Heute, wie versprochen, werfen wir einen Blick über den großen Teich, denn auch die Amis waren nicht untätig und haben für uns eine ganze Menge neuer Düfte in petto. An wen denken wir gleich, wenn von Amerika und Düften die Rede ist? Ganz genau, an Bond No. 9 und an die dort ansässige Japanerin Keiko Mecheri, die uns unentwegt mit neuen Entwürfen beglücken – so auch diesmal:
Neu aus dem Hause Bond ist Sag Harbour, der fünfte maritime Duft der Bond-Kollektion nach Hamptons, Fire Island, Coney Island und Andy Warhol Montauk. Er enthält, wer hätte es gedacht, einen „Sag-Harbour-Akkord“, Bergamotte und Efeublätter sowie Magnolie, Pfingstrose, Geißblatt und Trauben, auf einer Basis von Ambra, Sandelholz und Oud ruhend.
Dann grüßen Bond No. 9 auch – die Queen, und zwar mit einem Duft zu deren 60jährigem Kronjubiläum dieses Jahr. Ganz schön mutig hört sich London Celebration an – aber Elisabeth die Zweite kann ja auch durchgreifen, wie wir wissen… Dattel, Mazis und Iriswurzel sowie Tuberose, Orangenblüte und Wandelröschen (jawohl!) ruhen hier auf einer Basis von Ambra, Moschus und Sandelholz. Exklusiv zu haben Harrods. Mann, wie es mich immer nervt, dieses „exklusiv“ und „limitiert“… Im übrigen findet sich im Blog Mimifroufrou/Scented Salamander ein netter Artikel über die olfaktorischen Eigenheiten der Queen – siehe hier.
Strahlenden Sommer holt uns Madame Mecheri ins Haus, vielmehr: Auf die Haut. Und zwar mit „Un Jour d’Été“, dem duftenden Sommertag. Jasmin und Monoï versprechen hier überbordend Florales, flankiert von Bergamotte, Hölzern und Ambra.
Kiehl’s, das amerikanische Traditionsunternehmen, war bisher eher für Kosmetikprodukte bekannt: Die Firma, die ihren Anfang 1851 als Apotheke im New Yorker East Village fand und seit 2000 zum L’Oréal-Konzern gehört, hat sich auf Gesichts-, Körper- und Haarpflegeprodukte spezialisiert. Ein paar Düftchen – genauer: Das Kiehl’s Musk Eau de Toilette sowie einige Parfumöl-Roller – gab es schon immer am Rande des Sortiments, jetzt hat man um eine richtige Duftkollektion erweitert: Aromatic Blends – Pure Scents from around the World. Ohne Silikone, Parabene und Sulfate und natürlich nur aus naturbasierten Inhaltsstoffen sind sie, die vier Neulinge: Orange Flower & Lychee, Nashi Blossom & Pink Grapefruit, Fig Leaf & Sage sowie Vanilla & Cedarwood.
Orange Flower & Lychee soll an einen Nachmittag in einem blühenden marokkanischen Garten erinnern, wenn die Sonne sich leise verabschiedet und die Luft langsam kühler und frischer wird, den Duft der Rosen aufsaugend. In Nashi Blossom & Pink Grapefruit bediente man sich eines besonderen Verfahrens, um die zum Extrahieren viel zu feine Blüte des japanischen Birnenbäumchens nachzustellen, was mit Ingwer gelang. Fruchtig-süß, zart-floral und spritzig-frisch soll er sein, der Duft – und hört sich damit nach einem sehr guten (Hoch)Sommerbegleiter an. Fig Leaf & Sage soll einem duftenden Abbild eines Frühlings in der Provence gleichen, während Vanilla & Cedarwood brilliert mit rauchiger Vanille und erdig-rauem kantigem Zedernholz – das hört sich für mich als Fan von erwachsenen und nicht-gourmandigen Vanilledüften sehr habenswert an. Vielleicht stößt er meine Vanille Exquise von Goutal vom Thron?
Wie steht Ihr denn zu Vanille?
Dann, same procedure as every year: Die Six Scents Fragrance Initiative bringt eine neue Serie heraus, nämlich Series 4, die den Beinamen Characters trägt. Altbewährt ist das Konzept dahinter: Ein Parfumeur zusammen mit einem Designer entwickeln zusammen als Duo einen Duft – und ein bestimmter Anteil der Einnahmen wird gespendet, jedes Jahr an eine andere sorgfältig ausgewählte Organisation.
Dieses Jahr sind mit von der Partie:
„#1 „Crust“ by Boris Bidjan Saberi & Shyamala Maisondieu: Fresh Citrus, Tanned Leather, Woody Cedar
#2 „Modesty“ by Giuliano Fujiwara & Rodrigo Flores-Roux: Frozen Metal, Cypress, Kephalis, Labdanum, Opoponax, Resin
#3 „Buk“ by KTZ & Guillaume Flavigny: Bergamot, Purple Ginger, Safran, Black Pepper, Curcuma, Gardenia Olibanum, Myrrh Oil, Sandalwood, Jasmine, Cedarwood, Patchouli
#4 „Nappa Noir“ by Raphael Young & Calice Becker: Ylang, Violet, Tobacco, Coffee, Patchouli, Iris, Speculos, Cistus, Styrax, Leather, Birch Tar, Saffron, Vanilla, Serenolide
#5 „Second Skin“ by VPL & Marypierre Julien: Steamed Skin, Karmaflor, Suede, Eorgywood, Nirvanolide, Amber
#6 „Un Beaute Accidental“ by 5th Avenue Shoe Repair & Nadege Le Garlantexec: Grapefruit, Nutmeg, Bergamot, Sage, Leather, Tonka Beans, Cedarwood, Gaiac, Vetiver, Patchouli“
Wie immer sind die ausgewählten Designer alle der Avantgarde zuzurechnen: Der Deutsch-Perser Saberi designt puristischen Streetstyle in gedeckten Farben, leider ausschließlich für die Herrenwelt, während Fujiwara in bester japanischer Tradition Minimalistisches mit dem gewissen Etwas im Stile von Yamamoto und Comme des Garçons kreiert. Ein Interview mit Saberi findet sich hier. KTZ, Kokontozai aus England, sind ein Designhouse, deren Stil ich so gar nicht einzuordnen vermag: Hier vermischen sich Ethnoelemente mit Streetw(e)ar, Batik mit Wimpeln, Airbrush sowie Neonfarben, Sarouelhosen und vielem mehr – vielleicht kann ja jemand helfen? Hier ist deren Seite. Raphael Young erschafft abgefahrenes Schuhwerk mit atemberaubenden Absätzen, zum Teil sehr provokant inszeniert – genauso wie sein Video Ravenous, das ich Euch aufgetrieben habe – siehe hier (lässt sich leider nicht einbetten).
Die Schuhe sind spannender als der Film, oder? Irgendwie erinnert mich das an Ozzy Osbourne und die momentan vorherrschende Vampirromantik, Euch nicht?
VPL designen Mode und Accessoires und erinnern mich persönlich vom Stil und der Farbgebung her an eine schöne Mischung aus Marni und Costume National – siehe hier. Und die letzten in der Reihe liebe ich sehr – 5th Avenue Shoe Repair aus Schweden, Vertreter jenes neuen Streetstyle-Purismus wie man ihn auch bei Acne findet.
Werfen wir für heute noch einen letzten Blick – und zwar nach San Francisco: Ineke Rühland, die Dame hinter Ineke, lanciert alsbald einen neuen Duft namens Hothouse Flower. Ineke turnt mit ihren Düften schon von Anfang an das Alphabet durch, nun ist das „H“ an der Reihe – und soll eine grüne Gardenieninterpretation sein, wie man hört. Macht mich sehr neugierig – und bei der Recherche habe ich zwar nicht viel mehr zum Duft, aber immerhin dieses liebevoll gemachte Video gefunden, das ich Euch nicht vorenthalten mag:
Für diese Woche waren es jetzt genug der Neuigkeiten, nächste und übernächste Woche erwarten uns noch einige mehr.
Viele liebe Grüße,
Eure Ulrike.
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