Sich Haschisch spritzen

Es gibt einfach Düfte, da geht bereits beim Titel das Kopfkino an. Nasomattos Black Afgano gehört zweifelsohne dazu. Der Kumpel vom Vetter meines Nachbarn hat wohl schon einmal mit Schwarzem Afghanen zu tun gehabt und gehörte zu den Jugendlichen, die sich am Bahnhof Haschischtabletten spritzen. So lautet vermutlich die öffentlichkeitstaugliche Version vieler, die im stillen Kämmerlein gerne an den einen oder anderen wilden Abend zurückdenken.

Neben andersfarbigen Sorten, wie dem „Grünen Türken“ oder „Roten Libanesen“, gehört der „Schwarze Afghane“ zu den dunklen Haschischsorten. Das Harz wird von der wachsenden Pflanze abgerieben und erhält durch langes Kneten seine dunkle Färbung. Warum dies so ist, darüber möchte ich gar nicht nachdenken.

Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich den Flakon als wahre Augenweide empfinde. Die schwarze Flüssigkeit im glänzenden Glas und der herrliche Verschluss, der dem Themenduft die koksähnliche Krone aufsetzt. Gestalterisch vom Feinsten, würde ich sagen.

Auch die Beschreibung des Duftverlaufs lässt mir – als olfaktorischer Fressflash – das Wasser im Munde zusammenlaufen. Parfumeur Alessandro Gualtieri verwendete folgende stark miteinander verwobene Noten (Achtung, diese Noten vermuten wir nur):
Kopfnote: Cannabis, Krautige Noten
Herznote: Harze, Hölzer, Kaffee, Tabak
Basisnote: Weihrauch, Adlerholz (Oud)

Un peu de fumée...

Die spöttische Redewendung „sich Haschisch spritzen“, die unter Kennern der Materie die Unkenntnis und Vorurteile anderer auf den Punkt bringt, lässt sich mit Nasomattos „Black Afgano“ auf eine weitere Bedeutungsebene katapultieren. Der flüssige Nachbau des Schwarzen Afghanen lässt sich ja in der Tat zur äußeren Anwendung wohlgemerkt auf die Epidermis spritzen.

Wie viel vom Rausch liegt allein im Duft begründet? Von „hypnotischen Blumen“ und „psychedelischen Hölzern“ ist die Rede… dies gilt es nun zu überprüfen. Dem Duftstreifen entfleuchen narkotische florale Noten, die von Harzen und Hölzern begleitet werden. Obacht, liebe Hausfrauen, dieses Wässerchen macht wie erwartet Flecken aufs Mieder.

Auch auf der Haut ändert sich nicht viel an diesem Eindruck. Ich denke, ich lehne mich nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich sage, dass dieser Schwarze Afghane eher eine abstrakte Interpretation des Themas darstellt. Solltet Ihr Euch also mit Black Afgano satt beträufeln, dürfte auch bei einer Fahrzeugkontrolle der schnauzbärtige Schutzmann keinerlei Verdacht schöpfen.

Süßliche und leicht krautige Noten verbinden sich mit den Herznoten, sodass eine balsamisch-narkotische Mischung entsteht, bei der das Köpfchen glüht. Das ist ein ganz runder und austarierter Duft. Auch die oftmals als Kracher angelegten Basisnoten Weihrauch und Adlerholz halten sich vornehm zurück und steuern maßvoll ihre holzig-harzige Grundierung bei. Insgesamt ein durchweg kräftig-würzig-holzig angelegter Duft, der sich auf seine ganz eigene Art und Weise der Thematik annimmt.

Bridal

Ich bin wirklich angetan, ein toller Duft, den ich mir im Übrigen auch sehr gut an einer Dame vorstellen kann. Alles in allem ein hervorragendes Gesamtkonzept: ein exzellent gemachter Duft, ein provokatives Konzept und ein Flakon zum Niederknien – perfekt!

Was haltet Ihr von Black Afgano?

Viele rotäugige Grüße
Harmen

Neueste Kommentare

Harmen Biró Verfasst von:

Hallo, ich heiße Harmen, war bis vor Kurzem irgendwas­unddreißig und habe immer die Nase im Wind, um Duftschätze für Euch zu finden und hier vorzustellen. Selbst bevorzuge ich feine Lederdüfte oder Gewürzkompositionen, ohne mich da aber festzulegen. Warum auch? Es gibt ständig so viel Neues in der Welt der Düfte zu entdecken. → BIRÓ

14 Kommentare

  1. Katharina W.
    4. September 2012
    Antworten

    Diesen Duft hatte ich auch schon unter der Nase, und zwar ausschließlich deshalb, weil mir der Flakon so merkwürdig erschien.
    Daß ein Schwarzer Afghane das reinste Glück für Cannabis-Konsumenten darstellt, ist sogar einem braven Kind wie mir bekannt, das ungelogen noch nie einen Joint auch nur gesehen hat.
    Daß man als Jugendlicher kein Cannabis konsumiert hat, schloß ja nicht aus, daß man sich gerne verwegene Geschichten über den Konsum der Droge erzählen ließ. Wer nicht selbst kiffte, der konnte wenigstens darüber reden.
    Meine späteren Erfahrungen mit einem depressiv-gekifften Kommilitonen haben meine romantischen Vorstellungen dann allerdings zurechtgerückt.

    Wie auch immer, der Duft ist für mein Beute-Schema natürlich viel zu kräftig. Ich rieche solche Düfte ja unheimlich gerne, aber Tragen ginge gar nicht.
    Es ist, mit Verlaub, eine kräftige Brühe, die so riecht wie sie aussieht.
    Aber der Flakon ist mal wirklich ausgefallen, wie auch die anderen Flakons dieser Reihe. Sie erinnern an kleine Personen mit überdimensionierten Köpfen. Man möchte gleich den Edding nehmen und Gesichter auf die Holzklötze malen.

    Danke für diese tolle Rezension.
    Grüße,
    Kati

  2. Harmen
    5. September 2012
    Antworten

    Hallo Kati,
    bitte schön und danke für die Blumen! Mir gefällt der Duft ausgesprochen gut, ist aber tatsächlich nichts für jeden Tag.
    Liebe Grüße
    Harmen

  3. 6. September 2012
    Antworten

    Ich mag Black Afgano sehr gerne. Ich liebe sehr kräftige Düfte, Düfte die nicht so 08/15 sind.
    Wenn es wieder kühler wird, werde ich ihn sicher wieder verwenden, momentan ist er zuviel, Absinth finde ich passender.
    Viele liebe Grüße aus Wien
    Uschi

  4. Harmen
    7. September 2012
    Antworten

    Hallo Uschi,
    den Absinth habe ich hier auch liegen. Vielleicht sollte ich, während ich einen Artikel darüber schreibe, mir das eine oder andere Gläschen Absinth zu Gemüte führen – nur zu Forschungszwecken versteht sich. 🙂
    Liebe Grüße nach Wien
    Harmen

  5. Sandra
    15. Juli 2013
    Antworten

    Heute sollte es endlich soweit sein: im KaDeWe traf ich auf Black Afgano

    Schon lange stand dieser Duft auf meiner Addictivity List. Aufgesprüht auf einem Teststreifen kam er direkt und mit voller Wucht. Es erschloss sich mir ein sehr extravaganter, aber schwieriger Duft. Auf dem Papier entfaltete sich Black Afgano, immer intensiver nahm ich einen Duft ähnlich wie Süßholzextrakte war.
    Hin- und hergerissen zwischen diesem Auftakt, bekam ich die Erlösung: Der Duft musste auf die Haut aufgesprüht werden, erst dann würde er sein wahres Gesicht entfalten. Gemacht, getan und verfallen. Ein Orientale voller Größe, extravagant, sinnlich, weich, betörend tritt er einem Gegenüber. Auch noch nach 10 Stunden ist er genauso wahrnehmbar. Die Jugendsünden will ich gar nicht wiedergeben, nur soviel: Dieses Extract ist ein andere Sünde. Und jetzt ist er mein! mein Schatz! My Addictivity

  6. Harmen
    16. Juli 2013
    Antworten

    Hallo Sandra,
    willkommen im Klub der Black-Afgano-Fans! 🙂
    Liebe Grüße
    Harmen

  7. Alex
    26. März 2017
    Antworten

    Hallo an alle habe den Duft nun seit gut einer Woche und muss als erstes sagen der haut mir mal richtig eins in die Nase 🙂 ich find es faszinierend das der Duft wirklich nur 50-50 allen gefällt oder eben auch nicht den sobald irgendjemand einen Duft von zbw Tom Ford hat sind automatisch mehr davon begeistert als es sein sollte der Name und auch der preis des Duftes verleitet die Leute zu sagen der muss ja gut sein ! ^^
    Wie ein Nike schuh der für die meisten automatisch besser sein muss als ein Asics Sneaker !

    Kurz und knapp ich find ihn Super ????

  8. Avatar-Foto
    27. März 2017
    Antworten

    Hallo Alex,
    vielen Dank fürs Ausgraben dieses Artikels! 🙂 Black Afgano macht einfach Spaß! 🙂
    Liebe Grüße
    Harmen

  9. Silvija Orlishta
    29. Oktober 2017
    Antworten

    Als ich in Indien! war da roch es mal gut mal schlecht und Black afgano erinnert mich an ein Raucher Stäbchen das mich in ein Reise führt die ich nie Vergessen werde ein Erfahrung Eindrücke Erlebnisse ein spirituell Erfahrung wenn dich rieche Black afgano dann bin wider auf der Reise und in Indien ein Wunder schönes Gefühl

  10. 9. November 2017
    Antworten

    Lieber Harmen,
    meine arabischen Kunden erzählen gerne, der Duft wäre wegen des enthaltenen Haschischöls in den Emirates verboten. Und ein Kollege hatte in Italien den Drogenspürhund im Auto deswegen. Mir selbst wurde beim ersten Schnupperer vor Jahren ein bisschen dizzy im Kopf und ich finde, er riecht schon ziemlich eindeutig. Obwohl ich nie selber geraucht habe. Und der Nachbau von Carner, Cuirs, bestätigte dann auch noch eine schöne Ledernote. Da kann jetzt der Alessandro schweigen wie er will 😉

    • Avatar-Foto
      9. November 2017
      Antworten

      Das höre ich zum ersten Mal. Zuzutrauen wäre es ihm ja, dass dort ein kleiner Schuss Cannabisöl enthalten ist. 🙂

  11. 10. November 2017
    Antworten

    Es geht ja die Sage, dass Alessandro zum Launch auf der Pitti ein paar Kekse verteilt hätte *gg

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