Nicht von dieser Welt – Nasomattos „Silver Musk“

Heute komme ich mit „Silver Musk“ zum Ende meiner kleinen Nasomatto-Serie. Zwei Düfte bleiben übrig, die jedoch von Uli bereits besprochen wurden: „Nuda“ (Rezension) und „Pardon“ (Rezension) – diese werde ich mir einmal privat zu Gemüte führen.

Obwohl ich erst in letzter Zeit einen Spiderman- und einen Batman-Film gesehen habe, kam für mich nie die Frage auf, wie Superhelden wohl riechen mögen. Meist mit der schweißtreibenden Aufgabe beschäftigt, das Böse zu bekämpfen, dabei in Ganzkörperkostüme gezwängt, neigt man dazu, diese Frage geflissentlich zu übersehen, da man manches nicht so genau wissen möchte. Nasomatto hat sich aber nicht gescheut, sich dieser Aufgabe zu stellen:

Superheroes crossing

Silver Musk – Der Geruch von Superhelden

Dieser kaum wahrnehmbare, extrem wandelbare Duft evoziert die Faszination, die von Superhelden ausgeht und stimuliert den Ehrgeiz und das Streben nach Perfektion.
Silver Musk symbolisiert das Gefühl unerreichbarer Liebe, die wie Tropfen von Quecksilber nicht zu fassen ist. Das olfaktorische Delirium einer Fusion aus Düften.

Verzückung und Delirium scheinen auch in dieser Skizze fließend ineinander überzugehen.

„Silver Musk“, silberner Moschus, passt perfekt. Dieser Duft ist ganz einfach gestrickt, ozonische und zitrische Noten und Moschus, vielleicht noch ein Hauch aquatischer Noten. Ich musste erst ein wenig an Creeds Himalaya (Rezension) denken. Himalaya ist lauter, aquatischer. Silver Musk hat sich dem Minimalismus verschrieben und ist deutlich moschuslastiger ausgelegt.

Nasomattos Superheld „Silver Musk“ fliegt in den Himmel empor, ist nicht ganz von dieser Welt, hat die Bodenhaftung verloren. Ein hervorragender Moschusduft, ausbalanciert, in seiner moschustypischen Samtigkeit, jedoch auch weltfern, feingeistig, atmosphärisch…nicht unbedingt ein Duft, den man von Gualtieri erwarten würde, legte dieser doch seine anderen Düfte tendenziell eher hypnotisch-würzig aus. „Silver Musk“ spricht für seine Bandbreite.

A promise to come

Eine kleine Übersicht der Nasomatto-Serie:
Black AfganoSich Haschisch spritzen
AbsinthDie Beschwörung der Grünen Fee
Duro„Was ein Mann schöner ist wie ein Aff’…“
Hindu Grass„Der Dampf meines Atems”
Narcotic VenusL’Origine du monde – Narcotic Venus
China WhiteNasomatto hat den Schlüssel zum Giftschrank

Hier am Ende meiner Serie muss ich natürlich eine Gesamtbewertung abgeben. Ich hatte schon lange nicht mehr so viel Spaß wie mit den Nasomatto-Düften. Sie sind Garanten für großes Kopfkino, subversive Kreationen mit dem Hauch des Verbotenen, Rausch und Lust, aber auch intellektuelle Klarheit finden sich wieder. Ohne das Ansehen der anderen mindern zu wollen, haben mich „China White“ und „Narcotic Venus“ am meisten begeistert, dann käme vermutlich auch schon der heutige Kandidat. Ich kann allen Lesern ein ausgiebiges Testen empfehlen, auch das Preis-Leistungs-Verhältnis ist meines Erachtens – angesichts der Qualität und Haltbarkeit der Düfte – mehr als angemessen.

Habt Ihr auch einen Lieblingsduft von Nasmomatto?

Liebe Grüße
von Harmen

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Harmen Biró Verfasst von:

Hallo, ich heiße Harmen, war bis vor Kurzem irgendwas­unddreißig und habe immer die Nase im Wind, um Duftschätze für Euch zu finden und hier vorzustellen. Selbst bevorzuge ich feine Lederdüfte oder Gewürzkompositionen, ohne mich da aber festzulegen. Warum auch? Es gibt ständig so viel Neues in der Welt der Düfte zu entdecken. → BIRÓ

5 Kommentare

  1. Susanne
    26. November 2012
    Antworten

    Lieber Harmen,
    diese Frage nach dem Geruch der Superhelden hatte ich mir ehrlich auch noch nie gestellt, obwohl ich auch alle Superman-Filme angeschaut habe. Eine ziemliche Unterlassung, wie ich gerade nach der Lektüre Deiner Rezension grinsend festgestellt habe – und nun hat sich das Kopfkino in Bewegung gesetzt … die „alten“ Bonds kann ich mir vorstellen, die rochen sicherlich nach einem sehr klassischen Duft – was Englisches? Penhalighon’s oder Creed?
    Sir Sean Connery, parfumiert mit Knize Ten? … Bei Daniel Craig kommt mir so eine Mainstream-Werbung in den Sinn …
    Bei Superman kann ich mir Nasomatto gut vorstellen – auch so „abgehoben“.

    Und zu der Frage nach dem liebsten Nasomatto-Duft, ja, um die schleiche ich schon seit langer Zeit herum, gleich den ersten „Black Afghano“ fand ich unglaublich spannend, aber nun kann ich mich nicht zwischen „Nuda“ und „Narcotic Venus“ entscheiden, wobei ich hier noch nach dem urteile, was ich über jeden der Düfte gelesen habe, selbst getestet habe ich noch keinen.
    Viele Grüsse, Susanne

    PS: Wie gut, dass ich wenigstens bei „Duro“ sagen kann, ne, nix für mich!

  2. Harmen
    27. November 2012
    Antworten

    Hallo Susanne,

    bei Bond muss ich an „M“ von Puredistance denken, ich weiß nicht, ob Du damals meinen Artikel dazu gelesen hast: http://www.alzd.de/2012/05/29/puredistance-m/
    Die anderen Superhelden mit übermenschlichen Kräften sollten auch entsprechend übermenschlich riechen, da stelle ich mir etwas sehr Synthetisches vor – oder aber der Blitz „Silver Musk“ 🙂

    Viel Spaß beim weiteren Testen
    Harmen

  3. Susanne
    27. November 2012
    Antworten

    Ja, da kann ich dir voll zustimmen! Ich hatte den Artikel wohl gelesen, aber in einer hinteren Schublade meines Gehirns verbuddelt, da ich nicht so ein großer Autofan bin … Knize Ten zählt zu den Herrendüften, die mich (an dem entsprechenden männlichen Wesen natürlich) zu einem zweiten genüsslichen Schnuppern animieren, und so kann ich mir vorstellen, dass „M“ von Puredistance auch ein ausgiebiges Testschnuppern wert sein könnte – Danke für den Input.
    Viele Grüsse, Susanne

  4. Isabelle
    29. November 2012
    Antworten

    Lieber Harmen,

    Viel Spaß habe ich dank deiner Rezensionen gehabt, und große Interesse natürlich auch!
    Wie versprochen berichte ich (kurz und schmerzlos)ganz brav über mein „Narcotic Venus Abenteuer“: der Duft ist jetzt bei mir eingezogen 🙂
    Ganz nah dran als 2. Kandidat kommt China White – hast du schon mal die Frank Herberts Bücher „Dune“ gelesen? Dort spielen die sogenannten „Face Dancers“ eine sehr wichtige Rolle (Wikipedia: „A Face Dancer is a type of human in Frank Herbert’s science fiction Dune universe. Face Dancers are shapeshifters, and their name is derived from their ability to change their physical appearance at will.“ Für mich ist China White eine Art „Face Dancer“ (aber im positiven Sinne – im Buch sind die Face Dancers ziemlich böse)… immer voller Überraschungen, jedes Mal mit Noten, die ich vorher nicht richtig wahrgenommen hatte.
    Und… last but not least, als #3, noch nicht getestet aber bald wird er dran sein: Hindu Grass. Ein „meditativer“ Duft von Alessandro Gualtieri ist bestimmt sehr, sehr besonders; und wenn ich lese, dass dieser Duft zu Walt Whitman führen kann, dann wird er zu absoluter Must Try.

    Ich weiß nicht, welchen Duft du gerne trägst. Sicher aber ist, dass du von nun an offizieller Nasomatto-Super-Held bist! 🙂

    Ganz lieben Gruß,

    Isabelle

  5. Harmen
    12. Dezember 2012
    Antworten

    Hallo Isabelle,

    reichlich spät meine Antwort…trotzdem ganz lieben Dank für die Superhelden-Komplimente 🙂 Ich kenne Dune nur aus der Verfilmung, die ich leider auch nie ganz gesehen habe. Eigentlich wollte ich schreiben, dass Science-Fiction gar nicht mein Geschmack ist, doch dann ist mir die Verfilmung von Stanis?aw Lems „Solaris“ und die Alien-Reihe eingefallen… Mist, wieder ein Vorurteil weniger 🙂 Ich würde mich freuen, wenn Du über Dein Hindu-Grass-Erlebnis berichten würdest. Vielleicht kommst Du auf etwas völlig anderes, z. B. Thoreau, wer weiß 😉
    Liebe Grüße von
    Harmen

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