Die Düfte des Herrn Ramón Monegal Maso – Teil 2.

Ramón Monegal beschäftigt uns auch heute wieder, genauer: Die Düfte des Spaniers. Einen Teil hatte ich Euch gestern bereits vorgestellt, heute folgen Umbra, Dry Wood, Mon Patchouly, Entre Naranjos und Impossible Iris.

Stürzen wir uns gleich ins duftende Getümmel – und zwar mit Umbra: Umbra, der Schatten, soll die Erde versinnbildlichen und kündigt sich als Vetiver-Interpretation an. Das ist der Duft auch, allerdings auf eine sehr subtile Art. Überhaupt haben wir es hier nicht mit einem Dampfhammer zu tun, Umbra umhüllt einen wie ein zartes Gewand, zaubert eine feine Aura, folgt einem wie, ja, – ein Schatten. Hell, leicht und luzide präsentiert er sich, fein-minzig-grün, verhalten moosig, sauber und auf eine gewisse Weise cremig, von schwarzem Pfeffer zart geneckt und von einer sachten Salzkruste überzogen.

House on the green sea

Umbra ist nicht das, was man einen gewöhnlichen Vetiver nennt – es grast und es raucht nicht, auch krachige Salznoten sucht man vergebens und der Charakter dieses Schattens ist luftig-ätherischer Natur und nicht erdverbunden-kantig. Ein leiser Understatement-Vetiver für Freunde der zurückhaltenden Gangart. Wer beispielsweise Keiko Mecheris neuen Vetiver Velours aus ihrer Bespoke-Kollektion schätzt, könnte auch in Umbra einen neuen Begleiter finden.

Heftiger zur Sache geht es mit Dry Wood, der noch weit mehr zu bieten hat als nur einen Haufen Brennholz: Lorbeer, würzig-herb-aromatischer in leuchtendem Dunkelgrün, geht hier eine elegante Verbindung ein mit diversen Hölzern, trocken-würzig und von lediglich verhalten süßem Charakter. Ein paar herb-herzige Hesperiden hätte ich hier noch vermutet, die bildet sich mein Näschen aber wohl nur ein. Dafür entdeckte ich Pfefferkörnchen, die das dichte Gewebe auflockern, auf Moos ruhend, das eine angenehme Weiche ohne Süße stiftet. Der Name Dry Wood ließ mich schon zu Beginn an Edelalkoholika denken: Dry ist für echte Kerle, für selbstbewusste gut gekleidete Männer, die wissen, was und wen sie wollen. Genauso ist Dry Wood auch – ein markanter klassischer Herrenduft, zeitgemäß und mit einer herrlichen Lorbeernote, die sich meiner Meinung nach viel zu selten in (Herren)Düften findet.

Light Walk in October

Mon Patchouly – ein Ausspruch, der für mich eher seltener zutrifft. Regelmäßige Leser werden wissen, dass ich lange keine sonderlich ausgeprägte Leidenschaft für Patchouli hegte – wieso das ist hier nachzulesen. Trotzdem oder gerade deswegen freut es mich, dass mir in letzter Zeit einige Patchoulidüfte unter die Nase kamen, die sich wohltuend von dem Einheitsbrei ihrer Gattung abzuheben vermochten – sonst wäre es vermutlich nicht nur mir schnell langweilig. Mon Patchouly gehört zu diesen erfrischenden Kandidaten und hat es sogar einen regnerischen Testtag auf meinen Arm geschafft. Was macht ihn so besonders? Die Mischung, wie so oft. Pudrig-erdiger Patchouli, der zusammen mit Ambra eine ausgeprägte Gourmandattitude entwickelt – ich sage nur Kakao und, ja, Karamellanklänge – trifft auf Geranium und Jasmin, die dem Duft einen innovativen Twist verleihen: Minzige Frische, die im zartschmelzend-schokoladigen Umfeld an After Eight erinnert, und ein opulenter Weißblüher, seine Blütendolden stolz emporreckend, von Weihrauch subtil angeraucht.

Mon Patchouly ist mehr als nur ein weiterer Patchouly – die Mischung aus Jasmin und Patchouli funktioniert hier mindestens so gut wie Kampher und Patchouli in Serge Lutens‘ genialem Borneo 1834. Auf meiner Haut im weiteren Verlauf ein femininer Blütensommernachtstraum mit Patchoulipralinés durchsetzt – sehr sehr schön, wirklich. Vielleicht überlege ich es mir noch mal gründlich, das mit dem Patchouli und mit mir, zumindest in diesem Fall…

Orange

Entre Naranjos – Nomen est Omen. Unter Orangenbäumen ist der Name des Duftes – und für mich vermag er dieses Versprechen zu 200% einzulösen. Hier sitze ich, am Fuße eines Orangenbaumes. Heiß ist es zur Zeit, die Sonne scheint großzügig den ganzen Tag, die Luft flirrt und ist normalerweise zum Schneiden dick. Jetzt aber nicht mehr, denn der Tag neigt sich dem Ende, der Abend bricht an. Und mit ihm bringt er eine laue Brise, die die Hitze kühlt. Ich habe mir ein Schattenplätzchen gesucht, genieße die letzten Sonnenstrahlen und mache, na klar – Siesta.

tangerine tree

Entre Naranjos ist meines Erachtens nach der olfaktorische Ausdruck dieser Impression: Ein Orangenbaum in dunkelgrünem Blattkleid, blühend und Früchte tragend, die Rindenhaut sonnendurchtränkt und von milde lächelnder Süße, von der Frische des Abends verwöhnt. Nicht der richtige Duft, wenn man eine einzelne Orange sucht. Aber eine perfekte Wahl für den, der noch gerne die entspannende Szenerie drumherum hätte.

? Embarkation for Cythera...  ? ???

Was an Impossible Iris unmöglich ist weiß ich gleich: Ich glaube, ich will sie. An dieser Stelle gleich eine Warnung an meine Irisliebhaber: Dorothea und Margot, aufgepasst, das könnte etwas für Euch sein, diese Iris hat es in sich! Gefährlich ist sie, ganz gefährlich, und die Gänsehaut, die sie bei mir auslöst ist ähnlich wie die, die ich bei Malles Iris Poudre bekomme – siehe hier (eine Ähnlichkeit, eine gewisse, ist im übrigen nicht von der Hand zu weisen…). Impossible Iris fängt die Schönheit der Blüte auf berückende Art und Weise ein. Dezent-pudrig, überhaupt nicht erdig, aber herrlich fruchtig-floral, was durch den hier sehr zivilisiert sich zeigenden Weißblüher Jasmin sowie eine göttliche Himbeernote unterstrichen wird. Ylang spendet fruchtige Nektarsüße und tropische Cremigkeit, darüber hinaus vermag meine Nase noch einen Hauch Veilchen zu entdecken, was aber auch der Iriswurzel geschuldet sein kann. Die Basis bildet sauberes Zedernholz. Ein wunderschöner Damenduft, der für mich aus dem Stand in meine Top 5 der Irisdüfte rutscht – ein definitiver Kaufkandidat.

Habt Ihr schon getestet? Womit habe ich Euch neugierig gemacht?

Viele liebe Grüße und ein schönes Wochenende Euch,

Eure Ulrike.

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

10 Kommentare

  1. Dorothea
    15. Juli 2012
    Antworten

    Huhuu Ihr Lieben,

    wie heißt das so schön – „a lemming is born“ 🙂 ?
    Nachdem ich beide Rezensionen gelesen habe (Deine, liebe Ulrike und Parfumistas), bin ich natürlich total angefixt. Das hört sich nach einem sehr schönen Irisduft für die kühlere Jahreszeit an…

    Liebe Grüße
    Dorothea

  2. 15. Juli 2012
    Antworten

    Danke, liebe Ulrike, für diese schönen Berichte. Nun steht nicht mehr nur die Orange auf meiner Liste, sondern auch die Unmögliche Iris, die soll sich mal benehmen hier 🙂
    Das Bild der Iris ist im Übrigen wunderschön. Es würde super als Aquarell über meinen Schmink- und Parfumtisch passen 😉

  3. Ulrike
    16. Juli 2012
    Antworten

    Dear Parfumista – it is the same here: Head over Heels fallen in love with the II. Oh, it is such a wonderful scent! Do you also like Iris Poudre from Malle? And: Congrats for your article – I really like it!

    Liebe Dorothea, NATÜRLICH bist DU angefixt von der Iris – ich wäre enttäuscht, wenn nicht 😉 Und ich könnte mir durchaus vorstellen, dass er etwas für Dich ist!

    Liebe Jana, freut mich sehr, dass Dir die Berichte und das Bild/die Bilder dazu gefallen haben 🙂

    Ich bin sehr gespannt, ob Ihr die Düfte mögt – berichtet mal, wenn Ihr getestet habt!

    Viele liebe Grüße,

    Ulrike.

  4. 17. Juli 2012
    Antworten

    Dear Ulrike,
    It’s a long time (several years) since I tested Iris Poudre but as I remember I liked it. And thanks for your nice words regarding my post 🙂

  5. Margot
    20. Juli 2012
    Antworten

    Huiiiiii, habe u.a. die unmögliche Iris testen können …. sehr schön und, welch seltsamer touch, entwickelt sich auf meiner Haut ein toller Start-up mit Iris und? na? Haselnuss! (Das ist wohl die, die ich in Passum nicht entdeckt habe.)
    Schon eine seltsame Konstellation, hätte nicht gedacht, dass Iris-Haselnuss so interessant sein kann *lol* Vielleicht sollte ich die Marilyn mal mit der Iris poudre layern und schauen, ob so der Effekt ebenfalls zu erreichen ist. Werde das auf jeden Fall im Gedächtnis behalten.

    Entre Naranjos: Am Anfang dachte ich, ok, ein weitere Orangenduft. Weit gefehlt! Entwickelt sich bei mir zu einer ganz fantastischen Duftvariante! Klare, leichte Orange mit einem sehr feinen Wildledereinschlag!?!
    Habe soeben sogar nochmal die „Zutaten“ geprüft. Kein Leder angegeben. Ist manchmal schon toll, welch verschiedene Varianten sich entwickeln..

    Wenn ich JETZT zwischen den beiden entscheiden müsste welcher bei mir einziehen darf, würde ich mich wohl für Entre Naranjos entscheiden.

    Schönes Wochenende und LG,
    Margot

  6. Ulrike
    22. Juli 2012
    Antworten

    Dear Parfumista, Iris Poudre was love at second sight for me: I tried it several years ago and didn’t remembered it for a long time. The second try was – LOVE 😉 Sometimes it is really funny with scents, you will know this 😉

    Haselnuss, liebe Margot? 😀 Ich rieche keine Haselnuss, muss aber wohl dann nochmals testen. Und Entre Naranjos ist jetzt eine neue Liebe? Ich finde den auch klasse. Eine tolle Orange – davon gibt es auch nicht soo viele.

    Liebe Grüße und einen schönen Sonntag Euch,

    Ulrike.

  7. Üt
    22. September 2012
    Antworten

    Impossible Iris – ist für mich die Überraschung des Tages – eigentlich wollte ich von Herrn Monegal etwas anderes testen – das war aber aus und als Überraschung kam Impossible Iris – wäre es lieber nicht im Päckchen gewesen – jetzt bin ich auch total angefixt – verdammter Mist – nun ist mein Weihnachtsgeld schon völlig ausgegeben und ich habe es noch nicht mal – argh… aber ich finde den Duft so toll – Mist !!!!

    (Eventuell kann mir ja das Buch: Die Verwaltung der päpstlichen Staatsschulden in der frühen Neuzeit weiterhelfen ?! Wenn das so weitergeht übertreffe ich den Papst bald !!!)Aber wahrscheinlich beschränkt sich seine Duftmarke auf Weihrauch… ich rieche dann immerhin besser

  8. Ulrike
    26. September 2012
    Antworten

    😀
    Jaja, glaubst Du etwas, ICH habe noch was von meinem Restjahresgehalt? 😉
    Liebe Grüße von der in dieser Hinsicht alles andere als schwäbischen

    Uli, die im übrigen für die spontane Liebe zur II vollstes Verständnis hat 😉

  9. Barbara
    19. August 2013
    Antworten

    Dry Wood: War bei meinen vorletzten Abfüllungen dabei. Wenn ich Abfüllungen bekomme, schliesse ich mich immer ins Badezimmer ein und dann müssen ALLE Düfte sofort auf die Papierstreifen. Und dann stieg mir so ein herrlicher Duft in die Nase – wow – der ist aber wahnsinnig gut. Dann merkte ich erst – ein Herrenduft… :-(((

    Wenn ich nicht schon verheiratet wäre… Ein Mann mit diesem Duft… Der könnte mir aber so was von gefährlich werden…

    Entre Naranjos: Den Orangenduft habe ich gestern Mittag aufgesprüht. Drei Stunden später bekamen wir Besuch von einem Nachbar und die ganze Zeit dachte ich „Der riecht aber gut“ und fast hätte ich ihn gefragt, welches Parfum er trägt. Als er gegangen war, hing dieser Duft immer noch in der Luft. Und dann hat es „klick“ gemacht. Das bin ja ich, die so gut riecht bzw. Entre Naranjos. Diese Basisnoten sind aber sehr, sehr toll. Die Orange hat sich für meine „ungeübte“ Nase zwar total verzogen, aber das spielt keine Rolle.

    Impossible Iris: Nach dem Dufterlebnis von Dorothea (siehe Kommentar bei Egofacto) ist die unmögliche Iris definitiv ein Testkandidat. Und die liebe Üt findet ihn auch toll. Und die Ulrike findet ihn toll… Und die Barbara wird ihn wohl auch toll finden… Und die ehemalige Buchhalterin (war ich vor meiner Heirat) wird mich nur böse ansehen…

    Barbara

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