Heute beschäftigen wir uns weiter mit der Kollektion von Maria Candida Gentile, jener Frau, die als erste Italienerin den Rang eines Maître Parfumeurs erreichte und mit ihren Düften Stars, Sternchen, Adel und sonstige Prominenz genauso wie Duftkritiker betört.
Cinabre ist unser erster Kandidat, und sieht sich einem ganz besonderen Unterfangen verpflichtet: Wie ich gestern schon schrieb, ist Maria Candida Gentile großer Rosenfan – die Erinnerungen an den familieneigenen Rosengarten sind ihre ersten Dufterinnerungen, wohl destillierte sie auch bereits im zarten Alter schon selbst Rosenwasser. Cinabre nun soll an eine ganz bestimmte Rose erinnern, dieser huldigen, und zwar der Ayrshire Splendens Rose.
Als Nicht-Garten-Besitzer aber immer wieder mit dem Gedanken an einen Schrebergarten Spielende muss ich natürlich erst nachsehen, um was für ein edles Gewächs es sich hier handelt: Die Ayrshire Splendens ist eine wohl um 1830 entstandene Rosensorte, wobei der Züchter nicht (mehr) bekannt ist. Eine Rambler-, also eine Kletterrose, eine winterharte ist es, mit einer kugelförmigen halbgefüllten, weiß- bis rosafarbenen Blüte – und ihre Besonderheit liegt in ihrem Duft: Sie duftet nach Myrrhe.
Darüber hinaus erzählt Maria Candida Gentile noch eine weitere Geschichte zu ihrem Duft:
“In Rome there is a door called the door of Vittorio Piazza. It is one of the entrance of the Palombara Villa, where the Marquis Massimiliano use to organise very secret events with the Elite of that time dedicated to alchemy. On the door one can still read “ the seed from which was born our flower, can not be found it the markets“, meaning that the alchemy is a science shared among happy fews.
Also on the same door it has been written „the hesperides dragon hides the entrance of the magic garden, this dragon was depicted next to huge Dracena tree, also known as the tree of the dragon. The peculiarity of that tree is to produce a sap which changes colour when one puts it on the skin, it becomes red, hence its name : dragon blood or Cinabre. The Cinabre fragrance takes its inspiration from a very ancient wisdom. Already in the Middle ages it was very precious and looked after by the magicians and alchemists.”
Ehrlich gesagt vermag ich hier den Zusammenhang nicht wirklich zu durchschauen zwischen dem Drachenbaum, der mittelalterlichen Magie und der Rosensorte – einzig: Alle sind alt und werden mythisch verehrt. Denn die Ayrshire Splendens hat, wie ich während meiner Recherche lernen durfte, nicht wenige Fans, die sie verehren.
Ich verehre – den dazugehörigen Rosenduft und sehe mich immer mehr zum Fan von Maria Candida Gentile werden. Diese Zartheit, die auch diesen ihren zweiten Duft, den ich hier bespreche, begleitet, empfinde ich als außerordentlich anmutig wie berückend. Wie Exultat zeigt sich auch Cinabre als sanfter Understatementduft, dahingehaucht, aber eine sehr gute Sillage entwickelnd. Er bleibt nah an der Haut, hat aber nichtsdestotrotz eine ordentliche ausgeprägte Präsenz.
Im Auftakt zeigt sich Cinabre überaus ungewohnt: Rosen erkennt man sofort, die hier gewählte Begleitung ist aber selten – Pfeffer, gut, der passt immer zu einem Röschen, aber Ingwer ist neu. Jener Ingwer vermag zweierlei, was den Duft auch zu etwas Besonderem macht: Er unterstreicht einerseits die zitrische Seite der Rose – herb-fruchtig und agrumig prickelt und bitzelt sie vor sich hin. Andererseits aber bildet der Ingwer mit der von Vanille und Harzen dominierten Basis eine herrliche Verbindung, die der Rose jene warm-würzige Myrrhe-Anmutung schenkt, die zu verleihen das Ziel war.
Ich weiß nicht, ob blutige Rosenanfänger mit Cinabre sich nicht gleich blutige Finger holen: Ich würde meinen, dass man Cinabre dann vielleicht etwas schwierig finden könnte. Auch denke ich, dass sich seine Besonderheit besser erschließt, wenn man Vergleichsmöglichkeiten hat. Seiner Schönheit tut das alles aber keinen Abbruch.
Ich bin, wie Ihr schon gemerkt habt, überaus angetan. Und stürze mich voller Freude die nächsten Tage in den Rest der Maria Candida Gentile-Kollektion – Ihr hoffentlich auch?
Viele liebe Grüße,
Eure Ulrike.
Hallo liebe Uli,
der Cinabre ist schon mein! Ich hatte es nicht abwarten können bis die Schätze ihren Weg nach D finden und im Winter ein paar kleine Grössen blind bestellt. Dabei war Cinabre ein Volltreffer für mich, er hat zwischen all den Rosendüften die ich kenne und liebe (aber nicht unbedingt alle besitze) sofort einen Platz erobert. Du hast ihn wunderbar beschrieben, diese ungewöhnliche Melange.
Viele liebe Grüsse aus Südfrankreich
Jutta
Huhuu liebe Jutta,
… alle sind im Urlaub, und ich *meckerschnief*?
Im übrigen wundert es mich gar nicht, dass Dir Cinabre gefällt 😉
Den kann ich mir sehr gut an Dir vorstellen. Ich bin ja wirklich ganz gemein in Hanbury verliebt, ich glaube, der muss her *seufz*
Viele liebe und ein wenig sehnsüchtige Grüße zurück ins Französische,
die Uli.
Wie bei Exultat war auch bei Cinabre mein erster Eindruck: Traubenzucker. Und Puder, sowie Seife. Die Seife könnte eine Rosenseife sein, ansonsten gelang es mir kurz nach dem Aufsprühen nicht, Pflanzliches oder Blühendes zu entdecken.
Wie bei allen anderen Düften von Maria Candida fiel mir auch bei Cinabre auf, daß der Duft erst nach ein, zwei Stunden anfing, „aufzublühen“, denn erst dann habe ich sie gerochen, die Rose, und zwar frisch aufgeblüht und nicht getrocknet.
Nun bin ich kein ausgesprochener Rosen-Fan, weder von echten Rosen noch von Rosendüften. aber Cinabre gefällt mir letztendlich dann doch, vor allem wegen dieser schummrigen Süße, die vor sich hin wabert, und immer süßer wird, je länger der Duft auf der Haut ist.
Eine tolle Serie, die Maria Candida da kreiert hat.
Grüße
Kati
Freut mich sehr, dass Dir die Kollektion so gut gefällt! Für mich war es auch ein überraschender Volltreffer!