House of Sillage…

… – dieser Name beginnt mit einem Versprechen: Wir halten lange, sagen diese Düfte, und wir hüllen Dich ein – auf besondere Art und Weise…

Nicole Mather, die Gründerin von House of Sillage, wollte mit ihrem neuen Label auch etwas Besonderes erschaffen: Luxuriös, elegant und „sophisticated“ sollen sie sein, ihre Düfte, eine Synthese von Handwerk und Kunstwerk, Tradition und Innovation, basierend natürlich auf allerfeinsten Zutaten und komponiert in Grasse. Sie und ihre „Helfer“, Mitarbeiter, hätten ihr Herzblut mit einfließen lassen in die Düfte verspricht Mathier. Ihre Vision, die sie in einem Image-Videoclip erklärt, ist eigentlich eine schöne, obgleich keine vollkommen neue: Sie richte sich mit ihren Düften an starke, stolze und selbstbewusste Frauen, Frauen, die ihr Leben meistern, die, ja – etwas rocken. Mathiers Düfte sollen diese Frauen – begleiten, deren Schönheit unterstreichen und sie oder besser: uns auch in schwierigen Phasen daran erinnern, wie schön das Leben eigentlich doch ist.

NicoleWithPicture from Nicole Mather on Vimeo.

Soweit so gut – ich finde das Video sympathisch. Wo ich aber ehrlicherweise komplett aussteige sind die beiden Folge-Videoclips „Premiere“ und „Latest“, die Ihr Euch hier ansehen könnt:

House Of Sillage from Nicole Mather on Vimeo.

Nouez Moi from Nicole Mather on Vimeo.

Soso, über Video Zwei muss ich der Worte nicht viel verlieren: Zwei attraktive, gut gebaute Menschen, die ähnlich glattgebügelt und belanglos daher kommen wie die austauschbare Edelhütte, in deren Swimmingpool sie sich knapp bekleidet aalen – und das noch nicht einmal besonders ansprechend, weil sie genauso langweilig und gelangweilt wirken wie ihr Vorgehen motivationslos. Abgesehen davon mangelt es mir an Esprit, aber gut, der ist hier vielleicht auch nicht gefragt. Video Nummer Eins dahingegen macht mich schon fast wütend: Eine makellose Frau mit makellosen Beinen und makellosen Highheel-Pumps für einen bestimmt ebenfalls makellosen vierstelligen Betrag verlässt ihre Edelbehausung, um in ihren Edel-Maserati zu steigen, um danach in einem Privatflieger davonzubrausen sowie hernach mit dem Edel-Rolls abgeholt zu werden. Perfekt, oder nicht? Sieht aus wie in einem James Bond-Film und hat in etwa genauso viel mit der Lebenswirklichkeit der allermeisten zu tun. Nicht, dass Parfumwerbung nicht Träume ausdrücken sollte oder könnte – aber… Die Krönung, finde ich, folgt dann aber noch auf dem Fuße, dem ebenfalls edlen: Wieso macht das die Schöne? All der Aufwand wird nur betrieben, um einem von der Welt und sich selbst gelangweilten Alphamännchen ein großes Geschenk zu überreichen, dem man sich selbst vermutlich noch nachreicht oder vorher schon präsentiert hatte… Was für ein Mumpitz, Entschuldigung. Das ist alles liebe Frau Mather, aber nicht emanzipiert. Und derlei Frauen wollte man doch eigentlich ansprechen, oder nicht? Egal, genug gemeckert, widmen wir uns den Düften: Tiara, Emerald Reign, Nouez Moi, Benevolence, Cherry Garden, Love is in the Air und Holiday möchten rezensiert werden – jener Aufgabe werde ich mich dieser Tage widmen.

Außer Holiday gibt es alle Düfte sowohl in der normalen Signature-Line, als auch als Limited-Edition in besonders aufwändig gestalteten Flakons. Holiday ist nur als Limited Edition erhältlich.

Tiara huldigt sich weder dem Vatikan noch dem Papst oder dessen Krone – nein, hier handelt es sich um einen „emotionalen, sinnlichen und magnetisch anmutenden“ Duft, der in allererster Linie auf Bourbon-Vanille basiert, die man mit Mandarinen und bulgarischer Rose gepaart hat.

Der Auftakt von Tiara ist unzweifelbar zitrisch, ich vermute, dass nicht nur Mandarine, sondern ein paar weitere Hesperidenbekannte mit im Spiel waren, vielleicht Bergamotte oder tatsächlich Zitrone? In jedem Fall sind Zitrusfrüchte hier nur sachte Dekoration, sieht sich Tiara doch in allererster Linie durch die Amour Fou von Rose und Vanille definiert. Bulgarische Rose oder auch Damaszener Rose ist immer betörend, wenn sie von exzellenter Qualität ist – das ist genau der Duft, den man sich von gekauften, im Idealfall sogar geschenkten Rosen erhofft: Irgendwie üppig, verhalten süß und fruchtig, auf meiner Haut mit dezent an Kirsche erinnernden Anklängen. Darüber hinaus scheint das Sträußen hier auch von einigen anderen Blümchen gesäumt zu sein, die im Nachhall für saubere Frische sorgen – Orangenblüten, ein wenig Ylang vielleicht? Und das Ganze kombiniert mit watteweicher und würziger Vanillecreme, sanft vor sich hin pudernd. Feminin, hautnah, zart und verlockend – und ein kleines bisschen wie die heiter-unbeschwerte Cousine von Juliette has a Guns Lady Vengeance wirkend.

Emerald Reign ist als Limited Edition besonders imponierend: Ein majestätischer Tiger thront auf dem Deckel, über und über mit funkelnden weißen Swarovski-Steinchen bedeckt und mit grünen Augen bestückt. Ob es nun der eigene Geschmack ist oder nicht – der Tiger macht wirklich was her. Lassen wir ihn mal aus der Flasche:

„The royal white tiger is rare, untamed; with emerald eyes, confidence reigns. Fiercely independent inner strength preceding, do not stare into the eye of the tiger. Brazen Indonesian nutmeg and spicy Indian cardamom oil convey courage unprecedented, the fragrance of empowerment.“

The royal family

Kraftvoll, stolz, königlich und frei ist er, der Ungezähmte. Und neben Muskat und Kardamom tragen dazu wohl Koriander, Benzoeharz und Sandelholz bei. Hossa – diese Vorstellung gebührt einem Raubtier, das muss ich schon sagen: Sehr dominant und präsent zeigt sich der Duft, die Parfumkonzentration erscheint mir recht hoch zu sein. Bereits im Auftakt grüßt das Sandelholz warm-würzig kurz herüber, um zuerst einmal den grünen Gesellen den Vortritt zu lassen: Frischer Kardamom und aromatischer Koriander, von Muskat pfeffrig-scharf gewürzt. Dunkelgrün erscheint mir der Duft, glänzend und mit braun-schwarzen Sprenklern versehen, die sich im Lauf des Duftes verdichten: Harzig erwärmt umschwärmt meine Nase fein-würzigstes Sandelholz, dampfend-warm, und zwar in bester Barbier-Manier. Dieser Barbier kommt nicht aus Sevilla, sondern meiner Meinung nach aus Italien. Denn was uns hier präsentiert wird ist ein waschechter Herrenduft. Ein Franzose aus Grasse? Das wundert mich, hätte ich doch eher den Italienern einen solchen Duft zugeschrieben, vielleicht den Leuten von Mazzolari. Hätten sich diese mal an einem Sandelholzduft ausgetobt – das hier hätte er werden können, und mit der Tiger-Assoziation hätte er gut zu deren Pantherkäfig Lui gepasst (siehe hier).

Für heute sind wir erst einmal am Ende angelangt, morgen geht es fleißig weiter mit der House of Sillage-Kollektion. Bis dahin alles Liebe und viele Grüße,

Eure Ulrike.

Neueste Kommentare

Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

9 Kommentare

  1. Simone
    21. November 2012
    Antworten

    Kein Kaufkandidat für mich…die Flakons finde ich furchtbar kitschig (nicht, dass sich mein Mädchenherz nicht von einem gewissen Maß an Kitsch begeistern lassen ließe, aber das ist mir zuviel) und mit den Werbevideos geht es mir exakt wie dir…nö, da bin ich stur…die Düfte will ich nicht probieren.

  2. Katharina W.
    21. November 2012
    Antworten

    Ja, liebe Uli, du hast ein gutes Gespür dafür, wo Highend-Luxus im Abstieg begriffen ist und ein lebloses, unorganisches Ideal zeichnet, wie es auch ein Hochglanz-Delfin-Poster aus dem Möbelhaus tut. Es ist zu glatt um noch eine Angriffsfläche für Träume zu bieten.
    Der schlecht geklonte Cartier-Tiger rundet diesen gewonnen Eindruck noch ab.
    Darüber hinaus frage ich mich, warum diese Inflation an Swarovski-Steinen auf sämtlichen Gebrauchs- und Verbrauchsartikeln sein muß. Für mich ist nämlich ein Parfum-Flakon zwar ein Begleiter für viele Jahre, aber nichts, woran ich mein Herz ein Leben lang hänge, und das ich mit besonders kostbaren (?) Steinen verziert haben muß.
    Hier verliert Luxus seine Berechtigung, und das allein hält mich dann vom Kauf ab.
    Endlich ein Duft, bei dem ich keine Kaufgelüste bekomme! 😉
    Was auch zur Zeit sehr schlecht wäre, da ich meinen eigenen Tiger heute morgen schon wieder in die Tierklinik fahren mußte…

    Grüße
    Kati

  3. Dorothea
    21. November 2012
    Antworten

    Nun, es ist ja schon fast alles gesagt worden… ich kann mich dem nur anschließen.
    Die Werbung, die kitschigen Flakons – das wirkt auf mich eher abschreckend, zumal die Duftbeschreibungen sich auch nicht sehr innovativ anhören… Also bleibt mein Portemonnaie diesmal verschont 🙂

    Viele Grüße
    Dorothea

  4. Susanne
    21. November 2012
    Antworten

    Ja, ich kann mich Simone und Katharina nur anschließen – wirklich keine Kaufkandidaten – weder die Flakons noch die Videos sind so gestaltet, dass man/frau Lust bekommen könnte, die Düfte auszuprobieren. Eher Mainstream und einfallslos.

    Aber irgendwie auch beruhigend, dass nicht JEDE Rezension diesen Haben-Wollen-Reflex auslöst.
    Grüsse, Susanne

  5. Ute
    21. November 2012
    Antworten

    Dekadenz und wahre Eleganz – das sind wohl zwei verschiedene Dimensionen und House of Sillage fällt verdächtig nah in die erstere.

    Die Videos sind geradezu lächerlich. Frau Mather erscheint – man möge es mir verzeihen – ein kleines bisschen zu selbstverliebt zu sein.

  6. Isabelle
    22. November 2012
    Antworten

    Ich schließe mich hier völlig an, und meine Meinung habe ich im Kommentar „House of Sillage Teil Zwei“ geschrieben.

    Nur noch kurz über die Flakons. Diese hier von House of Sillage sind für mich besonders furchtbar. Aber im Allgemein würde ich nie in einem sehr besonderen Flakon investieren, weil alle meine Düfte im Schrank vom Licht geschützt sind.

    Ulrike, wenn ich richtig verstanden habe, es ist sehr wichtig, dass die Düfte nicht ins Licht stehen. Oder stehe ich voll daneben? Wenn dies stimmt, dann warum soll ich meinen Schrank mit wunderschönen Duft-Flakons „innerlich“ dekorieren? Sowieso würde sie keiner sehen. Daher ist für mich die ganze Rede über wunderschöne-super teure Flakons absolut sinnlos (schade für ein paar Kosta Boda Agonist Skulptur Flakons, die ich schon sehr interessant finde. Und die ich mich aber nicht leisten könnte. Es lebe mein Schrank! ;-).

    Viele Grüße,

    Isabelle

  7. Üt
    23. November 2012
    Antworten

    Liebe Uli,

    (Die letzten zwei Wochen war ich krank und hab mehr Zeit damit verbracht die Fließen in meinem Badezimmer zu betrachten als vor dem PC zu sitzen und jetzt geht es wieder aufwärts.)

    Dein Text zu House of Sillage und der Gründerin ist brillant !!!!! Da bin ich ganz deiner Meinung !

    Trotzdem muß ich lachen, lol….

    Die Flakons sind so kitschig das sie für mich schon wieder Trash sind und damit auch irgendwie cool ! Welche selbstbewußte Frau hat den bitte so einen Tigerflakon im Bade- oder Schlafzimmer rum stehen ? Da muß man wirklich absolut selbstbewußt sein.

    (All der Aufwand wird nur betrieben, um einem von der Welt und sich selbst gelangweilten Alphamännchen ein großes Geschenk zu überreichen, dem man sich selbst vermutlich noch nachreicht oder vorher schon präsentiert hatte… Was für ein Mumpitz, Entschuldigung.)

    Alphamännchen ha ha…..

    Ich stelle mir gerade folgendes vor, die Duftreihe wurde bestimmt für diese Damen gemacht und ich kugel mich gerade vor lachen ! Also, testen werde ich sie auf alle Fälle !!

    Liebe Grüße Uli,

    http://www.youtube.com/watch?v=uel1vfAQ52M

  8. Bettina
    24. November 2012
    Antworten

    Ihre Vision, die sie in einem Image-Videoclip erklärt, ist eigentlich eine schöne, obgleich keine vollkommen neue: Sie richte sich mit ihren Düften an starke, stolze und selbstbewusste Frauen, Frauen, die ihr Leben meistern, die, ja – etwas rocken. Mathiers Düfte sollen diese Frauen – begleiten, deren Schönheit unterstreichen und sie oder besser: uns auch in schwierigen Phasen daran erinnern, wie schön das Leben eigentlich doch ist.

    Man sollte in seinem Leben noch Visionen haben. Ganz klar. Ich hatte die Vision von der Rente mit 60, die ich schon begraben hab. 😉 Ist die Vision der starken, stolzen und selbstbewussten Frau verbunden mit dem Hang zu Kitsch as Kitsch can? Rocke ich, wenn ich mir eine gewisse Preisklasse leisten kann? Losgelöst ob es Duft oder andere Dinge sind? Gab es nicht bei der Elements Showcase einen launch einer Duftreihe die in muffinähnlichen oder cupcakeähnlichen Flacons präsentiert wurde? Ich glaub preislich nicht so angesiedelt wie hier. Egal. Es erscheint mir so, die äußere Hülle bekommt eine höhere Wichtigkeit als der Inhalt. Da frage ich mich, welche Kundschaft hier „bedient“ werden soll? Diejenige die ausreichend cashflow hat und gewillt ist die Preise zu zahlen und die sich den Flacon in die Vitrine setzen möchte? Die vielleicht noch nicht mal so großen Wert auf den Inhalt legt, hauptsache teuer und repräsentativ? Vielleicht die Betonung auf dem Flacon weil man auch in dem Bereich Duft das Rad nicht mehr neu erfinden kann? So viele Neuerscheinungen und somit sind Ähnlichkeiten vorprogammiert. ABC riecht ähnlich wie XYZ oder haben wir so ähnlich schon mal gerochen etc. Wir kennen alle unsere Aussagen zu dem Thema. Wer bringt denn noch überhaupt das wirkliche „Masterpiece“ im Bereich Duft heraus? Mal abgesehen davon daß mich der Videoclip auf der website von House of Sillage extrem „abtörnt“, die Preise schlecht hin törnen da noch mehr ab. Ich hoffe, daß die Frauen „die rocken“ guten Geschmack beweisen und den seh ich nicht in dieser Linie. Meine 2 s(c)cents hierzu. und by the way, wenn ich Kitsch möchte hol ich mir ne schöne Schneekugel und vom Extra an $ doch lieber einen anderen Duft;)

  9. Ulrike
    27. November 2012
    Antworten

    Huhuu Ihr Lieben,

    … freut mich, dass ich mit meiner Meinung zu dem Clip nicht ganz alleine bin… 😉

    @ Isabelle: Ja, Licht, direktes, ist doof – vor allem auch in Verbindung mit Wärme. Das ist etwas, worauf man auch dringend in Parfumerien achten sollte. Ich kenne einige, wo die Düfte in den Auslagen bzw. Regalen direkt unter (heißen) Glühbirnen/Neonröhren vor sich hin brutzeln. Da muss man sich dann auch nicht weiter wundern, wenn der Duft schon kurze Zeit nach dem Öffnen hinüber ist. Ich bewahre meine Düfte kühl, ohne direkte Sonneneinstrahlung im meist eher abgedunkelteren Schlafzimmer. Nässe, also Badezimmer ist im übrigen auch nicht toll.

    Viele liebe Grüße,

    Eure Ulrike.

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