… ist der zweite Duft der vier Neuheiten von Torre of Tuscany, die ich Euch dieser Tage vorstelle, und er ist Maria Candida Gentiles Beitrag zum Oudthema. Es ist fast schade, das sie diesen Duft nicht ihrer eigenen Kollektion zugedacht hat. Ich weiß, was Ihr jetzt denkt: Oud, schon wieder. Und: Ulrike ist ja eh ein Oudfan, selten, dass einmal ein Oudduft bei Ihr durchfällt. Trotzdem würde ich mir wünschen, Ihr nehmt mich beim Wort, denn Savane‘ Oud ist für mich persönlich einer der schönsten Ouddüfte, der mir bisher über den Weg gelaufen ist – und glaubt mir, es waren einige… All dem Überdruss zum Trotz: Ihr solltet ihn testen, wirklich.
Die Inspiration zu Savane‘ Oud war, wie der Name schon sagt, die Savanne, jener Vegetationstyp, der aus einer, wie uns Wiki verrät, „geschlossenen Krautschicht und einer eher offenen Gehölzschicht besteht“. Besser hätte ich es nicht formulieren können als Nicht-Botaniker. Als Sammelbegriff fungiert die Savanne, und zwar für jene Vegetationszone, die sich zwischen tropischem Regenwald und Wüste erstreckt. Der Begriff bedeutet soviel wie „weite Ebene“, und eine solche ist es natürlich, die man für Savane‘ Oud herangezogen hat:
„Ein schmaler Pfad schlängelt sich durch die trockene Savanne, vorbei an Bäumen mit ihren von funkelnden Spinnennetzen geschmückten Kronen. Eine dunkle Waldlichtung wird vom Feuer eines Schamanen erhellt. Das mystische Aroma des Adlerholzes erhebt sich kraftvoll und sinnlich und mischt sich mit erdigen Düften. Ein neuer Duft erfüllt die Luft, ein Duft des Zusammentreffens: von Menschen mit dem Gott der Natur.“
Schamanen und Adlerholz? Das hat meine Neugierde geweckt und mich zu Nachforschungen angeregt, die ich Euch natürlich nicht vorenthalten mag. Adlerholzbäume kommen, wie der passionierte Duftfreund ja weiß, vornehmlich im asiatischen Raum vor, obgleich sie auch im Arabischen sowie in Ägypten und Israel seit jeher gerne als Räucherwaren verwendet werden. Gab oder gibt es dort auch Schamanen, viele? Ich für mich hatte Schamanen eher vorwiegend mit der Kultur der Indianer, zum Teil auch des Islams in Verbindung gebracht. Sei es drum, wieder etwas gelernt – der Wikipedia-Artikel zum Thema Schamanismus ist so komplex und ausufernd, dass ich ihn noch nicht einmal ansatzweise wiedergeben kann und will. In jedem Fall ist er – lesenwert. Und beantwortet meine Frage: Es gab und gibt fast überall so etwas wie Schamanismus beziehungsweise schamanistische Anklänge in Religionsausübung. Lassen wir es deshalb einfach mal so stehen.
Nicht weiter verwunderlich ist es deshalb, dass Adlerholz auch gerne zu rituellen Räucherungen verwendet wurde (und vermutlich auch wird, wenn es den Ausführenden nicht mittlerweile zu teuer ist): Initiationen und Einweihungen werden damit bewerkstelligt, wobei dem Adlerholz eine bewusstseinserweiternde Wirkung nachgesagt wird. Und nicht nur die – Lebenskraft soll es schenken, außerkörperliche Erfahrungen und Todeserfahrungen bescheren können. Die Sufis behaupten, dass diese Wirkung nur dem ermöglicht wird, dessen Seele schon auf einer höheren Entwicklungsebene angekommen ist. Und dann soll es da noch eine Verbindung zwischen dem Adlerholz und Garuda geben, jenem mächtigen Reittier des Vishnu, einer Manifestation des Göttlichen in den hinduistischen Veden.
Somit ist die Schamanenassoziation keine weit daher geholte, sondern durchaus eine realistische. Und Maria Candida Gentile weiß natürlich mindestens genauso viel über die Ingredienz und ihre Intention bei der Kreation des Duftes zu berichten:
„Adlerholz ist balsamisch und begleitete die menschliche Spiritualität über Jahrtausende. Es findet in indischen vedischen Schriften und in der Bibel schon Erwähnung. Ich habe diese wertvolle Essenz mit der olfaktorischen Atmosphäre der Savanne und dem Bouquet wilder Blumen gemischt. Ein reiches, krautiges und holziges, nicht übermäßig betontes Parfum. Das Gegenteil von unbekümmert. Wie alle Ouddüfte erfordert es große Geduld.“
Savane‘ Oud wird gleich zu Beginn von aromatisch-bitteren, herben krautigen Noten dominiert, würzig, von einer gewissen Schärfe und deutlich ledrigen Anklängen. Die in der Basis vorhandenen Gewürznoten schaffen sich hier bereits Raum – ich tippe auf Muskat und Kardamom, eventuell noch begleitet von Kräutern. Den Gegenpol zu dieser herben Truppe bildet die Trockenheit und Wärme jenes Oud, das sich über das Geschehen legt, das dieses untermalt. Himmel und Erde ist Oud hier, und was für ein Oud es ist – von einer zimtigen Süße und einer herrlichen Wärme. Würzig, tief, wunderschön. Ein Hauch Rauch, eine Ahnung Tier – alles angedeutet, und in diesem Falle ist weniger definitiv mehr. Und dann sind da noch diese Blüten – Akazie, honiglich süß. Und Orchideen, vanillig-cremig. Diese Kombination ist wahrlich göttlich.
Torre of Tuscanys Savane‘ Oud ist eine schroffe Schönheit, wild, unzähmbar und voller Feuer. Unvergleichlich. Und für mich, ich muss es leider sagen, definitiv unverzichtbar – ein Must-Have und somit ein weiterer Kandidat auf meiner Wunschliste.
Viele liebe Grüße,
Eure Ulrike.
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