… diese Woche ist einigen Neuheiten gewidmet, die ich Euch hier kurz und knackig vorstellen möchte – darf ich vorstellen, an der Reihe sind heute: Sinfonia di Note Dolce Vaniglia, Reminiscence Vanille, Keiko Mecheri J?hana und Costume National So Nude.
Zweimal Vanille haben wir heute, und beginnen werde ich mit den Italienern von Sinfonia di Note: Dolce Vaniglia, die köstliche Vanille – das hört sich ja (fast?) nach einem Versprechen an… und ein Blick auf die Duftnoten unterstreicht dasselbe noch, ja, legt noch eine Schippe drauf: Orange, rote Früchte, Kokosnuss, Vanille und Sahne – na wenn das keine Gourmandbombe wird weiß ich auch nicht… Und klar ist er das – Dolce Vaniglia ist ein Duft für Zuckerschnuten, und was für einer! Ich habe wirklich Spaß an dem Parfum – man bekommt schon nach zwei Sekunden, was man erwartet: Würzige Kokosnuss, saftige Orange und zart-säuerliche rote Früchtchen, für meine Nase Johannisbeeren und Erdbeeren. Darüber hinaus Vanille satt, in jeglicher Form – cremig, milchig, sahnig, likörig, pudrig. Mmmmh, ein echter Gute-Laune-Duft. Kein Intellektueller, das räume ich ein. Muss aber auch nicht. Wer Vanille sowie Kokos mag und zum Beispiel auch an Jahrmarkt-Düften wie Profumums Acqua e Zucchero Spaß hat sollte Sinfonia di Notes Dolce Vaniglia unbedingt einmal testen.
Reminiscence beschreiten mit ihrer Vanille einen ganz anderen Weg… Dass das Haus ein Händchen für Monothematisches hat, dürfte hinlänglich bekannt sein – Patchouly ist der große Klassiker des Hauses, auch Musc und Ambre waren ähnliche Erfolge. Nun reiht sich Vanille in diese Riege ein – und zeigt sich wesentlich ernsthafter und weniger verspielt als Sinfonias Süßmäulchen. Auf dem Teststreifen darf ich noch eine ganze Weile mit zart-fruchtigen Blüten vorlieb nehmen: Osmanthus, wie gerne mal auch hier samt pfirsichähnlichen Anklängen sowie samtig-vanillige Orchidee umschwärmen meine Nase und führen mich langsam über ins Thema – Vanille, warm, cremig, milchig, sonnengewärmt dank einiger Harze in der Basis, aber immer von einem Hauch Frische geküsst durch die Noten im Kopf, zu denen sich auch spritzige Bergamotte gesellte. Meine Haut hingegen zeigt sich wieder mal als echter Hesperidenkiller und Harzerwärmer: Sämtliche Leichtigkeit aus der Kopfnote ist innerhalb kürzester Zeit verschwunden und mir offenbart sich eine deutlich ambrierte, harzgeschwängerte Wärme mit prominenter Vanille. Herrlich angekokelt erscheint mir die Vanille, mit stark karamellisierten, köstlich-halbverbrannten Anklängen. Ein Unterschied wie Tag und Nacht – der Teststreifen frönt dem Tage und meine Haut der Nacht. Dreimal dürft Ihr raten, was interessanter duftet… Ein, zwei Tests stehen hier noch aus, aber Reminiscence Vanille könnte durchaus meinen bisherigen Goutal-Favoriten, die rauchige Vanille Exquise, entthronen.
Keiko Mecheri wildert wieder in japanischen Gefilden, was Inspiration angeht – darf sie ja auch, als gebürtige Japanerin. J?hana heißt ihr neuester Duft – „jo“ bedeutet „von kaiserlichem Ursprung“ oder auch „kaiserlich“ auf Deutsch, „Hana“ steht für Blume. Gewidmet ist der Duft der Chrysantheme, jener, der auch Serge Lutens gerade eine olfaktorische Ode angedeihen ließ und die in Japan seit je her mit dem Kaiserhof verbunden ist. Als floraler Chypre angekündigt erkennt man J?hanas (Duft)charakter auf den ersten Schnupperer und ich bin wirklich ziemlich begeistert – es ist eine überaus moderne Chypre-Interpretation, eine der viel zu wenigen. Diese Tatsache nimmt mich von Beginn an für den Duft ein, liebe ich doch Chypredüfte sehr, ist es doch ein so schwieriges Unterfangen, diese für viele Nasen etwas angestaubt-altmodische Duftfamilie zeitgemäß umzusetzen und wagen sich doch viel zu selten Parfumeure daran. Madame Mecheri hat es geschafft: Weiße Blüten, einerseits narkotisierend und von einer feinen cremigen Süße, andererseits abgemildert durch grasig-herbe Anklänge und dunkelgrün-schillerndes Blattwerk. Rose zaubert wässrige Anklänge, die den Duft schillern lassen, während Iris ähnlich wie in Malles Meisterwerk Iris Poudre J?hana zum Leuchten bringt mit feminin-fruchtig-floraler Ausstrahlung. Die Basis rundet Keiko Mecheris J?hana gelungen ab: Wärme, Hölzer und Harze, dank Patchouli an Tiefe gewinnend, unterstreichen den Charakter des Duftes vorzüglich, der darüber hinaus noch mit einem Kakaokuss aufwartet.
Die Puristen von Costume National präsentieren uns So Nude. Ziel des Duftes: „To evoke female beauty au naturel“ – das ist doch mal eine Ansage. Wie man sich das visuell vorzustellen mag zeigen uns die Italiener hier:
Costume National „So Nude“ from Al dente on Vimeo.
Costume National „So Nude“ from Al dente on Vimeo.
Ein toller Clip. „So nude“ ist diese Dame hier gar nicht: Auf den ersten Blick Lolita zeigt sie sich doch als erwachsene reife Frau. Als Mensch, der in seiner Nacktheit zwar fragil und verletzlich, aber gleichermaßen auch unverstellt und dadurch stark und stolz wirkt. Nicht verkleidet, sondern auf sich selbst zurückgeworfen – und dadurch authentisch. Und kämpferisch – seht Ihr diesen Blick? Einer, der jedem und allem standhält? Ich mag diese Aussage. Und mich wundert auch nicht, nachdem ich den Duft dann endlich unter meine (nackte) Nase lasse, dass wir es hier nicht mit einem kleinen dämlichen, weil absolut austauschbaren und identitätslosen Skindüften zu tun haben. Das konnte nicht sein – nach diesem Video. Und passt ohnehin nicht zur in meinen Augen tollen Firma, die bisher darüber hinaus mit ihren Düften wirkliche Statements setzen konnte.
Und… ich liebe So Nude. Blüten, viele weiße Blüten. Tuberose, für mich auch Gardenie(kommt eh auf das Gleiche heraus…) sowie milchig-tropisches Ylang-Ylang. Dieser zarten, aber doch auch fordernden (!) Weißblüherfraktion stehen Kardamom und Kumin gegenüber, die dem Ganzen einen Hauch Körper, einen Prise erotische Würzigkeit verleihen, gerade genug, um die Phantasie anzuregen. Dazu gesellt sich eine überaus herrliche Kombination aus ätherisch-wässriger Rose und sauber-cremigem Zedernholz. Toll, wirklich toll – vielen lieben Dank an den Altmeister Ropion, dem wir dieses schöne Parfum zu verdanken haben. Costume National haben sich mal wieder nicht lumpen lassen.
Einen schönen Tag und viele liebe Grüße,
Eure Ulrike.
J?hana
einfach wunderschön. Ein schüchterner Duft, sehr zurückhaltend und zugleich so perfekt. Das Meer an Blüten so dezent und doch so präsent ist eine Meisterleistung. Gedanklich entführte mich der Duft in einen Garten voll mit weißen Blüten. Bin ganz begeistert davon. Vor allem kann ich den Duft auch gut an der Arbeit tragen. Dieser Duft fühlt sich an wie ein zärtliches Streicheln auf der Haut. Eine Streicheleinheit.
Freut mich, dass Du diese schöne Blüte für Dich entdeckt hast! Solche Düfte braucht man!