ruft uns Sergio Momo mit seinem Label Xerjoff aus Italien entgegen – und hat dafür gerade eine komplett neue Kollektion lanciert, die auf diesen Namen hört und zehn Düfte beinhaltet. Alle Düfte sind Eaux de Parfums und sehen sich inspiriert von einer bestimmten Welt, einem bestimmten Club, einem speziellen. Was ist damit gemeint?
Momo hat sich einige Hobbies und Tätigkeiten vorgenommen, einige Bereiche des Lebens – und zwar solche, die für sich genommen so komplex sind, dass sie eine eigene kleine Welt beheimaten. Und versucht, diese olfaktorisch aufleben zu lassen: In Form von exklusiven Düften, die jene Orte und Situationen evozieren, die zu der jeweiligen Lebenswelt gehören, denen sich jedes der Parfums widmet in Form von einer duftenden Hommage. Eine Ode an den Jazz, an die Welt der Musicals, an die Literatur, an das Theater und verschiedene Sportarten – jeweils präsentiert in einem leuchtend blauen Flakon, der für mich ein Ausdruck jener Begeisterung und Leidenschaft ist, mit der man für jedes dieser Themen brennen kann.
Und damit die ganze Geschichte nicht umsonst „Club“ heißt, hat Sergio Momo tatsächlich eine Art Club um seine Join the Club-Kollektion drumherum gebaut: Jeder Flakon besitzt eine individuelle Seriennummer, mit der man automatisch zum Mitglied des jeweiligen virtuellen Clubs wird, zu dem man Zugang über die Xerjoff-Firmenpage bekommt. Hier finden sich ausgewählte Inhalte und exklusive Angebote zu den Themen des jeweiligen Clubs und die Mitglieder haben die Möglichkeit, sich zu ihrem Interessensgebiet sowie zum dazugehörigen Duft untereinander auszutauschen.
Aber kommen wir an dieser Stelle zu den Düften von Join the Club – zehn an der Zahl sind es, wie bereits verkündet, und zwar Folgende:
1. 40 Knots 2. Ascot Moon 3. Birdie 4. Comandante 5. Fatal Charme 6. Ivory Route 7. Kind of Blue 8. Marquee 9. More than Words 10. Shunkoin40 Knots, vierzig Knoten – dieser erste Hinweis dürfte klar sein, der dazugehörige Duft hat sich mit Haut und Haar dem Meer verschrieben, den Booten, Yachten und Segelschiffen. Im dazugehörigen Textchen ist von der mediterranen Macchia die Rede, von kleinen Fischerdörfern, steilen Klippen, frisch gewaschener Wäsche, die draußen im Grünen im Wind flattert. Von Cafés wird erzählt und den maritimen Noten, die vom Hafen, vielmehr vom Meer hineinwehen aufs Festland und Lust machen… auf mehr, auf Meer. Maritime und aquatische Noten, ein Hauch Salz und grüne Anklänge finden sich in 40 Knots, getragen von Zedernholz.
Ascot Moon ist natürlich dem Pferdesport gewidmet, sieht sich der Duft doch benannt nach einem der traditionsreichsten Rennsportereignisse der Welt, das im übrigen schon seit Anfang des 18. Jahrhunderts, genauer seit 1711 ausgetragen wird. Britischer Adel, exzentrische Weiblichkeit – man denke nur an die sich jedes Jahr übertreffenden Kopfputze der Damen! – sportlicher Wettkampf, grüne Wiesen, jede Menge Tee, Eleganz, Geist und Manieren dominieren das alljährliche Erlebnis… und sind somit Vorbilder für den dazugehörigen Duft: Herb und vor allem grün soll er sein, krautig und frisch. Gemähtes Gras und aromatisches Basilikum, Salbei, Moos und erdiger, leicht dreckiger Patchouli, der vielleicht, hoffentlich auch die Pferde ein wenig andeutet? Für mich sind bei Ascot Moon einige Reizworte dabei, nicht nur, weil ich ohnehin ein Pferdefan bin (klar, als Mädchen…).
Bei Birdie wäre ich nie auf das zugehörige Thema gekommen, weil mir dessen Terminologie auch vollkommen fremd ist: Golf. Birdie nennt man, wenn ich das richtig verstanden habe, ein sehr gutes Ergebnis, und zwar jenes: Für jede Spielbahn definiert man eine bestimmte Anzahl Schläge, die ein guter Spieler dafür braucht. Schafft man einen Birdie, bleibt man exakt einen Schlag darunter, zieht ergo den Parcours (kann man das so nennen?) mit weniger Schlägen durch als der Durchschnitt, der gute. Golft hier jemand? Muss man es wirklich mal probiert haben? Ich bin ein wenig skeptisch, obgleich ich einige Bekannte haben, die die Entspannung jenes Hobbies loben… Auf jeden Fall ist Golf kein Massensport und Xerjoff sicherlich auch kein Mainstream – insofern passt die Kombination ja sehr gut zusammen. Birdie brilliert wohl mit Apfel, Lavendel und Pfeffer sowie krautigem Patchouli, untermalt von Vetivergras. Hört sich durchaus interessant an, oder nicht?
Comandante! Ein Wort, ein Duft, gewidmet, na was wohl – den Zigarren. Raucht jemand von Euch welche? Ich hatte es mir früher in der Tat zu besonderen Gelegenheiten etwas angewöhnt und schätze es auch jetzt noch in seltenen Momenten. Ein Tabakduft ist es also, der Comandante. Und verspricht mit Patchouli, Tabak(rauch), Vanille, Labdanum und Anklängen von Whisk(e)y ein äußerst attraktiver Vertreter seiner Gattung zu sein. Wie versprechen es Xerjoff im Pressematerial? Comandante würde halten, was andere Tabakdüfte versprechen. Er entführe in eine vergangene Welt, in der Zigarren noch Luxusgüter waren. Nimm mich mit, Comandante!
Fatal Charme… hört sich wie eine Liebeserklärung an die Damenwelt an… fast 😉 Der Welt der Mode ist er gewidmet, dieser Duft, genauer: Der Haute-Couture. Kaum eine Frau ist vor deren Anziehungskraft sicher, so bin ich auch den Kreationen einiger Herren und Damen verfallen, vor allem denen der Belgier und Japaner. Und Ihr? Aber kommen wir wieder zu Fatal Charme: Er becirct uns mit Aldehyden, zarten, lieblichen, denen eine Iris folgt, Jasmin und Mairosen, gebettet auf Ambra und Tabak. Hört sich nach einer ambivalenten Frau an, oder nicht?
Ivory Route, die Elfenbeinstraße – wer diese in Afrika bereist, ist… ja, ein Abenteurer. Nicht notwendigerweise Chuck Norris, Rüdiger Nehberg oder MacGyver, aber ein Mann mit Sitzfleisch in der Hose, einem großen Herzen und einem vermutlich noch größeren Traum. Basilikum, Nelkenpfeffer, Sandelholz und Patchouli stiften hier Identität – und verheißen Sehnsuchtsvolles, Magisches? Wir werden sehen.
Kind of Blue huldigt – dem Jazz, wie soll es auch anders sein? Benannt nach einer Platte von Miles Davis, die nicht nur als das beste seiner Alben gilt, sondern auch von vielen Kritikern als das beste Jazzalbum überhaupt bezeichnet wird. Da hat sich der Duft natürlich einiges vorgenommen? Ob er auch der Beste aus der Kollektion wird? Wir werden es bald sehen: Kind of Blue versucht es, und zwar mit Orangenblüte und Aldehyden, Nelken, Narzissen und Rose, die auf einem milchigen Bett von Sandelholz und Irispuder ruhen.
Marquee bezeichnet jene verheißungsvolle Leuchtschrift, die gerne mal über den Pforten von Theatern, Kinos, Veranstaltungsstätten blinkt und uns den Weg weist – in eine Welt voller Abenteuer und Überraschungen, die es an diesem Abend zu entdecken gilt. Marquee, der Duft, hat sich ganz dem Musical verschrieben, dessen erzählten Geschichten und gedichteten Märchen. Gedacht hat man dabei natürlich an die Bühnen im Londoner West End, die Broadway-Theater und einige berühmte Opern. Hinter den Kulissen herrscht angespannte Hektik, Nervosität und Trubel, um vor den Kulissen die perfekte Show zu zelebrieren. Marquee atmet diesen Geist jener Welt im Scheinwerferlicht, auf den Brettern, die die Welt bedeuten. Eine Rose hat man beim Duft in den Mittelpunkt gestellt, ein pudriges Röslein samt einer skinnigen Jasminfreundin, untermalt von Ambra und Vanille. So weich wie Kaschmir soll er sein, der Duft. Und so feminin wie es nur geht, schätze ich. Auf diese Dame hier bin ich gespannt.
More than words… Mehr als Worte, aneinandergereihte – das ist sie, die Literatur, und erst recht die Poesie. Um auf diesen Gedanken zu kommen muss man kein Literaturwissenschaftler sein, das erschließt sich jedem, der sich schon einmal richtig verliebt hat in ein Gedicht, der sich schon einmal wirklich verloren hat in einem Buch. Inspirierend sind die Kreise, die künstlerischen, denen More than words gewidmet ist: Ein Club, da muss ich nun Harmens schöne Übersetzung zitieren, „für Individualisten und Intellektuelle, die querdenken, sich auf sympathische Weise der Norm entziehen, brillante Rhetoriker und unermüdliche Geschichtenerzähler. In diesem Club herrscht ein ironischer Geist, der vergnügt und augenzwinkernd in der leicht dekadenten Ausstattung debattiert. Die nostalgische Atmosphäre erinnert an die düstersten englischen Schauerromane und verlagert sie in ein Pariser Lokal der Belle Époque mit einer umfassenden Bibliothek der russischen Hochliteratur in wertvollen Ausgaben. Die scheinbar willkürliche Überlagerung von Stilen, Zeiten und visuellen Eindrücken ist gewollt und verdichtet sich zu einer Art imaginären Barriere zur äußeren Welt. Die Poeten des neuen Jahrtausends finden hier die vollkommene Ausdrucksfreiheit und präsentieren ihre von widersprüchlichen Gefühlen animierten Werke. Diese vereinen eine vibrierende Handschrift mit faszinierender Klarheit.“ Umgesetzt wurde dieser Vorsatz mit Hölzern und Rauch, mit Weihrauch, Ambra, Labdanum und… tatatataaa – Oud. Erinnern soll es an Bibliotheken und elegante Roben – ich besitze beides, bin also gespannt, ob der Duft genauso (gut?) zu mir passt 😉
Und zu guter Letzt, was kommt da? Na klar, die Faustische Gretchenfrage… Shunkoin wurde benannt nach dem gleichnamigen Zen-Tempel in Kyoto, erbaut im Jahre 1590. Der religiöse Hintergrund hier dürfte klar sein – Budddhismus und Spiritualität sind hier gemeint, gefragt und gewünscht. Shunkoin soll uns auf eine Reise mitnehmen, tief hinein in die Kultur Japans und rückt dabei das Ritual des Teetrinkens in den Mittelpunkt, das sowohl für den Buddhismus als auch für Japan generell von großer Bedeutung ist. Bitteres Grün, Teeblätter und leise milchige Anklänge von zarter Sandelwürze verschmilzen hier mit Hölzern, erdiger Iris und Vanille. Hört sich kontemplativ an, entspannend und wie ein Seelenschmeichler, oder nicht?
Ob Shunkoin diese Erwartung erfüllt, genauso wie seine anderen Kollektionsgenossen, deren Ankündigung ebenfalls bereits mit Erwartungen verknüpft sind – das wird sich zeigen, und zwar sehr bald. Die Kollektion ist ab jetzt bei uns erhältlich – und sobald ich Muster habe, werde ich mich natürlich für Euch ins duftende Getümmel stürzen und Euch die Schätzchen rezensieren.
Zwei Sachen sollte ich vielleicht noch bemerken: 1.) Die Join the Club-Düfte haben keine klassische Duftpyramide – so zumindest angekündigt. Schauen wir mal. 2.) Die Flakons, typisch für Xerjoff, sind auch diesmal sehr aufwändig gestaltet – blaues Glas und goldene Verschlüsse. Harmoniert gut und strahlt richtig schön – aber wie ihr ja wisst, ich bin kein Flakonsammler 😉
Macht Euch ein Duftclub neugierig? Und – was haltet Ihr vom Konzept an und für sich? Wie steht ihr generell zu Xerjoff?
Liebe Grüße und einen guten Start in die Woche,
Eure Ulrike.
Oh ja, Golfen sollte man unbedingt probiert haben! Natürlich ist es Geschmackssache, ob es einem liegt oder nicht, ich finde aber, dass es eine Sportart ist, bei der man unheimlich gut abschalten kann.
Nicht, dass ich besonders viel Golferfahrung hätte – habe ich doch in der Zeit „vor den Kindern“, sprich also vor fast schon zehn Jahren, nur wenige Jahre, und dann auch eher nur sporadisch, gespielt – habe mir aber fest vorgenommen, sobald es geht, wieder damit anzufangen. Meine beiden Jungs sind im Bambini-Golfkurs, der Ältere spielt schon regelmäßig und ich hoffe, dass meine kleine jüngere „Dufteule“ auch bald so weit ist.
Dass wir unseren Nachwuchs unbedingt für diesen Sport begeistern möchten (was nicht schwer ist, weil sie alles lieben, was mit Bällen zu tun hat) hat den Hintergrund, dass Golfen sehr viel Zeit erfordert (für eine 18-Loch-Runde braucht man locker 4-5 Stunden), die wir uns sonst nicht „einfach so“ für uns nehmen könnten, ohne Babysitter etc. zu organisieren. Ich hoffe, dass es für uns ein schöner Familiensport wird und wir zusammen viel Spaß haben – zumindest solange die Jungs mit uns beiden „alten Knackern“ spielen wollen 😉
Übringes ist Golfen längst nicht mehr so elitär, wie es mal war – viele Clubs investieren sehr viel in Jugendarbeit und in anderen Ländern wie England oder USA, ist Golf vielleicht kein Massensport, aber doch relativ weit verbreitet.
Trotzdem ist es nicht „Birdie“ bei dem ich mit den Hufen scharren muss, sondern – das kannst Du Dir bestimmt denken – Shunkoin (wegen der erdigen Iris, natürlich :))
Auf Deine Rezension bin ich schon gespannt!
Join the club? – ach nöö, danke… Auch wenn die Düfte sich durchaus interessant anhören, muss ich das Drumherum nicht haben, es ist sowieso nur eine Marketingstrategie und das keine besonders neue…
Ich mag diese künstlich geschaffene Exklusivitätsaura nicht, man sollte doch bitte auf dem Boden bleiben, es sind schließlich nur Düfte und nicht die Eintrittskarten fürs Paradies… Ich denke der Name Xerjoff alleine steht schon für Exklusivität, wobei ich überzeugt bin, dass alle Düfte (den begeisterten Kommentaren nach zu urteilen) ihr Geld wert sind (kenne bisher leider keine Xerjoffs, dass muss sich unbedingt bald ändern!)
Viele liebe Grüße und eine schöne Woche
Dorothea
Liebe Ulrike: Uff! Aus dieser Serie könnte ich keinen auswählen, zu viel! Ich habe noch nie einen Xerjoff getestet. Irgendwie hat mich die Marke noch nicht „angemacht“.
Liebe Grüße
Waltraud
Huhuu liebe Dorothea,
dass Golfen kein total elitäres Dings mehr ist hatte ich bereits die letzten Jahre beiläufig erfahren – ich kenne einige Leute, die es betreiben und keineswegs in die alten Klischees hineinpassen 😉 Und ich stelle mir das durchaus gemütlich vor, auch und gerade als Familienunternehmung. Keine Angst, Deine Kinder werden noch einige Zeit mit Euch „Knackern“ spielen wollen, wieso auch nicht? 😉
Dass Shunkoin Dein Liebling sein dürfte anhand der Beschreibung war mir klar 😀 Aber auch ich habe ein besonderes Auge auf dieses Schätzchen geworfen und bin sehr gespannt, wie die ganze Kollektion ist.
Sobald bei mir die Proben eintrudeln mache ich mich an die Arbeit 🙂
Und, was die Xerjoffs angeht: Du solltest unbedingt ein paar testen, es lohnt sich. Capriccio z.B. von Sospiro oder auch Irisss… -anfix-
Viele liebe Grüße,
Uli.
Liebe Waltraud,
ja, die Xerjoffs haben eine große breite Kollektion. Trotzdem – das eine oder andere Schmankerl sollte man sich nicht entgehen lassen, auch wenn einen die Bandbreite eher einschüchtert 🙂
Herzliche Grüße,
Ulrike.
P.S.: Das Schöne ist ja aber auch: Man hat Zeit, die Duftwelt zu entern bzw. kann sich Zeit nehmen 🙂 Es gibt so viel zu entdecken, das geht ja ohnehin nicht von jetzt auf gleich 😉
Liebe Ulrike, genau! Deswegen bin ich glücklich, dass man die Duftwelt nicht so schnell erobern und durchdringen kann. Und man muss niemandem gegenüber Leistungen zeigen. Solange man riechen kann, kann man damit sehr viel Freude haben und sehr Vieles und immer Neues entdecken.
Herzliche Grüße
Waltraud
Wie recht Du doch hast 🙂