ist griechisch und heißt übersetzt soviel wie der Handelnde oder auch der Führende. Die meisten von Euch dürften bereits erahnen, dass wir uns heute nun weder über altgriechische Philosophie unterhalten noch über Führer, sondern über AGONIST, jene schwedische Parfummarke, die soeben in unserem Shop gelandet ist. Hoch hinaus wollen die Stockholmer mit ihrem Label, das sie im Jahre 2008 gründeten: Ambitioniert verwenden Agonist für ihre Düfte nicht nur zu 100% natürliche Essenzen, darüber hinaus hat man sich auch auf die Korrelation von Parfum und Kunst besonnen und eine bis dato einzigartige Kooperation ins Leben gerufen – und zwar mit der preisgekrönten Glaskünstlerin Åsa Jungnelius, Designerin bei Kosta Boda.
Schwedenfreunde dürften Kosta Boda kennen, Harmen jauchzte auch ganz schwärmerisch, als ich ihm das erste Mal von Agonist und Kosta Boda erzählte: Kosta Boda ist die älteste Glasmanufaktur Schwedens. 1742 gegründet produziert sie schon immer in den Wäldern Smålands, jener Region, die auch das „Glasreich“ genannt wird ob ihrer vielen Glashütten.
Ich persönlich bin ja für so ziemlich jedes Handwerk zu begeistern und liebe Glasbläserei, zumal ich als Kind früher einige sehr heile Urlaube im Bayrischen Wald verbringen durfte, wo unsere deutsche Glasbläserzunft beheimatet ist. Die Idee, die Flakons von einem renommierten Glaskünstler (er)schaffen zu lassen finde ich toll, obgleich ich kein Flakonsammler bin. Nichtsdestotrotz kann ich für mich der Idee einiges abgewinnen: Die Verbindung von Traditionen, die eigene Beschränkung auf „reine“ Materialien, Handwerk schafft Kunstwerk und so weiter – das Brainstorming funktioniert. Leider muss ich gestehen, dass mein Taschengeld vorerst nicht für die großen Flakons reicht – das macht aber gar nichts, gibt es die Düfte doch auch für Puristen in schlichten 50-ml-Flakons für annehmbare 125 Euro. Diese Woche steht also ganz im Zeichen von Agonist, deren Düfte ich Euch dieser Tage vorstellen werde. Beginnen möchte ich heute mit Black Amber.
Black Amber soll uns mit seiner ambrierten Aura und seinen Hölzern in die Tiefen eines Waldes entführen und somit verzaubern – ein Schuft, wer nicht sofort an Elben, Trolle und andere Fabelbewohner denkt, die sich in den Untiefen der skandinavischen Wälder tummeln. Bei einem ersten Blick auf die Duftnoten könnte was Wahres dran sein: Kopfnote: Weihrauch, Backpflaume, Rotalgen, Davana, spanisches Labdanum; Herznote: Vetiver aus Java, kubanische Tabakblüten, Weihrauch aus dem Iran, Holz der Atlaszeder, Nargamotha; Basisnote: Patchouli aus Indonesien, Ambra, Bourbon-Vanille.
Unwillkürlich muss ich an die letzten Horrorfilmchen aus Skandinavien denken, die genau jene alte Mythologie wieder verwurstet haben – Trollhunter und Thale, allerdings wohl eher für den Gruselfan ein Tipp. In jedem Falle ist man stolz dort oben auf die Wälder, auf die Geschichte, auf Traditionen, Märchen und Riten – und das haben Agonist mit Black Amber auf prachtvolle und ausdrucksstarke Art und Weise in einen Duft verwandelt, den Charakter derselben in Glas gebannt.
Black Amber ist ein richtig fettes Kaliber, in dem es durchgängig ordentlich raucht und kokelt. Dem Weihrauch ist das geschuldet, dessen Kühle allerdings von pudrig-glimmenden Tabakblättern gemildert und von der würzigen Süße der Harzrauchwaren umworben wird. Aber nicht nur Harze werden hier zum Räuchern verwendet, hier lodert noch viel mehr: Meine Nase riecht glimmendes Baumharz, glimmende Zweige und Nadeln, die umso authentischer vor meinem inneren Auge auferstehen, je tiefer ich meine Nase in dem Duft versenke. Asche, vor sich hin glühend und mit feinen warmen Sandelholzsprenklern durchsetzt. Dieses Lagerfeuerchen flackert tief im Wald, oder direkt davor, vor dem düsteren, wie in dunkelblaue Tinte getauchten? Ist es Midsommarfest, wo die Menschen das Leben feiern und die bösen Geister vertreiben? Zu dieser Zeit gibt es ja auch gute Geister – und ich bin mir sicher, die springen heiter-ausgelassen um ein Feuer im Schutze der Dunkelheit. Und es riecht – nach Black Amber. Nach dem Schutz des Waldes, jenem majestätischen. Nach Wärme, nach Natur, nach Pracht. Zarter Mondenschein durchbricht für Sekunden das enge Blätterdach in Gestalt von Nagarmotha, meinem indischen Lieblingsgras, jenem aromatisch-kühlenden, das Akzente setzt genauso wie die Anklänge von Pflaume. Genauer gesagt – Backpflaume, es ist eine runzelige, bereits trockene und ebenfalls leicht angekokelte Trockenfrucht von konzentriertem Naturell, die hervorragend mit den trockenen Hölzern und den Zündeleien harmoniert. Für mich riecht der Duft so wie eine Liebeshochzeit eines alten Serge Lutens-Duftes und eines Andy Tauers – ein raues und komplexes Juwel.
An wen fühle ich mich erinnert? Sehr schwer, aber… ich werfe Euch einmal ein paar Eckpunkte hin: Sideris von Maria Candida Gentile, jene warm-wechselhafte Aura von L’Air du Désert von Tauer, ein paar alte Lutens‘, ein wenig an Rogart von Molton Brown und, ganz generell, an rauchige Ambravariationen, von denen es nicht allzu viele gibt.
Ich bin gespannt, wie es weitergeht – Ihr auch?
Viele liebe Grüße,
Eure Ulrike.
Das hört sich großartig an! Ist er denn sehr süsslich oder wäre das auch was für den Mann?
Hallo lieber Jan,
ich sehe Black Amber durchaus auch und gerade an einem Mann. Er hat eine Grundwärme süßer Natur, aber ich finde er ist kantig und markant genug, um einem Mann ganz hervorragend zu stehen. Also ein klares „GO for it“ 😉
Liebe Grüße,
Ulrike.