… sind ein neues Dreamteam, das ich bereits auf der Düsseldorfer Global Art of Perfumery erleben durfte: Madame Micallef beglückt uns nämlich mit einer neuen themenzentrierten Kollektion, der Collection Vanille. Wie unschwer zu erahnen dreht sich alles um die Vanille, jenes sanfte Gewürz, das aus den Schoten (die genau genommen Kapselfrüchte sind) einiger Orchideen der Gattung Vanilla hergestellt wird.
Ich hatte in meinem Messebericht bereits ein paar Zeilen zu den Düften geschrieben:
„Martine Micallef war samt Ehemann – Geoffrey Newman, Ihr erinnert Euch? Er hat auch eine Duftkollektion, eine eigene – auf der Messe und hatte gleich sechs neue Düfte im Gepäck: Collection Vanille, eine, wie der Name schon sagt, Vanillereihe, mit vier Düften – Vanille Cuir, Vanille Marine, Vanille Orient und Vanille Fleur. Alle vier waren von gewohnt guter Qualität, Vanille Cuir und Vanille Marine sind mir allerdings noch besonders präsent: Vanille Cuir hat eine wirklich satte Ledernote, die mich in der Kürze der Zeit am Stand auf dem Teststreifen zugegebenermaßen an Knizes Ten erinnerte. Spannend in Kombination mit der Vanille, weil sehr viel heftiger, als ich es erwartet hätte – mal schauen, ob der erste Eindruck sich beim späteren Rezensieren bestätigt. Vanille Marine hatte ich mir gedanklich schrecklich vorgestellt, wenn ich ehrlich bin – umso mehr überraschte es mich, dass ich ihn auf Anhieb am interessantesten fand: Eine Seebrise mit zarter Vanillewärme – eine gelungene Ergänzung, die sehr viel besser harmonierte, als ich mir das vorgestellt hatte. Man lernt nie aus…“
Heute habe ich sie mir für Euch nochmals ausführlicher unter die Nase geklemmt.
Vanille Fleur: Less is More – Reduktion ist das Zauberwörtchen des 21. Jahrhunderts. Micallef beschränkt sich mit Vanille Fleur auf drei Zutaten, sagt sie – Vanille, Pfirsich und Rose. Dass aus solch spärlicher Ingredienzbestückung nichtsdestotrotz ein ganz und gar opulenter Duft erwachsen kann, der gar nichts mit Minimalismus am Hut hat – das hat uns schon Kurkdjian mit seiner Lady Vengeance eindrucksvoll gezeigt. Ähnlich feminin (aber ansonsten ohne Ähnlichkeiten) geht es bei Vanille Fleur zu: Vanille pudert, zuckert, cremt und sahnt, dass es eine wahre Freude ist, während die Rose für fruchtige Blütensüße sorgt. Pfirsich zeigt sich als idealer Partner der Rose, deren Fruchtanleihen untermalend und verstärkend. Dieses Duo spendet eine gewisse Frische, die dem ansonsten warmen und auch süßen Duft angenehme Kontraste verleiht. Ich kann mir den Duft deshalb recht gut an lauen Frühlings/Sommerabenden vorstellen – am besten zum Kleidchen, denn er verträgt jede Menge Weiblichkeit, die er auch versprüht. (Das Kleidchen zählt, auch wenn es etwas mehr verhüllt als das der Dame auf dem Bridgman-Bild ;))
Vanille Orient… gebärdet sich sehr viel leichter, als man vielleicht bei dem Namen geneigt wäre zu vermuten: Ein Blick auf die Duftnoten erklärt, wieso – Vanille, Vanilleblüten, Sandelholz, Moschus und Ambra. Ich hatte mit einem echten Orientalenkracher gerechnet, das ist Vanille Orient mitnichten – und vermutlich ist das auch gut so. Woran Madame Micallef wohl gedacht hat, als sie den Duft kreierte? Meine Wenigkeit denkt an – Haremsdamen. Oder vielmehr: die Haremsdame des Herzens, jene bevorzugte Besondere. Eine orientalische Schönheit mit einer seidenen Alabasterhaut, einen verführerischen Duft verströmend, der durch die edlen Stoffe dringt, in welche sie gewandet ist, und ihr Haar umfängt. Haut, weich, warm, weiblich, deren Verlockung mit Vanille und deren Blüten eingefangen ist, Ambra und Sandel, die die Hitze des Tages symbolisieren (und vielleicht auch der Trägerin?) und mit ihrer Würze die Sinnlichkeit des Körpers untermalen, ein paar Tropfen betörender honiggleicher Blütennektar sowie Moschus, wattegleich, der zum Träumen anregt. Dieser Sünde gibt man gerne nach…
Vanille Cuir – ein Lederchen. Und ein seltsames noch dazu. Obgleich viel weniger der Duft seltsam ist als die Ver(w)irrung meiner Nase – auf der Messe präsentierte sich mir das Düftchen als strammer und ungewöhnlicher Kandidat, dessen Lederaspekte denen von Knizes Hardcoreleder Ten ähnelten. Auf dem ersten Testobjekt zu Hause, einem Küchentuch, verließen sie ihn – ein sanftes Lederchen zeigte sich mir, was ich kaum glauben konnte. Nächster Tag, nächster Versuch – auf der Haut und auf dem Streifen – und, siehe da, mein alter Kumpel tritt wieder zutage, das Vollblutleder, im Gegensatz zu Knizes Kracher hier mit einer süßen Komponente, aber trotzdem deutlich glatt- und krachledern. Lavendel und Minze sorgen für Ernsthaftigkeit im Geiste, während Zimt kokett scharf-süße Würze versprüht. Ein Hauch Orangenblüte legt sich über die lederne Anmutung, in der das angekündigte Kumin nahezu vollständig aufgeht, während die Basis von Vanille, Tonka, Zedern- und Sandelholz bestritten wird. Vanillig-hölzern, allerdings nicht vanillelastig genug, um für mich als reiner Vanille-mit-X-Duft durchzugehen. Ein Leder-Vanille-Duett, das nicht nur Frauen vorzüglich stehen dürfte.
Vanille Marine ist mein Favorit aus der Serie, und das obgleich ich normalerweise kein ausgesprochener Fan von Maritimem, und erst recht nicht von Aquatischem bin. Vanille Marine gleicht – einem Yachtabenteuer. Dem Urlaub, den ich so bitter nötig hätte… Auf einer schönen, schneeweißen Yacht in der Sonne dösen, natürlich mit einem fruchtigen Cocktail in der Hand. Von der Sonne gewärmt nach edler Sonnencreme duften und durch halb geschlossene Augen den leisen Wellen zusehend, während eine laue Brise Eindrücke von der üppig blühenden Vegetation an Land herüberweht. Wo sind wir, indischer Ozean, Ägäis, Tyrrhenisches Meer? Völlig egal, Hauptsache es entspannt so schön wie Vanille Marine.
Welches ist Eurer Favorit oder auch favorisierter Testkandidat?
Liebe Grüße,
Eure Ulrike.
Schöne Gemälde… Vanille Fleur und Marine sprechen mich am meisten an. Der erste, weil ich Pfirsich sehr gerne mag (am liebsten in Adventuress) und der zweite, weil das Wort Sonnencreme sofort Begehren in mir weckt. In Louanges Profanes z.B. ist der Sonnencremeduft wunderbar rein, der Duft hält aber leider nicht lange.
Vielen herzlichen Dank liebe Jana für das Kompliment 🙂
Pfirsich ist in der Tat eine nicht allzu häufig anzutreffende Note, wobei Osmanthusdüfte ja auch häufig Pfirsich-, seltener Aprikosenanklänge entwickeln.
Kennst Du denn auch GS01 von Biehl Parfumkunstwerke? Der hat auch eine sehr prägnante Pfirsichnote.
Und Sonnencreme-Düfte erinnern natürlich immer an tiefenentspannte Urlaubstage, oder? 😉
Viele liebe Grüße,
Ulrike.
Hallo Ihr Lieben, ich denke bei Pfirsich unweigerlich an den wunderschönen Kandidaten von Keiko Mecheri – Peau de Pêche. Er ist so unglaublich klar und transparent, nicht zu süß! Wahrscheinlich kommt es nicht oft vor, dass er entdeckt wird bei dem riesen Sortiment.
Und bei Sonnencreme muss ich an Montale’s – Intense Tiaré denken. Er vereint so ziemlich alle Assoziationen, die heißer Sonnen-Karibik-Urlaub in mir auslöst. Sehr intensiv, sehr haltbar, verändert sich kaum. Unwahrscheinlich gut geeignet für jene, die auffallen wollen und diese Richtung mögen. Expressiv, würde ich sagen. Im Gegensatz zum Mecheri Pfirsich, der eher dezent ist und bleibt.
Das war jetzt ein wenig Nostalgie am heiß-schwülen Wochenendabend in Bayern, da ich die aktuellen Micallefs noch nicht kenne. LG und ein schönes WE, Caro
Hallo ihr zwei,
ich kenne keinen der von euch genannten Düfte. Ich habe erst den Ansatz einer Ahnung in Bezug auf Nischendüfte… Aber ich bin sehr neugierig und dankbar für Inspiration. Meine Testliste wird von Tag zu Tag umfangreicher 🙂
Oh ja, wie konnte ich nur den Mecheri vergessen… so geht es, wenn die zurückgelegte Testlistenstrecke schon laaaang ist 😉
Aber es macht immer wieder Spaß – immer auf der Suche nach einem neuen Holy Grail 😀
Viele liebe Grüße,
Ulrike.