Es ist einmal wieder soweit: Die Duftpröbchen türmen sich und ich werde dem Meer nicht mehr Herr. Dabei gibt es soo viele schöne Duftveröffentlichungen zur Zeit und es werden auf Herbst/Winter auch noch etliche folgen. Grund genug für mich, mir heute kurz und knackig zackig drei der Düftchen unter die Nase zu klemmen, die da meiner Rezension harren: Houbigants Orangers en Fleurs, Patricia de Nicolaï L’Eau à la Folie und Montales Sunset Flowers sind heute an der Reihe.
Houbigants Orangers en Fleurs, erfreut uns im Spätsommer oder Frühherbst, je nach dem, mit „Orangenbäumen in der Blüte“, wie der Name verspricht. Jacques Flori hat man dafür verpflichtet, der uns auch soeben bei Terry de Gunzburgs neuer Duftkollektion begegnet war. Orangenblüte ist natürlich immer so eine Sache… nicht jeder mag es, jenes zarte, honigsüß-florale Blümelein. Flori hat aber, trotzdem er für Etro-Kracher wie Messe de Minuit und Shaal Nur verantwortlich war als auch für einige echte Statements unter den neuen Jovoy-Düften (La Liturgie des Heures, L’Enfant Terrible, Psychédélique), ein Händchen für Blüten, wie er mit Gunzburgs Lumière d’Épices für mich wunderschön und eindrucksvoll unter Beweis gestellt hat. Mein Herz habe ich deshalb bereits beim ersten Schnupperer an Orangers en Fleurs verschenkt: Natürlich hat man den Orangenblüten hier auch Tuberose, Jasmin und Ylang zur weißfloralen Unterstützung an die Seite gestellt, ein frisches luzides Röslein mit eingeflochten und die Basis mit Zedernholz und Moschus betont schlicht gehalten. Den angekündigten Muskat rieche ich nicht – brauche ich aber auch nicht. Houbigants Orangers en Fleurs gibt einem das Gefühl, am Eingangstor einer überbordend blühenden Orangenplantage zu stehen, an der Pforte eines verwunschenen Gartens voller blühender Orangenbäume. Alles ist weiß von den Blüten, man kommt sich ob der niedrig wachsenen Äste ein bisschen vor wie in einem Zuckerwattehimmel. Floris Orangers en Fleurs ist exakt richtig benannt: Nicht ein Bäumchen nimmt man hier wahr, sondern viele, viele… Zart blühend sind sie alle, in strahlendem Weiß, sanft und weich, von fruchtiger Cremigkeit und Süße, garniert mit einem winzigen Tupfer Blattgrün. Ein leuchtender Traum, meine Damen – und meiner Meinung nach (fast?) noch schöner als der von mir sehr geliebte Klassiker von Serge Lutens, Fleurs d’Oranger.
Patricia de Nicolaï lässt es mit L’Eau à la Folie krachen: Ein weiteres Eau Fraîche aus dem Hause des Guerlain-Sprosses, das verheißt schon mal Gutes… und das ist es auch: Wie jedes der vergangenen Eaux Fraîches, mit denen uns Madame beglückte, haben wir es auch hier mit einem Cologne der besonderen Art zu tun und keinesfalls mit einem 0815-Wässerchen. Für mich ist der Duft richtig spannend, weil er solch einen schönen Dreiklang oder vielmehr: Vielklang bildet, aber immer im Gleichklang bleibt. Von einem Hauch Mojito (den wir ja gestern schon mal hatten mit Frapin) ist da die Rede, das kann ich nur bestätigen – spritzig-zitrische Limetten, ein Schlückchen Rum machen Lust auf Freizeit, während üppig blühender Jasmin die üblichen Verdächtigen an Weißblüherfacetten hinzufügt: Verführerisch, sinnlich, betörend und tropisch-floral zeigt er sich von seiner besten Seite und wird von herb-dynamischer Ingwerfruchtigkeit in Balance gehalten. Ich könnte darauf wetten, dass auch hier ein bisschen Ylang seinen Weg in den Duft gefunden hat, des weiteren landeten in der Basis ein paar nette Hölzchen… vielleicht die Palmen, zwischen denen ich jetzt gerne meine Hängematte spannen würde? Wie gewohnt vermittelt L’Eau à la Folie Urlaubsgefühle, leidenschaftlich-wahnsinnige. Aber das hat ja der Name bereits angekündigt – Versprechen gehalten, Madame N.!
Sunset Flowers von Montale zielt in eine ähnliche Richtung – Sonnenuntergänge werden hier besungen, und zwar definitiv sommerliche, denn der Duft zeigt sich sowohl fruchtig als auch floral. Ich bin ehrlicherweise hin- und hergerissen und weiß nicht wirklich, ob ich ihn mag, tendiere aber eher dazu, ihn zu mögen. Die Ingredienzen versprechen schon ein großes Geschehen, wenn man an die Intensität der typischen Montale-Düfte denkt: Zitronenblätter, Äpfel, Parmaveilchen, Kamille, rote Beeren, Geißblatt und weißer Moschus. Mächtig ist Sunset Flowers auch, das kann man nicht verhehlen: Sehr sauberer Apfel, grün und luftig, von säuerlichen Beerchen begleitet (Johannisbeere? Brombeere?) ist Teil des Stilllebens, das auch mit grünem Veilchen (natürlich aus Parma, woher sonst…) glänzt. Ansonsten dominiert ein immergrünes und überaus frisches Geißblatt, das die Sauberkeit des Apfels untermalt und wie häufig etwas an Maiglöckchen erinnert. Der Duft hat eine tolle Sillage und hält wirklich gut. Wer saubere Düfte, Apfel und Geißblatt mag, wird hieran seine helle Freude haben!
Ein schönes Wochenende Euch und viele liebe Grüße,
Eure Ulrike.
Liebe Uli,
Zum Glück bekomme ich keine Kopfschmerzen von der Orangenblütenpracht wie die liebe Dorothea.
Ich finde ihn bezaubernd und er wäre für mich perfekt, wenn sich die Frau Tuberose ein klein bisschen mehr im Hintergrund halten würde. So ist er für mich momentan noch zu heftig. Ich habe Dein Grinsen bei „heftig“ gesehen 😉
Vielleicht kann man bei Houbigant ein Flakon „Orangers en Fleurs“ light für mich herstellen? Alles so lassen, aber weniger Tuberose.
Liebe Grüsse,
Barbara
Ertappt 😀 😉
Aber ich finde es toll, dass Du ihn an und für sich magst 🙂