nicht nur Autos kommen, wissen wir spätestens seit meinem Artikel neulich, siehe hier. Der dort ansässige John Pegg erfreut uns seit neuestem nicht nur mit Duftrezensionen via Youtube, sondern auch mit einer eigenen, kleinen aber feinen Duftkollektion, die dieser Tage den weiten Sprung über den Teich in unseren Shop schaffte. Wer weiß, vielleicht sind es demnächst Düfte, die man in einem Atemzug mit Detroit (und Motown, Eminem sowie diversen Autofabrikaten) nennt? Wir gehen dem jetzt zusammen auf die Spur und klemmen uns einmal die bisher aus fünf Düften bestehende Kollektion unter die Nase.
Beginnen möchte ich mit Santalum Slivers, der uns mit diesen Ingredienzen hoffentlich zu begeistern vermag: Sandelholz, Moschus, Vetiver, Zedernholz, Gurke, Heu, Pfeffer, Rose, Bergamotte, Zitrone, Orange und Grapefruit.
Frisch auf der Haut… erinnert mich Santalum Slivers zuerst einmal an Erik Kormanns September. Der Besitzer des Berliner Shops 1000&1Seife ist (erfolgreicher!) Hobbyparfumeur – siehe zum Beispiel Eau du Fröhliche bei uns im Shop, seinen herrlichen Weihrauch, den ich hier beschrieben hatte – und schreibt auch einen sagenhaft zu lesenden Blog, das Aromatische Blog. September war eine einfache Kreation, in der er seiner Leidenschaft für Sandelholz in Form von Javanol freien Lauf ließ, das er mit einigen Hesperidennoten wie Zitrusgras und Grapefruit kombinierte – siehe hier.
Santalum Slivers geht einen recht ähnlichen Weg: Weg vom Rasierwasserrepertoire des altehrwürdigen und allzu oft auch altertümlichen Barbiers, hin zu Sandelholz in frisch-zitrischer Umgebung. Hesperiden satt sind es hier, die sich mit der würzigen Sandelholzsüße, der warmen, verbünden. Flankiert werden diese von einer minzigen Rose und deutlich zu vernehmbarer frisch-wässriger Gurke, die Pegg auf einem Heulager angerichtet hat.
Ich kann mir hier nicht helfen – Santalum Slivers riecht für mich wie eine Auszeit auf dem Land. Irgendwo mittendrin im Nirgendwo auf einer Wiese lümmeln im Spätsommer, wo man bereits beginnt das Heu zu machen. Auf Grashalmen kauen, lesen, dösen und den lieben Gott einen guten Mann sein lassen…
Bei Creature, Peggs zweiter Kreation, dreht sich alles um frisches Grün – und die Erde darunter. Man solle bei dem Duft einfach an soeben geschnittenes Gras denken, das mit Minze überstreut wurde. “Natural, clean and masculine”, findet Pegg, und hat das ganze aus diesen Zutaten kreiert: Minze, Zitrone, Jasmin, Grüntee, Salbei, Birke, Veilchenblätter, Zypresse, Zedernholz, Patchouli und Moos. In einer eigenen Videorezension verrät er ab Minute 6:30 bereits einiges über den Duft:
[Leider ist das Video mittlerweile nicht mehr verfügbar.]
Sehr grün sei er und, obgleich von Frauen tragbar, auch eher männlich. Er bestünde aus 80–85% natürlichen Ingredienzen, dementsprechend sei auch die Farbe des Duftes – man solle ihn bitte nur auf die Haut und nicht auf die Kleidung sprühen. Ich musste bei dieser Bemerkung ständig an Sommerduft in den Haaren denken… Undine lässt grüßen 😉
Mir knallen – und das lässt sich wirklich kaum anders formulieren – direkt nach dem Aufsprühen zwei Noten äußerst vorwitzig in die Nase: Pfefferminze, spritzig-frisch und mentholisch, sowie Birke oder auch Birkenteer, eine der Lieblingszutaten eines weiteren Parfumeurswunderknaben und Autodidakten, des Herrn Tauer. Während die Minze meine Geruchsnasen eist, raucht und ledert die Birke, was das Zeug hält. Grasgrüngrell mit einem Hauch trocken-würzigem Dunkelbraun gestaltet sich für mich der Duftbeginn also – und diese beiden Farben ziehen sich für mich durch den ganzen Duftverlauf. Dazu gesellen sich alsbald Noten grünen Tees und Jasmin, wobei wir es hier mit einer äußerst milden Ausprägung des Tees zu tun haben: Ich bin mir sicher, es ist eine goldene Tasse, sanft, weich und mit einer leichten Süße. Vielleicht ist es auch gleich mit Jasmin aromatisierter Grüntee?
Mich erinnert Creature hier an dieser Stelle an einen alten Bekannten und Favoriten von mir, an Palais Jamais von Etro. Überhaupt ähneln sich beide Düfte, wirft man mal einen näheren Blick auf die Ingredienzen: Creature enthält Birke, Minze, Jasmin, grünen Tee, Salbei, Veilchenblätter, Zypresse, Zedernholz, Patchouli und Moos. Palais Jamais enthält Bergamotte, Mandarine, Jasmin, Birke, Moschus, Salbei, Eichenmoos, Vetiver.
Im Vergleich fällt Palais Jamais, der mich immer an ein glimmendes Lagerfeuer in einem verwilderten regennassen Garten erinnert, deutlich rauchiger aus als Creature, der dafür mit zünftigen Ledernoten aufwartet. Darüber hinaus ist Palais Jamais sehr viel floraler, hier riecht man den Jasmin deutlich, während er sich auf meiner Haut lediglich in einer leisen, floral-süßen Andeutung versteckt hält. Creature ist nicht eigentlich grün-floral, wie man es von dem rauchigen Palais Jamais auf jeden Fall sagen kann. Creature ist – grün. Sehr grün. Ledrig. Und, je mehr sich der Duft entwickelt, desto mehr kristallisiert sich eine subtile Süße heraus, die meiner Meinung nach zunächst dem Tee, dann den Blümchen und später dem sachte-erdigen Patchouli zuzurechnen ist, der sich zurückhaltend gibt und lediglich für den Background zuständig ist. Zedernholz stiftet mal wieder Sauberkeit, was dem wilden Grünling hier gegen Ende eine leicht seifige Anmutung verleiht.
Alles in allem würde ich nun nicht unbedingt sagen, dass ich der Überzeugung bin, der Duft sei eher etwas für Männer – ich denke, derlei Grünlinge sind ohnehin Geschmackssache, ob nun bei Männern oder bei Frauen. Diejenigen, die erfrischendes Grün lieben werden ihre helle Freude an Creature haben, gleich welchen Geschlechts.
Morgen geht es weiter mit Copper Skies, R’oud Elements und Whips and Roses – bis dahin alles Liebe,
Eure Ulrike.
Liebe Uli,
nur ganz kurz und gar nicht zum Duft: Tolle Bilder!!
Liebe Grüße!
Annette
Huhuu liebe Annette,
dankeschön 🙂 Die passen in der Tat ziemlich gut zum Duft, finde ich!
Bin gespannt auf Deine Meinung(en) – schon getestet, die Kerosenes?
Liebe Grüße,
Uli.