… heißt sie, die neue Kollektion von Enrico Buccella, der Nase hinter Sigilli und Cerchi Nell’Acqua, was soviel wie „die ausgebreiteten Schleier“ heißt. Eine Salome-Anspielung, bezüglich ihres Schleiertanzes? Zumindest lässt das Bild zu Bayadère darauf schließen, mit dem ich beginnen mag.
Bayadère zeigt sich auf meiner Haut auch als Nostalgiker, was bereits ein erster Blick auf die Noten erahnen lässt – Kopfnote: Hesperiden, Gewürze; Herznote: Jasmin, Rose, Ylang-Ylang und Nelke; Basisnote: Styrax- und Benzoeharz, Opoponax, Vanille und Patchouli.
Klassisch und kraftvoll, weiblich und florientalisch: Leuchtende Hesperiden im Kopf bilden das Gegengewicht zu dem ansonsten raumgreifenden floralen Herz und dem satten Harzstandfuß. Pudrig und von rauchiger Harzwärme ist dieser, von cremig-würziger Vanille sanft abgefedert. Kein Zweifel, ein Duft für Freundinnen herzhafter Orientalen deutlich femininer Prägung mit ordentlich Blümchen drin.
Des Salins ist – ein Frischling. Und zwar ein frühlingshaft-sommerlicher. Ein Maiglöckchen drängt sich mir gleich vorwitzig-frech in die Nase, jene ihm genuine Frische und Sauberkeit verströmend, die hier von zurückhaltenden Hesperiden harmonisch akzentuiert wird. Ylang süßt von ferne fruchtig, während der Duft einfach nur freundlich umgarnt – und an Urlaub erinnert, irgendwo am Meer, wo man am offenen Fenster erwacht in einem urigen Holzbett von feinster Baumwoll- oder Leinenwäsche, deren Geruch in der Nase, die Sonne im Gesicht und eine Ahnung des nahen Meers im Zimmer… denn Salz vermeine ich auch zu entdecken, eine dezente Prise, sowie einen leichten krautig-würzigen Beigeschmack. Ein heiterer Duft, luftig und leichtlebig, für alle, die Urlaub nicht unbedingt an der Playa de X verbringen, sondern ihre freien Tage lieber in der Bretagne oder der Toskana verleben. Den Abgang sollte man definitiv nicht verpassen, der ist der Hit – diese liebliche, subtil-florale und luftig-süße Cremigkeit entspricht exakt der Entspannung, die nach ein paar Tagen Urlaub entsteht, wenn der Alltag von einem abfällt, man alsbald alles vergisst und gelegentlich nicht mehr so recht nach Hause findet (finden will).
Potiche hat mich beim ersten Schnupperer erst einmal zu heftigem Niesen verleitet – Bergamotte, ordentlich säuerlich, herb, zitrisch. Dabei hoffe ich doch auf die schönen Blüten – Flieder und Mimose sind versprochen, zwei Lieblinge von mir, die man mit Vanille und Heliotrop veredelt und von Moschus watteweich abgefedert hat. Auf meiner Haut funktioniert das leider nur gar nicht, was sich in meiner Phantasie so herrlich anhörte: Die Bergamotte bleibt zu lange präsent, und es will sich keine so rechte Balance einstellen zwischen den ätherischen Blütchen im Vanillecremebad und der zitrischen Hesperidenschwester. Der Duftstreifen entwickelt sich different – hier bildet die Zitrusfrucht ein adäquateres Gegengewicht zum ansonsten pudrig-vanilligen und überaus cremigen Blumentraum. Hier kommt man um einen Test auf der eigenen Haut nicht drumherum.
Eau Saharienne, der vierte und letzte Duft, stellt mich vor Rätsel: Schon auf der Messe habe ich mich gefragt, was ich an dem Duft kenne und woran er mich erinnert – ich bin partout nicht darauf gekommen, obgleich er mir so vertraut scheint. Gerne dürft Ihr mir da auf die Sprünge helfen, so Euch etwas dazu einfällt! Mich wurmt das immer ganz schrecklich, solche Dead Ends, Verweise, die einem dann auf Teufel komm raus nicht einfallen wollen. Egal.
Eau Saharienne soll natürlich den Charakter jener Wüste einfangen, der Sahara: Ihre unbezähmbare Wildheit, ihre raue Schönheit und ihre Hitze. Staubtrocken, heiß und ja, von grausamer Naturgewalt kann sie sein. Jene Macht und Trockenheit findet in Eau Saharienne Ausdruck. Warm ist Eau Saharienne, aber frei von jedem Anflug von Süße. Vielmehr finden sich – trockene Pflanzen, Gewürze als eindringlich gewebter Duftteppich und Holz, sehr sehr viel Holz, sich vornehmlich durch Zeder und kräftigen Weihrauch ausdrückend. Und irgendwo dahinter findet sich ein verheißungsvoller kühlender Hauch – der Beginn oder das Ende einer Wüstennacht? Ich weiß es nicht, in jedem Fall aber weiß ich, dass Eau Saharienne für meine Nase der spannendste Kandidat der Kollektion ist, obgleich sicher nicht für jeden gemacht.
Die Ingredienzen: schwarzer Pfeffer, Stechpalme, Ysop, Sandelholz, Myrrhe, Weihrauch, Zedernholz, Benzoeharz, Labdanum, Ambra.
Einen schönen Tag und viele herzliche Grüße,
Eure Ulrike.
Liebe Ulrike,
der nette Herr Bucella hat mich auf der Messe angeschaut und mir damals sogleich Saharienne ans Herz gelegt. Hat mir, so auf dem Duftstreifen, sehr gut gefallen und ich hab ihn jetzt, als er verfügbar war, erstanden.
Möglicherweise kann ich dir auf die Sprünge helfen in Bezug auf …. da war mal was.
Nach dem ersten Sprüher und dem zweiten Schnuppern wußte ich was das für ein Duft ist! 😀 Das ist endlich eine sehr schöne, tagestauglich tragbare Version von Revolution (Kirk/Lang)!!! Bin soeben fast lachend unter dem Tisch gelegen! Saharienne ist definitiv genial!
Schönes WE an alle und LG,
Margot
DANKE! Stimmt. Du hast völlig recht, ich bin einfach nicht drauf gekommen. Es ist die Revolution, an die ich dachte. Und die beiden sind wirklich klasse 🙂
Liebe Grüße,
Ulrike.
Bayadère – hat was kraftvolles aber auch geheimnisvolles – erinnert mich an meine Istanbul Reise, diese wunderbare Stadt und vor allem an die schönen und selbstbewußten Frauen. Hatten eine tolle Reiseleiterin die uns die Moscheen, den Topkapi-Palast und die Basare zeigte. Mit Sicherheit läßt sich diese moderne Frau, nicht die Butter vom Brot nehmen. Deswegen verbinde ich mit orientalischen Düften die besten Erinnerungen. Den Duft finde ich ausgesprochen klasse !!!!
Mir hat er auch am besten gefallen aus der Serie 🙂 Und nach Istanbul würde ich so gerne auch einmal. Eine riesige, lebendige Stadt voller Dynamik, da gibt es sicher viel zu entdecken *seufz* Wann warst Du denn dort?
Viele liebe Grüße,
Uli.
In Istanbul war ich 1996. Die Stadt ist eine Reise wert, absolut wunderbar. Die Süßigkeiten sind so lecker….. und alles andere auch. Gestern Bayadere getragen und fünf mal danach gefragt wurden. Brauche glaube ich bald Visitenkarten von Aus Liebe zum Duft. Patchouli und Opoponax sind eine tolle Verbindung und meine Haut zeigt sich kompatibel! Hat Stunden gehalten ohne Hilfe ! Verdammt schöner Duft!
Istanbul würde ich auch SO gerne einmal besuchen. Ich hoffe, das ergibt sich einmal, am besten mit einheimischer „Reiseführung“… Fünf Mal bist Du nach B. gefragt worden? Wahnsinn. Das passiert mir nur mit sehr sehr wenigen Düften. Aber – fein 🙂 Und ja, der Duft ist toll! Danke für die Werbung, die Du für uns machst 🙂
Viele liebe Grüße,
Uli.
Liebe Uli,
heute auch Des Salins getestet. Sehr gut finde ich, dass die Maiglöckchen mich nicht erschlagen. Maiglöcken liebe ich nämlich und es ist schwer einen Duft zu finden, wo die Maiglöckchen lieblich sind und nicht giftig. Weißt Du was ich meine ? Wenn man Des Salins Zeit gibt, entwickelt er sich wunderschön auf der Haut. Der Duft hat was beruhigendes! Ein reines Gewissen, habe ich damit auf alle Fälle. Sehr sehr schön !!! Mag ich !!!
Huhuu liebe Üt,
ich glaube schon, dass ich weiß, was Du meinst. Ich selbst mag eigentlich nur saubere und/oder frische Maiglöckchen, auf keinen Fall „alt“ wirkende und/oder gar pudrige. Deshalb hat es mit mir und den Maiglöckchen auch eine Weile gedauert. Meine absoluten Favorites sind:
– Andy Tauer Carillon pour un Ange
– Parfums MDCI Un Cœur en Mai
– Van Cleef & Arpels Muguet
– MFK Acqua Universalis Forte
Bin gespannt, ob da auch was für Dich dabei ist 🙂
Liebe Grüße,
Uli.