L’Oiseau de Nuit – Der Vogel der Nacht – taufte Parfumerie Générales Pierre Guillaume diese Kreation, die Bestandteil seiner Collection Privée bzw. Private Collection ist. Bei Nachtvögeln denkt man an gefiederte Wesen, die nachtaktiv wie Schatten sich auf ihre Beute stürzen, Eulen und Käuze mögen dazugehören. Aber es gibt ja durchaus auch menschliche Käuze, Nachtschwärmer, die durch Clubs und Bars ziehen, bis die Dämmerung sie wieder ins Bett befehligt.
Ich bin ganz überrascht: auf dem Duftstreifen kommen mir fruchtige und süße Noten entgegen, mit denen ich nicht gerechnet habe. Der Duft wird als moderne Lederinterpretation angekündigt, weswegen ich doch ein bisschen perplex bin. An irgendetwas erinnert mich diese fruchtige, süße und auch ein wenig florale Note. Nach einer Weile kommen würzige und unterschwellig herb-ledrige Aspekte hinzu. Darüber hinaus fühle ich mich ein wenig an Mandeln und Datteln erinnert. Labdanum scheint hier das Heft in der Hand zu haben, denn das Öl dieses Harzes weist einen holzig-würzig-balsamischen Geruch auf. Auch wenn er vielleicht nicht vollständig in die Sparte Gourmandduft passen dürfte, sollten Gourmand-Fans bei L’Oiseau de Nuit hellhörig werden. Zuckerwatte und kandierte Früchte, sage ich nur.
Benzoeharz schlägt in die gleiche Kerbe, besitzt es doch auch einen warmen, balsamischen Duft. Nicht vergessen sollte man Davana: dieses ätherische Öl verbreitet einen krautigen, teeähnlichen, süßen Duft, der an Trockenfrüchte erinnert und mit Spirituosennoten sowie einem Ambraaspekt aufwartet. Das groß angekündigte Leder ist höchstens als feiner Akzent wahrnehmbar. Auch auf der Haut erscheinen gewürzte Trockenfrüchte, der beinahe narkotisierende balsamische Charakter dieses Nachtwesens fächert sich auf der Haut weiter auf, der Lederaspekt tritt dann doch noch in der Langzeitwirkung stärker zu Tage.
L’Oiseau de Nuit ist verführerischer Lockstoff, balsamisch und sinnlich. Ich weiß, mit Sinnlichkeit wird jedes zweite Parfum beworben – hier trifft es aber voll und ganz zu. Süße Versprechen, verruchte Blicke und ein Vogel der Nacht, dem wir uns mit vollem Bewusstsein ausliefern.
Eine fleischfressende Pflanze, die uns anzieht und von der wir wissen, dass sie unser Verderben sein wird. Ich bin wirklich beeindruckt. Ein hervorragender Duft, unkonventionell, aber nicht übertrieben. Ich könnte mir trotzdem vorstellen, dass er die Geister scheidet. Wie steht Ihr zu ihm?
Viele nächtliche Grüße
Harmen
Meine Güte Harmen,
welch ein starkes und (Ohja!) erotisches Filmchen, noch vor dem Frühstück! Wow, wow, wow, das ist wirklich mal hot! 🙂
Zum Duft kann ich leider nichts beitragen, ich muss gestehen, dass dieser mir bisher entgangen ist. Das sollte ich wohl dringend ändern, wie mir scheint. 🙂
Herzlichst
Evelyn
Hallo Evelyn,
ja zum Glück noch zu so früher Stunde! Bei den derzeitigen Außentemperaturen kann ich keine weiteren Hitzewallungen verantworten 😉
Liebe Grüße
Harmen
Well, well, well… die Arbeit kann warten und die (Außen)temperature könnte noch steigen: ich muss mir jetzt das Filmchen anschauen, bevor es zu spät wird 🙂
Lieben Gruß an Euch allen (zum Glück habe ich schon gefrühstückt…)
Isabelle – die doch richtig arbeiten soll. Nach dem Filmchen.
p.s.: Harmen, das letzte Foto in Grau und Lila ist wirklich schön!
Daisy Love, das Rock-It-Girl mit Musik im Blut, lässt es aber hier ordentlich krachen – was für ein hübscher Nachtvogel! Schöner Artikel, lieber Harmen!