Die Flakons von Henrik Vibskov sehen schon einmal gut aus, ist mein erster Eindruck. Was macht denn das Gestrickte da drumherum? Ihr seht schon, ich kenne mich mit Mode nicht sonderlich gut aus, sonst hätte mich der textile Einsatz nicht gewundert… Tatsächlich gefällt mir die Produktpräsentation ausgesprochen gut, und es handelt sich definitiv nicht um das x-te und damit x-beliebige Modehaus, das auch mit Düften punkten will. Das darf schon einmal verraten werden.
Der Däne Vibskov gehört zu den Skandinaviern, die es wirklich geschafft haben, sich in der Modewelt einen Namen zu machen. Außerdem beschäftigt sich der Tausendsassa nicht minder erfolgreich, neben seinem Schlagzeugerdasein, mit Bildender Kunst, so zeigte das MoMa in New York seine Readymades oder das Pariser Palais de Tokyo seine riesigen Hundeskulpturen. Betrachtet man seine Modeentwürfe wird schnell klar, dass es sich bei Vibskov um einen Grenzgänger zwischen Mode, Installationen, Performance, Musik- und Theaterdarbietung handelt – ein Gesamtkunstwerk also. „Abgefahren“ mag mein laienhaftes Urteil lauten, aber seht selbst.
Seine Duftkollektion TYPE erreichte uns unlängst und soll heute vorgestellt werden. Über die Flakons wisst Ihr mittlerweile bescheid, sie variieren lediglich in der Farbgestaltung der Textilhüllen. Drei Düfte sind es, die auf meinem Tisch liegen: TYPE B, TYPE C und TYPE D, ein jeder einer bestimmten Stadt gewidmet, aber dazu später mehr.
Herr Vibskov hat sich nicht lumpen lassen und die Düfte in Zusammenarbeit mit Givaudan entwickelt, die Parfums selbst werden samt Flakons in Grasse hergestellt. Dieser Stadt wurde trotzdessen keiner der Düfte zugeeignet – wir kennen das Prinzip ja bereits von der flughafeninspirierten Reihe „The Scent of Departure“ aus dem Hause Histoires de Parfums, von Ulrike bereits 2011 vorgestellt.
Aber fangen wir mit B wie Berlin an. Ja natürlich hätte es charmantere Ansichten unserer Hauptstadt als die unten gegeben, aber Henrik Vibskov kündigt den Duft als Atmosphäre an einem kalten Wintertag im Osten der Stadt an, denn dort würden auch heute noch viele Wohnungen mit Kohle geheizt.
Zu meinem reichen Erfahrungsschatz gehört auch der kurze Besuch eines echten Berliner Kohlenkellers im wunderschönen Neukölln, nicht im Ostteil der Stadt, ich weiß, aber der Vergleich wird schon irgendwie gehen. Kopfnote: Schwarzer Pfeffer; Herznote: Zedernholz, Vetiver, Guajakholz; Basisnote: Birke, Kohle. Es tut mir ja leid, dass ich immer wieder damit anfange, aber in einem Blindversuch hätte ich den Duft in die Series 6: Synthetic von Comme des Garçons gesteckt. Warum? Weil es zum einen frisch, zum anderen angekokelt duftet.
Frische Pfeffernoten werden von holzigen Aspekten begleitet, das Trio aus Zedernholz, Guajakholz und Birke ergibt eine angenehme unaufdringliche Holzmischung. Da mit der Ingredienz Birke ohnehin oft Birkenteer gemeint ist und auch Guajakholz rauchige Aspekte besitzt, bieten die beiden die passende Vorlage für die ebenfalls enthaltene Kohle. Ein Streichholz, das Kohle entzündet, rauchig, vielleicht ein bisschen ledrig und ein überraschend eigenwilliger Duft, absolut tragbar und ein heißer Tipp für alle Fans der Synthetic-Düfte. Ein Wintertag im Osten Berlins, eine tolle Idee, die erfolgreich umgesetzt wurde.
Übrigens erinnert „TYPE B“ Ulrike an Le Labos „Patchouli 24“ und siehe da, ich habe sogar eine Uraltprobe in meinem Köfferchen gefunden. Ich befürchte allerdings, dass sie hinüber ist, denn was mir da entgegenkommt riecht durchweg eigenartig und in keiner Weise wie Type B. Kennt jemand von Euch beide Düfte?
Morgen geht es mit „TYPE C“ – Kopenhagen und „TYPE D“ – Damaskus weiter.
Viele Grüße
Harmen
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