Die Düfte der Maria Candida Gentile…

…zogen neulich ohne großes Aufheben bei uns im Shop ein und sind unter den vielen Neuankünften ein wenig untergegangen – das möchte ich heute und morgen ändern, denn die kleine, aber feine italienische Kollektion der sympathischen Italienerin hat (mehr) Beachtung verdient.

Die Dame beschäftigt sich, wie ganz viele „unserer“ Parfumeure, schon von klein auf mit Düften, wie sie selbst von sich behauptet: Seitdem sie ein Kund Kind [schöner Freudscher – danke an Sandra] war, sei sie fasziniert gewesen von Parfums, und ihre ersten Dufterinnerungen seien die wunderschönen Clair-Matin-Rosen im Familiengarten gewesen. Da könnte sie sich mit Madame Rogeon von Parfums de Rosine zusammentun, die wäre davon wohl total begeistert und weiß sicher Ähnliches zu berichten – ob sie allerdings auch schon im zarten einstelligen Alter damit beschäftigt war, Rosenwasser anzusetzen? Man weiß es nicht. Und auch in diesem Fall hier halte ich es, sorry, für geschicktes und ein wenig überzogenes Marketing – aber, wer weiß, vielleicht stimmt es ja auch? In jedem Fall keimte, als Maria Candida Gentile Mutter wurde, der Wunsch auf, Parfumeurin zu werden – sie war sich absolut sicher, dass das die Leidenschaft ihres Lebens sei, die sie ausleben wolle. So ließ sie sich in Grasse ausbilden und wurde zum ersten weiblichen Maître Parfumeur Italiens. Bei Youtube habe ich ein nettes Filmchen gesehen, dass ich Euch nicht vorenthalten mag:

Maria Candida Gentile beschreibt ihre Intention Düfte zu machen folgendermaßen:

„I was very lucky to be coached by Carol André who taught me the little secrets that only the „maitres parfumeurs“ pass on to the others. These are small details that make the difference and make the fragrances magic: for me, a good fragrance is a fragrance that does good to the one that wears it.

The only way to make it happen is to use natural essences, the ones that our body and soul understand and love instinctively, and to make it with our heart. Only what comes from the heart can touch the heart.“

Sie beschreibt sich selbst als Poeten, der seine Gefühle, also letzlich sein Herzblut und seine Visionen mit einfließen lässt in ihre Düfte. Düfte, die uns als Träger glücklich machen sollen. Diesen Ansatz finde ich schon mal gut – ich freue mich immer, wenn mich jemand glücklich machen mag. Aber, Spaß beiseite – mit Düften Glück, Glückseligkeit oder auch nur Harmonie vielmehr einen mit eben jenen angefüllten Moment konservieren zu wollen ist in meinen Augen ein perfekter Antrieb um Parfums zu kreieren. Maria Candida Gentile macht das nach eigener Aussage, soweit ich das verstanden habe, ausschließlich mit natürlichen Essenzen.

Außer massgeschneiderten Düften für Jetsetter, Ölscheichs, Adelstitelträger, Promis und Luxushotels kreierte sie bisher für ihre eigene Kollektion sechs Düfte, Exultat, Cinabre, Gershwin, Barry Lyndon, Hanbury und Sideris, die ich Euch dieser Tage vorstellen möchte. Beginnen wir heute mit Exultat.

Anderson, Roma - n. 0110 - S. Lorenzo Fuori le Mura - Roma

Exultat sieht sich inspiriert durch eine Kirche, und zwar nicht durch irgendeine, sondern durch die Basilika San Lorenz im Herzen Roms. Maria Candida Gentile besuchte diese und ließ sich dadurch zur Kreation eines Parfums animieren, der darüber hinaus noch an eine italienische Tradition angelehnt ist – jenen Duft, mit dem man die weißen Leinentücher für die Zeremonie reinigt, einer Mischung aus Lavendel und Asche.

Violet

Spirituell sollte Exultat werden und transzendent. Erhaben, schlicht, besinnlich – und trotzdem mit Bodenhaftung, so zumindest verstehe ich die Idee. Und bin, kurz nachdem Exultat auf meinem Arm gelandet ist, auch schon ganz entzückt: Von Vetiver, somalischem Weihrauch und Veilchen samt seinem Blattwerk war im Vorfeld die Rede – und der geneigte Leser wird wissen, dass wir, ich und das Veilchen, eine lange Anlaufzeit hatten. Dieses zarte Blümelein allerdings erobert mein Herz im Sturm. Andächtig rieche ich an meiner Haut und kann mich kaum mit der Nase von ihr trennen, so sehr nimmt mich Exaltat in Beschlag.

Ein zartes Veilchen, schüchtern und zurückhaltend, samtig und verhalten pudrig. Sanfter, in der Tat ein wenig ascheartig anmutender, erhaben vor sich hin kokelnder Weihrauch. Trockenheit, seltsam zwischen Kühle und dezenter Wärme oszillierend. Ein Hauch salzig-rauchiger Vetiver, ein Klecks herbes Blattgrün – fertig ist der Duft.

Und in diesem Falle so wunderschön, dass die sakrale Impression ganz hervorragend passt. Noch ein paar mehr solche Düfte und ich entdecke vielleicht doch noch den Katholizismus für mich…

Dieser Auftakt hat mir richtig viel Lust auf die restliche Kollektion gemacht – Euch auch?

Viele liebe Grüße,

Eure Ulrike

P.S.: Liebe Kati, liebe Jutta – JA, Ihr MÜSST testen!

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

5 Kommentare

  1. Katharina W.
    1. August 2012
    Antworten

    Liebe Uli,

    das ist also also das Veilchen, das du gestern angekündigt hast. Es hört sich in der Tat sehr verlockend an, vor allem durch die beschriebene Oszillation zwischen kühl und warm.
    Ich bin mittlerweile auch extrem angefixt was Veilchen angeht.
    Vor ein paar Jahren war es Lavendel, in den mich zu verlieben ich nie geglaubt hätte. Jetzt ist es das Veilchen.
    Ich freu mich aufs Testen und berichte dir dann.

    Grüße
    Kati
    (PS: Weil du gestern rote Lippen erwähntest – ich habe einen Dougi-Gutschein und keinen Abnehmer, falls du gerade Bedarf hast – Mail. :))

  2. irmgard
    6. August 2012
    Antworten

    Liebes Duftteam, heute kam die Probe von Exultat und ich kann sagen: Excellent! Warm, etwas pudrig und doch erweckend für mich und meine Haut. Luxus und doch feminin unschuldig lockend. Klasse!

  3. Avatar-Foto
    Ulrike
    7. August 2012
    Antworten

    Huhuu liebe Kati,

    ja, das ist das Veilchen, das ich meinte 🙂
    Und ich könnte mir gut vorstellen, dass Du es magst – es ist ganz zauberhaft, wie Irmgard es ja auch schon schrieb. Bin sehr gespannt, ob es auch Dein Herz erobert 🙂
    Was die roten Lippen oder überhaupt: die Lippen angeht – mittlerweile ertrinke ich gerade für meine Verhältnisse nahezu in wahlweise knallroten/korallfarbenen/rosafarbenen und orangenen Lippenstiften 😀
    Trotzdem vielen lieben Dank für das Angebot!

    @ Irmgard:
    Gell, er ist traumhaft! Ich finde es auch.

    Viele liebe Grüße an Euch,

    Eure Ulrike.

  4. Katharina W.
    7. September 2012
    Antworten

    So, einen ganzen Monat lang habe ich mir nun Zeit gelassen, den vielgepriesenen Veilchenduft zu testen… und ich muß gleich sagen, daß ich nicht mehr wußte, daß es sich um den Veilchenduft handelt, als ich gestern abend Exultat auf Handgelenk und Papierstreifen aufgesprüht habe.

    Mein Erster Eindruck war: Traubenzucker. Süßer fruchtiger Traubenzucker, mit einigen wärmenden Gewürzen verfeinert. Ich habe mir wirklich Mühe gegeben, ein Blümlein darin zu entdecken, konnte mich aber auf keines festlegen. Ein Veilchen ist mir schon gar nicht in den Sinn gekommen. Entsprechend überrascht war ich, als ich jetzt in der Duftbeschreibung gelesen habe, daß es sich bei Exultat um den Veilchenduft handelt, den du, liebe Uli, mir so ans Herz gelegt hast.

    Ich mag den Duft, ja. Ob nun mit oder ohne Veilchen. Und obwohl er wirklich enorm viel Süßkraft besitzt.
    Vor allem auf dem Papierstreifen, welcher neben mir auf dem Arbeitstisch liegt, hat sich der Duft so köstlich entwickelt, daß ich jedes Mal aufmerksam werde, wenn mir ein Wölkchen davon in die Nase steigt.

    Liebe Grüße
    Kati

  5. Avatar-Foto
    Ulrike
    11. September 2012
    Antworten

    Du findest ihn SO SÜß liebe Kati? Echt? Bei mir war er auch von versteckter pudriger Süße, aber nicht vordergründig. Und deutlich – VEILCHEN. Aber Du magst ihn – trotzdem oder gerade deswegen, das ist ja eigentlich egal 😉 Freut mich, dass er Dir gefällt!

    Liebe Grüße,

    Uli.

    P.S.: Das mit den Papierstreifen kenne ich – ganz schlimm wird es, wenn ich mal wieder zu faul zum Beschriften war und zig neue Düfte vor sich hin duften, und ich diese noch nicht genau zu erkennen/trennen vermag…

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