Clive Christian 1872 for Men – primus inter pares

1872 Perfume 50ml A4_White Wer unser Duft-Tagebuch seit längerem verfolgt, wird vielleicht schon einmal gelesen haben, dass der folgende Duft mein ganz persönliches Glanzlicht ist und fast täglich von mir getragen wird: Clive Christians 1872 for Men. Komischerweise ist es ebenjener Duft, durch den Uli mich damals überhaupt mit dem Thema Düfte angefixt hat und der viele Düfte und Rezensionen später immer noch unangefochten an der Spitze meiner Favoriten steht. Es muss also wahre Liebe sein.

Ich muss gestehen, dass es trotz meines Berufsbildes nicht gerade viele Düfte in den Alltagsgebrauch schaffen – ich bin da extrem wählerisch, auch wenn mir viele sehr gut gefallen oder höchst spannend sind. Es gibt durchaus Kandidaten, denen ich ein Denkmal setzen möchte – so gut sind sie – aber länger als eine halbe Stunde kann ich sie nicht tragen bzw. ertragen – komisch, oder? Ausgehend von „1872 for Men“ habe ich mich mit vielen Zitrusdüften beschäftigt, manche davon erinnerten an Erfrischungstücher, andere an Limoncello, wiederum andere an die mediterrane Langweiligkeit des Seins. Nein, im Ernst, es gibt eine Reihe ganz hervorragender Zitrusdüfte, aber keiner kommt an „1872 for Men“ heran. Warum dies so ist, darüber musste ich lange nachdenken.

Gleich zu Beginn ein Hesperiden-Bouquet vom Feinsten – angegeben sind Grapefruit, Limette, Bergamotte, Petitgrain – die eher herb als fruchtig daherkommen, Pfeffer und Muskatnuss tun ihr Übriges dazu, dass dieser Eindruck bestehen bleibt. Die Kopfnoten bleiben durchaus dominant bestehen, auch wenn das Herz immer wieder florale und hauchdünn-süße Noten hindurchglühen lässt. Ich würde sagen, dass dies auch das ganze Potential ist, das auf dem Teststreifen herauszukitzeln ist.

body of water

Und eigentlich kommt erst jetzt der Teil, der den Duft für mich so herausragend macht. Ganz weiche, hautnahe Töne, Ambra und Moschus mit feinen Zedernholzakzenten und immer wieder hier und da ein würziger oder süßer Ton, der durch die zitrisch-weiche Melange irrlichtert.

Wer hätte gedacht, dass Zitrusdüfte so sinnlich und knisternd sein können, unterstellt man ihnen doch angesichts manch opulenter Blütenpracht eine mangelnde Lockstoffhaltigkeit oder allgemein einfach zu große Leichtigkeit und Frische. Ich muss aber dazu sagen, dass es durchaus auch meine Hautchemie sein könnte, die immer die Basisnoten massiv nach vorne holt und die diesem Duft diese Komponente besonders entlockt.

Ich habe gelesen, dass sich der Parfumeur dieses Duftes, Geza Schön, nicht im Geringsten darum kümmert, was die Blogwelt zu Düften zu berichten hat, trotzdem sei ihm hier ein vollkommen ernst gemeintes Dankeschön in den Äther übermittelt, ein Dank für einen täglichen Begleiter, der sogar das Zeug dazu hatte, mich ganz für die Welt der Düfte einzunehmen.

Viele Grüße
von Harmen

Neueste Kommentare

Harmen Biró Verfasst von:

Hallo, ich heiße Harmen, war bis vor Kurzem irgendwas­unddreißig und habe immer die Nase im Wind, um Duftschätze für Euch zu finden und hier vorzustellen. Selbst bevorzuge ich feine Lederdüfte oder Gewürzkompositionen, ohne mich da aber festzulegen. Warum auch? Es gibt ständig so viel Neues in der Welt der Düfte zu entdecken. → BIRÓ

Ein Kommentar

  1. 28. Januar 2013
    Antworten

    Ach Harmen,

    wie schön du das Dilemma der Duftliebhaber beschreibst! So viele schöne Parfums, aber mir geht es da genauso. Auf meiner Haut ertrage ich alles nur noch kurz, ob das das Wissen darum ist, dass da noch ein schöner und noch ein schönerer Duft wartet? Wie kann ich jetzt den einen auftragen- wo mir doch schon bald nach einem ganz anderen ist?

    Ich sag’s mal mit Marlene: Ich weiß nicht, zu wem ich gehöre…

    Libe Grüße
    Angi

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert