… möchte ich einmal wieder werfen auf einige Düfte: In der Flut der Neuankömmlinge quellen meine Schubladen schon wieder über und ich komme nicht mehr hinterher mit den Rezensionen. Deshalb heute – statt lang, breit und schmutzig – kurz und knackig: Diane von Diane von Fürstenberg, Montale Santal Wood und Aoud Purple Rose und Parfums de Rosine Lotus Rose.
Diane von Fürstenberg – wer kennt sie nicht? Die Königin der (Wickel)Kleider hat quasi die Frau neu erfunden – eine Frau zwar, mit der einige Hardcorefeministinnen nichts anfangen können, aber, alles in allem, eine Frau mit der ich mich ganz gut identifizieren kann. Eine unaufgeregte (ähöm), selbstbewusste Frau, die Frau sein kann und mag. Der Signatureduft der Marke hat also eine einigermaßen hoch gehängte Latte, die es zu erreichen gilt. Und die packt er auch ganz gut, möchte ich sagen. Mit Signaturedüften ist das immer so eine Sache, es ist einfach ein sehr schwieriges Unterfangen, eine ganze Firma, ihre Philosophie und ihre Bildsprache in einen einzigen Duft zu packen beziehungsweise sich in einem solchen manifestieren zu lassen. Vielleicht muss es ja aber auch nicht gleich das ganze Fürstenberg-Universum sein, dass sich in dem Duft widerspiegelt – es reicht, wenn er das It-Piece der Firma zu verkörpern weiß. Und genau das sehe ich in Diane, dem Duft: Ein leicht fließendes, locker fallendes, aber dennoch figurbetontes und überaus feminines Wickelkleid. Ein bisschen tropisch-florale und fruchtig-cremige Frangipani-Erotik, ein wenig zurückhaltend-bezauberndes Veilchen auf einem watteweichen Moschusbettchen, von Myrrhe ein wenig sanft-würzige Wärme eingehaucht und dank Patchouli mit Tiefgang ausgestattet. Keine Ecken und Kanten vorhanden, ein absoluter Immergeher für die Frau und einer, der vielen Frauen gefallen wird – genau wie der Wrap Dress.
Eigentlich kann ich, ehrlich gesagt, einige der Montaleschen Oudrosen nicht mehr auseinanderhalten. Nicht, weil sie schlecht sind oder weil sie sich zu sehr ähneln, nein. Nur weil es einfach so viele sind. Und ich selbst mir schon meine Lieblinge herausgepickt habe. Will sagen – ich bin etwas satt an und mit Oudrosen. Aoud Purple Rose gefällt mir aber nichtsdestotrotz – und zwar, weil es eine recht ungewöhnliche Beerennote aufweist, die mich an schönen, trockenen Rotwein erinnert. Ein Blick in das Pressematerial gibt mir recht – die Ledernoten aus der Basis, die das engumschlungene Oudrosenliebespaar auffangen, kreieren in schönster Einigkeit mit charakteristischem Safran gewisse brombeerige Tannin-Anleihen. Ansonsten holzt es gewaltig, während Patchouli das Rückgrat gibt. Ein charakteristischer Duft, der für mich optimal in den Herbst passt.
Santal Wood lässt mich vom Namen her anfänglich etwas gähnen – eingestellt bin ich auf Barbershop und einen jener vielen zwar netten, aber unverfänglichen und ewig gleichen Männerdüfte. Da habe ich mir in diesem Fall mal wieder selbst das Bein gestellt mit meinen klischeebeladenen Vorurteilen, denn Santal Wood ist mitnichten ein gewöhnlicher Sandelholzling.
Der Duft wirkt anfänglich maritim, und das auf eine sehr angenehme Weise: Grüne Kardamomfrische, lichte Veilchenblätter und herb-fruchtiger Wacholder evozieren einen Aufenthalt am ruhigen Meer, dem dunkelpetrolfarbenen, das von kecken Pfefferkörnchen sich durchsetzt zeigt. Sandel und Zeder sowie Weihrauch malen Treibholz an den Strand, teils von der Sonne getrocknet und eine süß-würzige Wärme ausströmend, teils noch im Wasser liegend, erdige Feuchtigkeit ausstrahlend. Und dann sind da noch die leicht kokeligen Lagerfeuerreste, die von einem ausgelassenen Fest oder einer intimen Begegnung zeugen… Patchouli und Ambra runden die Kreation gelungen ab und versöhnen mich mit dem Namen: Nicht jeder neue Sandelholzling kommt muffig-puffig und süß-langweilig daher, das sollte ich doch mittlerweile wissen…
Die Düfte von Parfums de Rosine sind einfach ein Traum – für Rosenliebhaber. Ein solcher sollte man schon sein, sonst wird man vermutlich in deren Repertoire nicht fündig, ist doch Marie-Hélène Rogeons Kollektion den Rosen gewidmet. Lotus Rose ist nun der neueste Streich und beruht wohl auf einem Alltagserlebnis, dass Rogeon verzauberte: Einem Morgenspaziergang im Englischen Garten auf Isola Madre. Milchiger Nebel umfing Rogeon, der auf den Seen stand, als die Sonne am Horizont auftauchte. „Zart wie Seide“ sei er gewesen, der süßlich-wässrige Duft der Lotusblüte, der sich mit dem Duft von blühenden Kletterrosen mischte und Rogeon den Kopf verdrehte.
Lotus Rose ist ein gelungenes Abbild jener Erinnerung: Zitrische taubenetzte Frische samt einer herben Fruchtigkeit umfängt die geneigte Nase, zu der sich alsbald die beiden Protagonisten Lotos und Rose gesellen, ein typsiches Wasserblümchen sowie ein fruchtig anmutendes Röslein. Nostalgisch anmutender Jasmin, ein grünes und schüchtern blühendes Kletterpflänzelein, das ich nach dem Blick auf die Ingredienzen als Wicke ausmache, sowie moosige Anmutungen flankieren das Stillleben, das dezent chyprierte Anklänge aufweist, auf einer sonnendurchwirkten, ambriert-warmen Sandelbasis ruhend.
Ein femininer, authentischer und ein klitzeklein wenig melancholischer Rosenduft – ganz nach meinem Geschmack.
Und was ist mit Eurem Geschmack? Hat Euch etwas neugierig gemacht, habt Ihr schon getestet?
Viele liebe Grüße und ein schönes Wochenende,
Eure Ulrike.
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