… aus Detroit ist noch recht jung, aber bereits gut in Schwung: John Pegg, Autodidakt und die Nase dahinter, erfreute und dieses Jahr bereits mit fünf Düften – und kaum haben wir diese verdaut, legt er nochmal nach. Zwei weitere Parfums sind uns dieser Tage in den Shop geflattert, Fields of Rubus und Wood Haven, die ich Euch heute vorstellen möchte.
Fields of Rubus, übersetzt Rubus-Felder… Rubus ist eine Gattung der Familie der Rosaceae, der Rosengewächse, und umfasst viele Beerensträucher, die mir das Wasser im Munde zusammenlaufen lassen: Vornehmlich Brom- und Himbeeren unterschiedlicher Art fallen darunter, insofern bekommt der Duftliebhaber von beerigen Parfums beim Lesen wahrscheinlich bereits große Augen… Wirklcih gesegnet ist der Markt nämlich nicht mit Beerendüften – gut, sie sind vielleicht nicht so selten wie… Quitten in Düften oder Granatapfel, wahnsinnig häufig trifft man sie aber auch nicht an, leider.
Jener Beerenfan kann sich auf Fields of Rubus freuen, denn dieser wird seinem Namen überaus gerecht: Ein paar Hände voll saftiger, rot-samtiger Himbeeren scheinen hier in pudrigem Kakao gefallen zu sein, der sich im Laufe der Zeit cremig zu entwickeln scheint. Was anfänglich nach Kakaopulver satt roch, wird mit der Zeit zur Dekoration einer anderen Süßspeise: Der Kakao zeigt sich als dichte Puderschicht über einer deliziösen Vanillecreme, die die Himbeeren nur allzu gerne in sich aufgenommen hat. Oder haben wir es hier mit Vanilleeis und heißen Himbeeren zu tun, überzogen von köstlichem Kakao? Ganz sicher ist, dass jene deutlich wahrnehmbaren und dominanten Schokoladenanmutungen dem (Borneo 1834-ähnlichen) Patchouli anzurechnen sind, der den ganzen Duftverlauf über präsent ist. Tabak unterstreicht dessen pudrige Trockenheit sowie seinen samtigen Charakter, von Sandelholz sacht und warm gewürzt. Allerdings sind da noch Apfel und Pflaume, die sich in dem Duft finden lassen sollen – und doch, wenn man genauer hinsieht, entdeckt man zumindest das Äpfelchen, das fein-säuerlich zwischen Himbeere und Schokopatchouli oszilliert. Trotzdem – wüsste man es nicht, würde man beide Duftnoten meiner Meinung nach nicht unbedingt entdecken beziehungsweise als solche identifizieren.
Alles in allem ist das ein wirklich feiner Beerengourmand, der einmal mehr den Spagat spielend bewältigt, zwar etwas für Zuckerschnuten und Leckermäuler zu sein, nichtsdestotrotz aber erwachsen und feminin zu wirken. Das ist kein Lolita-Duft mit Lolli im frühreifen Himbeermund, sondern eine heitere, sinnliche Einladung zum jugendfreien Nachtisch.
Wood Haven, Duft Nummer Zwei für heute, wird von John Pegg folgendermaßen beschrieben:
„If you don’t like woody notes, then this scent is not for you. Wood Haven is wood, wood, and more… well, wood. The initial kick opens up with tangy grapefruit and bergamot, quickly following with spices of pepper and warm ginger. This scent is reminiscent of wood doused with spices and left in the Gobi desert to be long forgotten.“
Haven heißt soviel wie Zufluchtsort, und Wood steht, klar, – für Holz. Ein Hardcoreholz erwartet uns also nach dem, was Pegg verlauten lässt. Deshalb überrascht mit der Auftakt auch mehr als nur ein bisschen – und aufgrund meines ersten Eindrucks sowie vieler folgenden, die bis weit in den Duft führen, plädiere ich dafür, ihn umzubenennen: Statt Wood Haven würde ich ihn Weed Heaven nennen, Gras- oder auch Cannabishimmel.
Meine Güte! Ich kann es mir schon irgendwie vorstellen, aus welchem Zusammenspiel diese olfaktorische Impression entsteht bei den vorliegenden Zutaten, die da wären: Bergamotte, Grapefruit, Zitrone, schwarzer und rosa Pfeffer, Wacholder, Ingwer, Vetiver, Zedernholz und Guajakholz. Zwischen Detroit in Michigan und Bethel im Bundesstaat New York liegen zwar gut 600 Meilen, vielleicht aber hat es Johnny dort schon hingeschafft oder gar seine Eltern? Zuviel Woodstock und Love and Peace? Wood Haven riecht auf meiner Haut, ich schwöre, und auf dem Teststreifen original wie eine ordentliche Portion frisches Gras, also getrocknete Cannabisblüten. Hier ist nichts angedeutet wie in dem im Vergleich fast schon abstrakt wirkenden würzigen Finsterling Black Afghano von Nasomatto. Und es handelt sich hierbei auch um keine zarte Variation zum Thema wie Il Profumos Cannabiskandidat. OK, ich räume ein, irgendwo weiter hinten wird es dann noch gesetzter und ja, ich könnte auch den ganzen Duftverlauf anhand der Ingredienzen schön auseinanderklamüsert abkaspern. Und ja, ich kann nachvollziehen, wie Wood Haven gemeint ist. Aber ich fühle mich hier an, versprochen: längst vergangene Jugendzeiten erinnert, an Joints und riesige Cannabisrauchwolken, die ich auch heute noch überall sofort identifizieren kann.
Respekt an Herrn Pegg – ein interessanter Duft. Tragen würde ich ihn allerdings nicht – und schon gar nicht beim Autofahren, zu viel Angst hätte ich da um meinen Führerschein 😉
Ein schönes Wochenende wünscht Euch Eure
Ulrike.
Super Review! Der erste Duft hört sich genau nach meinem Geschmack an, es gibt wirklich viel zu wenige Beerendüfte! Und den Cannabisduft würde ich echt allzugerne mal schnuppern, kann mir gar nicht vorstellen, dass er wirklich so sehr danach riecht 😀
Hallo liebe Michelle,
danke für die virtuellen Blumen 😉
Bin sehr gespannt, wie Du die Düfte empfindest bzw. ob Du meinen Assoziationen, vor allem den hippiesken folgen kannst 😉
Berichte doch mal, wenn Du getestet hast!
Liebe Grüße,
Ulrike.
Hallo, handelt es sich um ein Damen- oder Herrenparfüm?
Ist es noch als Probe erhältlich?
Danke!
Uwe
Hallo Uwe,
die Düfte von Kerosene sind bei Aus Liebe zum Duft leider nicht mehr erhältlich. Vermutlich wäre es am besten, den Hersteller direkt zu kontaktieren. http://www.houseofkerosene.com/
Herzliche Grüße
Harmen
Danke für die schnell Antwort. Habe ich soeben gemacht.
Ich wünsche allen eine tolle Feier heute und einen wunderbaren Start ins Jahr 2105!