Terry de Gunzburgs…

…feine kleine neue Kollektion beschäftige uns schon gestern – heute kommen wir zu den restlichen drei Düften, die ich Euch noch vorenthalten habe, Rêve Opulent, Parti Pris und Ombre Mercure.

Rêve Opulent verspricht „vom Traum zur opulenten Wirklichkeit“ zu werden – so zumindest das Pressematerial: „Ein Tagtraum von den schönsten Dingen des Lebens: Luxus und Sinnlichkeit. Eine Hommage an die geheimnisvollste aller Blumen – die Gardenie.“ Jene ist für Terry von Gunzburg wohl eine Lieblingsblume:

„Die Gardenie ist ein absolutes Symbol für Luxus – von ihr habe ich mit offenen Augen geträumt. Ihr opulenter Duft sorgt für eine intensiv blumige Herznote.“

Interessant wäre ja, ob man hier wirklich Gardenie verwendet hat. Das Pressematerial spricht von der tatsächlichen Schwierigkeit, Gardenie zu extrahieren oder zu destillieren, das ist ja bekannt. Ägyptischen und arabischen Jasmin hat man verwendet sowie Rosenessenzen, Orangenblüte, eine Spur Ylang sowie Ceylon-Zimt, um jene zu unterstreichen – und vermutlich einen Tuberosenakkord, um überhaupt eine Gardenie zu bekommen. Opulent ist hier das Blütenbouquet, nicht aber der Duft: Bekommt man bei den Zutaten schon ein wenig Angst vor einem Blütenkracher zeigt sich Rêve Opulent so gar nicht namensgleich und insofern völlig überraschend – mild, süß und cremig necken die Weißblüherchen die geneigte Nase. Sie wollen hier wirklich nur spielen, ehrlich! Keine Untiefen, keine versteckten Kanten. Rosen hauchen der Gardenie im Laufe des Duftes Fruchtigkeit ein, die an Aprikosen erinnert, in einem sahnigen Milchbad versinkend. Luxuriös riecht dieses Blümelein, keine Frage. Alles in allem eine Weißblüher-Nummer-Sicher, was definitiv nicht negativ gemeint ist. Ein weiblicher Duft für festliche Anlässe genauso wie für tagsüber ins Büro.

Gardenia Glow

Parti Pris heißt übersetzt soviel wie Voreingenommenheit – und ich frage mich ehrlich, auf was sich das bezieht. In jedem Fall soll Parti Pris mit „Leidenschaft, Elan und Überzeugung“ brillieren und „ein bunter Duft von leidenschaftlichem Temperament sein, der die Farblosigkeit verdrängt und Emotionen weckt.“ Darüber hinaus lässt Terry de Gunzburg Folgendes verlauten:

„Dieser Duft hat einen Charakter, wie ihn nur die hypnotische Tuberose verkörpern kann, eine Blüte mit schwindelerregendem Duft. Ein hauch von Tuberose genügt und man kann die Verwegenheit förmlich greifen.

Parti Pris präsentiert schon eher das, was ich von Rêve Opulent erwartet hatte: ein opulentes, ausladendes Blütenmeer. Eine fette Tuberose, von Orange fruchtig angesteckt, und leichte, ebenfalls fruchtig anmutende Rosen, von süß-tropischem Ylang geneckt. Ein heftiger Auftakt, ein dichter Trommelwirbel – und dann geht es sehr viel verhaltener weiter, als ich erwartet hätte. Gesetzt hat sich der Übermut, die Blumendamen benehmen sich wieder zivilisiert, üben sich in Zurückhaltung, vornehmer. Das tut dem Duft aber durchaus gut, denn der frei gewordene Platz lässt Raum für einen hellen Harzhauch von sachter Wärme, der mir außerordentlich gut gefällt: Harze, Weihrauch,Vanille, Sandelholz, Vetiver und Tabak sind hier mit von der Partie, als Ganzes verwoben zu einer sanften, würzigen Weichheit. Auf dem Teststreifen zeigt sich der Vetiver sehr viel deutlicher als auf meiner Haut, was den Duft sehr viel schöner macht – er hüllt die Blüten in einen transparenten Salzrauch, bestäubt sie damit, was dem Geschehen interessante Akzentuierung verleiht. Ein zarter, heller Florientale würde ich sagen.

Fresh flowers from Drumm Farms

Ombre Mercure, der letzte Duft in der Reihe, ist ein echter Knaller: „Geheimnis und Versuchung“ soll er darstellen, „die traumähnliche Qualität eines Tropfens in Bewegung Eine schicksalsträchtige Verbindung zwischen Geheimnis und Eleganz.“ Denn: „Ombre Mercure ist die pure Versuchung; eine betörende Kombination aus Iris und Veilchen, die uns in das geheimnisvolle Dunkel der Nacht eintauchen lässt.“

Night Sky

Nacht ist hier genau richtig – diese Iris ist nicht nur die Königin der Blumen, sondern auch die der Nacht. Ombre Mercure entführt uns tief in das tintenblau getunkte Dunkel und zeigt vor allem am Anfang große Erdverbundenheit: Und wenn man es sonst auch nicht immer merkt – Iris ist eine Wurzel, das wird in Ombre Mercure mehr als deutlich. Staubtrocken und erdig, verhalten holzig und von getrockneter Süße und Wärme baut sich hier eine majestätische Iris vor einem auf, deren Begleitung Rose ihr sanfte Frische einhaucht. Irgendwo im Hintergrund sind noch verwischt einige Weißblüherchen vorhanden, die von Ferne winken – wirklich präsent aber sind weder Jasmin noch Ylang, sondern eine dritte Blume: Veilchen, und zwar auf die ihm genuine, seltsam-eigenartige süßgrünfruchtigstaubige Art. Hier macht der Duft einen weiteren Schritt: Was anfänglich in seiner Intensität sehr an D.S. & Durgas Orris Root, den authentischen, kantigen und geerdeten erinnerte (den ich seehr schätze) in seiner archaischen Kraft tendiert Ombre Mercure fortan in Richtung „Und ewig lockt das Weibliche“ – und wie es lockt! Iris und Veilchen vermengen sich zu einer verführerisch femininen Amour Fou: Immer samtiger geht es einher, von trocken-pudrigen Kakaotupfern verziert und von einem marzipanig-irisierenden Schimmer. Anmutungen von Vintagekosmetik rücken in den Blickpunkt, Puder und jene Lippenstiftnoten, die viele von uns süchtig machen. Histoires de Parfums Moulin Rouge 1889 sei an dieser Stelle als Referenz genannt sowie auch Ralf Schwiegers Lipstick Rose für Malle. Unterstrichen wird das ganze von einem düster-rauch(speck)igen Patchouli, dessen Zauber hin und wieder eine Erinnerung in mir aufblitzen lässt, eine entfernte – und zwar an Menardos Meisterwerk Patchouli 24 für LeLabo.

Lipstick

Hui. Was für eine Frau. Die weiß, was sie will. Und weiß auch, wie sie es bekommt.

Ich verabschiede mich ehrfürchtig für heute von Euch – und zwar mit den allerliebsten Grüßen und mit Hildegard Knef:

P.S.: Habt Ihr Terry de Gunzburgs Düfte schon getestet? Seid Ihr neugierig geworden, und, wenn ja, auf was?

Neueste Kommentare

Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

2 Kommentare

  1. iris
    21. September 2012
    Antworten

    genau so, wie ich mich nie „satt“schnuppern und -riechen kann, bekomme ich auch nie genug von Worten wie „süßgrünfruchtigstaubig“, „marzipanig-irisierend“ oder „düster-rauch(speck)ig“…! Einfach himmlisch und extremst inspirierend- (haha: und ohne jedwede Kalorie)
    Liebe Grüße!

  2. Ulrike
    26. September 2012
    Antworten

    Ganz vielen herzlichen Dank liebe Iris für das tolle Kompliment *rotwerd*

    Liebe Grüße zurück,

    Ulrike.

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