeitig was ausmachen, ich denke schon, dass ich komme 🙂

    Das mit den Düften und der Dosierung je nach Anlass kenne ich nur zu gut… Gott sei Dank muss ich aber selten Rücksicht auf andere nehmen tagsüber 😉 Es sei denn natürlich auf die Katzenmädels 😀

    Und Duftkomplimente sind natürlich immer toll, vor allem von Wildfremden. Bekomme ich meist mit Kisu, der Lady Vengeance und mit Ouddüften. Ach ja, und natürlich mit meiner Iris Poudre. Das mit dem Mann ist aber schon schräg – zumindest für die andere Frau, ich weiß nicht, ob ich in ihrer Situation total „amused“ gewesen wäre 😉

    Ganz viele liebe Grüße,

    Uli.

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