House of Sillage – Teil Drei.

Am heutigen Freitag beschäftigen wir uns nochmals mit Nicole Mathers Label House of Sillage, denn es fehlen uns bei der Beschäftigung mit demselben noch drei Düfte, die ich Euch heute gerne vorstellen mag: Cherry Garden, Love is in the Air und der nur in der Limited Edition erhältliche Holiday.

Über Cherry Garden lässt Mathier Folgendes verlauten:

File-Elisium by Leon Bakst 2

„Elysian fields of cherry blossoms whisper childhood secrets, sweet hues of almond and vanilla flow in the breeze. Sunrays kiss soft skin touched with a fragrance to refresh the wonder hidden within.“

Die elysischen Gefilde oder auch das Elysion stellt das altgriechische Pendant zu dem germanischen Walhall dar: Es bezeichnet einen Ort, an dem besonders von den Göttern geliebte Menschen – ob lebend oder tot – sowie von jenen mit Unsterblichkeit Beehrte weilen. Und natürlich geht es ihnen dort nicht schlecht, den (zum Teil gefallenen) Helden, das muss man nicht gesondert erwähnen, nehme ich an. In Mathiers elysischen Gefilden wachsen – Kirschblüten. Diese umwehen zart, fast ein wenig zu zart, mein Näschen, das sich über das duftende Handgelenk beugt, die Nüstern gebläht. Eine sanfte Süße liegt in der Luft, der verhalten aquatisch anmutenden, die von nahen Gewässern, aber nicht gischtgekrönten Meeren zeugt und eine feine Bergamotteherbheit an den Tag legt. Die Basis ist von feinwürziger Sandelwärme sowie watteweichem Moschus und greift die Mandelvanillecreme nochmals gekonnt auf. Subtil ist er, der Duft, und auf eine Art und Weise – diffus, undefiniert. Er schwebt, deutet an, oszilliert – und trägt den Hauch einer Ahnung eines Paradieses in seinem Herzen, andeutend, verheißungsvoll. Die leisen Töne sind es, die in ausmachen – und die man schätzen sollte, um Cherry Garden zu mögen.

Easter spirits

„Love is in the Air“ trällerte John Paul Young Mitte der 70er – und wurde bis zum heutigen Tage zigfach gecovert. Ein olfaktorisches Cover legt nun House of Sillage vor:

„A beautiful plume of songs of new love in the air, sweet hints of citrus and plums encircle roses. A tender stolen kiss embraced harmoniously with precious promises of perfume purities.“

Eine frische Pflaume kündigt von einem lauen Sommer – und vielleicht auch Schmetterlingen im Bauch? In jedem Falle ist sie jasmingeküsst und passt mit ihrer Leichtigkeit komplett zur Stimmungslage, die man Frischverliebten nachsagt. Auf Moschuswolken getragen schwebt sie vorüber, anmutig und leicht, von zitrischen Sprenklern frisch durchsetzt und umrankt von zart-fruchtigen Röslein. Schön leicht, transparent, unbeschwert und heiter. Jo Malone auf Französisch würde ich sagen.

20110219 Shirotori Garden 1

Holiday, der letzte Duft von House of Sillage, den wir uns zu Gemüte führen werden, ist ganz offensichtlich keine Ode an die letzte Reise in die Karibik, nach Hawaii oder in sonstige sonnige Gefilde. Nein, Holiday ist einem Winterurlaub gewidmet. Das erkennt man sofort, wenn man sich den Pressetext als auch den Flakon ansieht:

„A Choir sings notes of Virginian cedar oil and freshly fallen snow. Find comfort in the warmth of the fireplace, while anticipation stirs an orchestra of Egyptian jasmine and Haitian vetyver. Peach, mandarine, and rose resonate the spirit of generosity. Holiday magic emanates.“

Holiday ist nur in der Limited Edition erhältlich und als solches lediglich im Schneekugelflakon zu erwerben. Die Ingredienzen des Duftes, der außerdem noch Blutorange enthält, stimmen mich zuerst etwas nachdenklich – Schnee und Jasmin? Winter und Pfirsiche? Schlittenfahren und Blutorange? Schneebedeckte Tannen und Rosen?

West Virginia Country Church Morning Snow Storm

Irgendwie geht das aber doch zusammen, was mich sehr überrascht: Saftige Blutorangen im Auftakt werden von sauberer Zeder abgefangen, einer ein wenig seifig anmutenden, die von einem Röslein umgarnt wird, einem lichten. Auch den Pfirsich bekomme ich an dieser Stelle – und wundere mich, weil der Duft aus unerfindlichen Gründen wärmer wird, cremiger und pudriger und ich in der Tat jene Winterassoziation bekomme: In einer schneebedeckten Hütte sitzen, eingehüllt in wollene Decken, bei einem guten Buch am Kamin. Eine abstrakte Impression ist es, denn weder das glimmende Holz ist zu schnuppern noch wirklich Eisiges, aber jene wohlige Weihnachtsatmosphäre, die Liebhaber jener Zeit so schätzen – die erkenne ich auf eine gewisse Art und Weise hier wieder. Und finde den Duft allgemeinverträglicher als… Teint de Neige von Villoresi, der ja sehr speziell ist in seiner extremen Pudrigkeit. Aber Holiday kann sich durchaus in eine Reihe stellen mit abstrakt interpretierten Winterdüften wie L’Eau d’Hiver von Malle und dem Villoresi.

Quiet night in Québec city

Nun bin ich gespannt: Haben Euch die Düfte neugierig gemacht – wenn ja, welche? Wie steht Ihr zu den Flakons der Limited Edition – und wie steht ihr zu Flakons allgemein: wichtig oder egal?

Viele liebe Grüße und ein schönes Wochenende wünscht Euch

Eure Ulrike.

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

4 Kommentare

  1. Michaela
    24. November 2012
    Antworten

    Liebe Ulrike,

    die Flakons sehen aus wie teures Spielzeug. Die Flakons derer von mir getesteten und als Kaufkandidat auserkorenen Düfte sind schlicht aber edel (z.B. Aedes de Venustas).
    Leider habe ich ALzD erst im August diesen Jahres entdeckt und noch nicht die Masse ausprobiert. Vielleicht ist ja in Zukunft ein Duft mit pompösem Äußeren und traumhaftem Inhalt dabei.
    Michaela

  2. Ulrike
    26. November 2012
    Antworten

    Huhuu liebe Michaela,

    ich bin mir sicher, dass sich da etwas findet 😉 Ich z.B. liebe den Aedes de Venustas. Und bei den Xerjoffs findet sich ebenfalls einiges sehr Nettes, vor allem auch bei den Kollektionen Sospiro und Casamorati 1888. Und Clive Christian, ja, stöhn, da sind auch viele sehr schöne Düfte dabei – genauso wie bei Amouage… Du kannst ja mal, wenn Du Lust und Muße hast, oben über das Duftverzeichnis nach alten Rezensionen stöbern gehen 🙂

    Viele liebe Grüße,

    Ulrike.

  3. Üt
    22. Januar 2014
    Antworten

    Die Kirschblüte im Winter

    Zurzeit bin ich auf die Kirsche gekommen und ich muss jetzt mal eine Lanze für Cherry Garden brechen. Francis Camail hat ganze Arbeit geleistet. Cherry Garden ist mein erster Kirsch-Duft ist phantastisch. Bin total hin und weg!!!! Der Parfümeur kann ja nichts für den scheußlichen Flakon. Die Abfüllung des Duftes ist wunderbar und lässt mich auf Wolke 7 schweben.

  4. Ulrike
    3. Februar 2014
    Antworten

    Jaa, Kirschblüten sind schon was Feines… Kennst Du schon den Kirschblütenduft von Linari, liebe Üt?

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