Maison Dorin – Teil Drei.

Un Air de Damas, das zweite Quartett aus dem Hause Dorin, zollt Damaskus Tribut, der Hauptstadt Syriens:

„Through these gorgeous floral bouquets, Dorin pays homage to one of the most historical and beautiful cities in the Middle East, in which the eastern charms of old Syria move you with their mystery and subtlety. And you will be surprised by the cortege contained in Air de Damas, in which the queens of flowers, Damascena Rose and Jasmine, are combined with the heady scents of Tuberosa and Fullah.“

Damaskus ist ja bekannt für seine besonderen Blüten sowie deren Qualität. Mit der Un Air de Damas-Serie hat man auf einen Schlag so ziemlich allen Blüten einen Duft spendiert, die für Parfumeure seit je her von Bedeutung sind: Der Rose, der Tuberose und ihrem ebenfalls weißblühenden Verwandten Jasmin. Fullah ist wohl eine Spezialität, wie ich mir bereits von der Familie Nasri erklären ließ – aber dazu kommen wir später.

Beginnen wir mit Rose de Damas, der Königin der Rosen (die ja ohnehin schon königlich sind, nicht wahr?) – absichtlich hat man hier nicht mit allzu vielen Ingredienzen aufgetrumpft, sondern einen betont minimalistischen Duft kreiert, der nichts anderes im Sinn hat als die wahre Schönheit seiner Protagonistin zum Ausdruck zu bringen. Und wenn ich anfänglich noch erzählt habe, dass die gesamte Dorinsche Kollektion französisch ist – das trifft auch bei dieser Rose zu. Jedoch – sie ist zwar opulent, aber klar und überhaupt nicht verschnörkelt. Das macht sie für mich aus dem Stand heraus zu einem der schönsten reinen Rosendüfte, die ich jemals gerochen habe: Bergamotte und Maiglöckchen in der Kopfnote und Moschus in der Basis umrahmen nur, unterstreichen die ohnehin schon vorhandenen Facetten dieser herrlichen Blüte nur. Zitrisch mutet sie an und frisch, ein wenig sauber, fruchtig und betörend süß-rosig. Schwer und prall und gleichzeitig leichtfüßig umschwärmt er meine Nase, dieser Rosenduft, und wirkt so authentisch wie wunderschön. Rosenliebhaber, hierher – wer reine Rosendüfte wie Creeds Fleur de Thé Rose Bulgare liebt, MUSS testen, daran führt kein Weg vorbei!

Auch bei der Komposition von Tubéreuse agierte man in schöner Less-is-More-Manier: Nur Bergamotte und Moschus fügte man jener wächsern-weißblühenden Femme Fatale hinzu – und schuf damit ebenfalls eine authentische Schönheit. Ganz stolz war man bei Dorin, dass das wohl auch Roja Dove so sah, jener bekannte Parfumeur, der diese Tuberose als die wahrscheinlich schönste überhaupt bezeichnete.

Die schönste Tuberose wird sie in meiner persönlichen Wertung vermutlich nicht, aber eine der schönsten – das lasse ich gelten. Tuberosen haben ja unendlich viele Facetten, diese Interpretation brilliert vor allem mit zweien – der buttrig-cremigen ausladenden Seite, jener überbordenden, die so betörend und berauschend wirkt, dass man ihr versinken könnte wie in einem Bad. Und natürlich jener subtil scharfen Seite, die hervorragend würzig kontrastiert.

Von der Intensität her würde ich Tubéreuse als „mittelgradig“ einstufen – eine leichte Anfängertuberose ist sie sicher nicht, aber sie ist auch kein nur für den absoluten Fan zu verdauender Kracher wie zum Beispiel Malles Carnal Flower. Ich meine eine leichte Ähnlichkeit zu Viscontis herrlicher La Divina Tubereuse festzustellen, allerdings ist jene doch noch etwas kräftigerer Natur.

Weiter geht es mit dem Jasmin:

„Jasmine is, along with the Rose, one of the two undisputed queens of perfumery flowers. Damascus is the quintessential city of Jasmine, where it grows riotously over every house and in every garden. It is only natural that Dorin should turn to Jasmine Baladi and choose to honour it in its Air de Damas- so enjoy the jasmine through its bergamot bouquet and musky and woody dry note.“

Vielleicht sollte ich einmal irgendwann ein Jasmin-Special schreiben, was meint Ihr? Aufmerksame Leser werden wissen, dass Weißblüher und ich erst spät zueinander gefunden haben, dafür in lichterloher Liebe entflammten. Was Jasmin angeht, habe ich alleine im letzten Jahr doch einige wirklich sehr schöne monothematische Düfte getestet – und bin mit meinen Kaufentscheidungen deshalb diesbezüglich noch nicht allzu weit. Vielleicht sollte ich einmal einen parallelen Schnupperversuch starten und Euch daran teilhaben lassen.

In jedem Fall ist dieser Jasmin auch wieder ein ganz reizendes Exemplar seiner Gattung: Strahlende weiße Blüten so weit das Auge blickt, dankenswerter Weise nicht indolisch. Zart-cremig sind sie und von betörender, fruchtig anmutender Süße, zu der die holzigen Anklänge ein adäquates Gegengewicht bilden.

Fullah, der letzte Duft in der Reihe, ist eine Hommage an eine Blüte, die wohl als arabischer Jasmin bezeichnet wird und eine Verwandte des Jasmin sein soll. Den hat man ihr im Duft auch zur Seite gestellt – nebst Bergamotte und Moschus. Das erste Mal soll es sein, dass Fullah in einem Parfum verwendet wurde – und wie ich hoffe, nicht das letzte Mal! Fullah weiß nämlich zu verführen: Opulentester Jasmin präsentiert sich der geneigten Nase, verlockend, verführerisch und narkotisierend. Und dann ist da noch etwas, das wie regennasse honigsüße Orangenblüte duftet – ich nehme an, dass das das kleine Blümelein ist. Jasminfans werden hier frohlocken, ich weiß es ganz bestimmt.

Morgen folgt der letzte Teil unserer Dorin-Reihe, die ich mit Un Air d’Arabie beenden werde. Bis dahin viele liebe Grüße,

Eure Ulrike.