… erst einmal mit ein paar Vergessenen anzufangen schien mir sinnvoll – möglichst wenige „Altlasten“ möchte ich mitnehmen, deshalb wurden die Schubladen geleert und ihr bekommt demnächst noch ein paar Kandidaten um die Ohren oder vielmehr: die Nasen, die hier zu Unrecht ihr einsames Dasein fristeten.
Beginnen wir einmal mit Undergreen, die uns vor einiger Zeit Yin-Yang-mäßig Black und White präsentiert hatten – Rezension siehe hier. Jetzt wird mit Farben weitergemacht, allerdings etwas mutiger: Pink und Gold heißen die neuen beiden Düfte, die wie die ersten Kandidaten aus rein natürlichen Ingredienzen bestehen sollen. Wie damals gibt es auch diesmal zu den Düften ein wenig kryptisch anmutende „Interviews“, die mich etwas an jene Fragebogenbücher erinnern, die zu meinen Schulzeiten kursierten. Liebe Mamas da draußen, ist das heute immer noch in Mode?
Pink gibt in jedem Fall Folgendes über sich preis:
Auf welche Eigenschaft bist Du besonders stolz? Ich sprudle vor Lebensfreude! Auf welche Eigenschaft bist Du am wenigsten stolz? Meine Gier, wobei… Dein Umweltbeitrag? Ich wirke zwar eingebildet, bin aber zu 100% biologisch. Dein Lebenswerk? Dir die gewisse Frische mit einem Hauch Sinnlichkeit verleihen. Deine Heldin? Alice im Wunderland Deine erste Liebe? Eine Rose, die mir geschenkt wurde. Dein Reiseziel? Das Pink Beach Hotel in Harbour Island auf den Bahamas, dort kann ich alles durch die rosarote Brille betrachten. Dein Ideal von Eleganz? Leichtigkeit Das Geheimnis eines perfekten Dinners? Zwei Gänge mit herrlichen Köstlichkeiten. Der ultimative Luxus ist…? Mich anzubieten. Wie hältst Du Dich jung? Ein Bad mit Rosenblüten Ein Talent, dass Du Dir wünschst? Eine Tänzerin zu sein und mit den Stars zu flirten Ein Ort, an den Du gehörst? Ein Garten voller wilder Rosen Deine Lieblingsfarbe? Pink natürlich! Dein Lieblingswort? Sinnliches Vergnügen Ein Satz, der Dich beunruhigt? „Du lässt mich rot werden.“ Was würdest Du gerne über Dich hören? „Sie ist prickelnd.“ Dein Dessert? Erdbeer-MelbaErdbeer-Melba? Hieß das nicht Pfirsich-Melba? Völlig egal in diesem Fall, Pink verzaubert nämlich gleich auf den ersten Riecher. Jene Zutaten sollen sich im Duft verstecken: Kopfnote: Orange, Elemiharz, Zitrone; Herznote: Rose, Erdbeere, Gewürznelke; Basisnote: Vanille, Karamell, Gourmand-Noten, Zedernholz. Auf meiner Haut bekomme ich von dieser Vielzahl nicht allzuviel mit. OK, ein paar Orangenspritzer, ein bisschen schärfende Würze. Aber in allererster Linie Erdbeersorbet auf Bisquit mit viel Vanillecreme. Undergreens Pink muss die etwas erwachsenere Schwester von La Danza delle Libellule von Nobile 1942 sein. Der etwas habhaftere, komplexere Nachtisch mit mehr Unterbau und einem richtig schönen fruchtigen Röschen. Haaah… Schön! Sinnliches Vergnügen trifft es, und zwar ziemlich genau!
Schauen wir uns Gold an:
Auf welche Eigenschaft bist Du besonders stolz?Ich bin umwerfend. Auf welche Eigenschaft bist Du am wenigsten stolz? Ich mache Leute verrückt. Dein Umweltbeitrag? Unter meinen goldenen Blättern bin ich 100% Bio. Dein Lebenswerk? Ich selbst. Dein Held? Der Sonnenkönig Deine erste Liebe? Carmen und Don Jose Dein Reiseziel? Das Eldorado Dein Ideal von Eleganz? Exklusives, 18-karätiges Gold Das Geheimnis eines perfekten Dinners? Ein Dinner mit Kerzen… Der ultimative Luxus ist…? Mich großzügig zu versprühen. Wie hältst Du Dich jung? Schweigen ist Gold. Ein Talent, dass Du Dir wünschst? Ich wäre gerne ein Alchemist, um Blei in Gold verwandeln zu können. Ein Ort, an den Du gehörst? Eine feurige Arena in Andalusien. Deine Lieblingsfarbe? Goldgelb Dein Lieblingswort? Nugget Ein Satz, der Dich beunruhigt? „Es ist nicht alles Gold, was glänzt.“ Was würdest Du gerne über Dich hören? „Er hat ein Herz aus Gold.“ Dein Dessert? Ein Zimt- und Apfelkuchen, die perfekte Mischung aus außergewöhnlicher Süße und knuspriger Ummantelung.In diesem Falle ist alles Gold, was glänzt: Gold ist traumhaft. Wieder einmal einer jener sehr besonderen Hesperidendüfte, die einem nicht allzu oft über den Weg laufen: Eine großartige Sillage sowie eine tolle Aura kreierend, brilliert Gold vorrangig mit einem Duo aus gleißend leuchtenden herben Zitrusfrüchten (Limette und Pampelmuse) und fruchtig-herbem Ingwer, frischem, von einer sacht-seltsamen Süße, die durch feine Orangenblüten noch unterstrichen wird. In der Basis finden sich allerhand Harze, die von unten sanft würzen und für verhaltene Wärme sorgen, auf den zweiten Blick. Auf den ersten ist Gold ein toller Frühlingsduft und Sommerduft, ein sehr besonderer.
Kommen wir zu Blood Concept – deren Neuling hatte ich vor einiger Zeit bereits in den Ankündigungen erwähnt:
„Die attraktiven Italiener von Blood Concept lancieren Red +MA, einen neuen Unisex-Duft: “A SUBTLE GAME OF BLOOD AND MILK.WHEN INNOCENCE IS LOST THEN PLEASURE IS SIN. A STOLEN KISS.IN A FORBIDDEN DREAM.” Red +MA wurde von Antoine Lieu kreiert und ich bin schon sehr gespannt auf den Duft, den Noten habe ich noch keine gefunden, es ist nur die Rede von einer “sharp and thin line between innocence and transgression”. Wie fandet Ihr eigentlich die anderen Düfte des Hauses, hattet Ihr sie getestet?“
Mittlerweile gibt es so etwas wie anhaltsweise Duftnoten zu Red +MA, nämlich die folgenden: Aldehyde, Veilchenblätter und Hölzer sollen drin sein in der knallroten Flasche… Wie bei den letzten Düften geht es hier ausschließlich synthetisch zu, was man auch riecht, was dem Duft aber keinen Abbruch tut. Im Gegensatz zu seinen Vorgängern ist Red +MA sehr viel gefälliger und somit sicherlich auch massentauglicher – im Verhältnis. Ich würde sagen, dass wir es hier mit einem futuristischen (bitter)grünen Veilchen, einem sehr reduzierten, zu tun haben, das leicht fruchtige Anklänge in sich trägt. Immer noch nicht für Jedermann, aber ein interessanter Duft von einer sehr eigenen Frische und Aussage, der sicherlich mehr Duftliebhaber ansprechen wird als seine zugegebenermaßen zum Teil recht konzeptionellen Vorgänger.
Pierre Montale war mal wieder fleißig und hat nicht nur für Mancera gewerkelt, deren Düfte ich Euch neulich vorgestellt hatte, sondern auch für sein Label Montale. Candy Rose und Aoud Ever behandeln, wie man gleich an den Namen sieht, zwei Lieblingsthemen des Franzosen, nämlich das der Rose und das des Ouds.
Candy Rose entzückt von vorne herein mit einem herrlichen pastellrosa-metallic-farbenen Flakon. Was für eine nette Bonbonfarbe! Der Duft dazu ist ebenfalls ein großer Spaß: Eine überaus fruchtige, keineswegs kindisch-gourmandige, sondern eher frisch-herb-säuerliche Rose voller Dynamik strahlt mir entgegen, eine, die sich herrlich samtig mit meiner Haut verbindet und in allererster Linie ein Duett mit der schwarzen Johannisbeere trällert. Himbeere, Litchi und Mandarine verbleiben bei mir im Hintergrund, weder auf Teststreifen noch auf Haut sind sie wirklich dominant und zum Teil auch nicht wirklich herauszulösen aus dem Ganzen. Ein paar Weißblüher bekomme ich noch sowie eine weiche Patchoulivanillewärme aus dem Untergrund, die dem Duft ein feines Rückgrat verleiht. Eine gelungene Kombi, wie ich finde. Feminin und gleichzeitig dynamisch sowie voller Frische, der mich ein bisschen an Veld’s schönen Abnehm-Duft Prends-Moi erinnert.
Aoud Ever ist ein Unisex-Oud eher maskuliner Natur, der einige sehr erfreuen wird: Die üblichen Verdächtigen hat man hier quasi als Basis genommen – Zitrusfrüchte und Pfeffer samt grasig-grünem salzig-rauchigem Vetiver sowie ein paar maritimen Anklängen. Diese Kombination funktioniert immer – so auch hier. Und Oud passt natürlich perfekt mit hinein – ich frage mich gerade, ob das schon jemand in dieser Form vorher gemacht hat und bin mir nicht sicher… Nach kurzem Überlegen fällt mir erst einmal nichts ein, was aber auch an der Tagesform, der heute etwas matten, liegen könnte. Eigentlich kann ich es mir nicht vorstellen, dass es nicht andere Düfte in dieser Art gibt… M7 könnte ein wenig in diese Richtung gehen, der Klassiker von YSL (der leider unterschätzte), ist aber doch schon sehr different. Nun ja, mir fällt sicher noch etwas ein. Ein Quentchen Leder findet sich noch in der ambrierten Basis, die ansonsten mit Unterholz winkt. Fertig ist der Mann, der ganze. Ein netter markanter Immergeher.
Und, was für Euch dabei?
Alles Liebe und viele herzliche Grüße,
Eure Ulrike.
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