Vielleicht habt Ihr es schon gemerkt, mir ist gerade nach Leder zumute – irgendwann hat es sich ja auch einmal ausgelavendelt. Heute geht es um einen Duft, der wiederum mit genau dem Mann verbunden ist, der seinen Familiennamen immer zweimal erwähnt: Bond, James Bond. Man kann ihn als durchaus langlebige Filmfigur bezeichnen, trachteten ihm doch schon viele Bösewichte nach dem Leben, nichts Geringeres als die Welt musste gerettet werden und auch Neubesetzungen ließen ihn unbeschadet durch die Jahrzehnte kommen.
Aus dem Hause Puredistance stammt ein Duft, der sich explizit mit dem Gefährt dieses Herren, einem grauen Aston Martin, auseinandersetzt: „M“.
Der von Roja Dove für Frauen und Männer kreierte Dufte wird als Leder-Chypre mit klassischen Proportionen angekündigt, der durch eine orientalische Wendung an Originalität und Modernität gewinnt.
Der Aston Martin DB5, das Bond-Auto schlechthin, wurde 1963 präsentiert und diente dem mit 007 gepunzten Geheimagenten der englischen Krone bereits in „Goldfinger“ als fahrbarer Untersatz, mit den bekannten Extras, wie etwa Maschinengewehre hinter den Blinkern, einem Schleudersitz und einem Funktelefon. Einen lebendigen Eindruck vermittelt dieser kleine Filmausschnitt, inklusive Ben-Hur-Einlage.
Wie aber Puredistance angibt, waren es wohl keine wilden Verfolgungsjagden, die dem Duft als Inspiration dienten, sondern vielmehr das Interieur des Wagens, seine geschmackvolle und luxuriöse Lederausstattung – weitere Fotos auch vom Innenraum lassen sich hier bestaunen.
Eine kräftige und klare zitronige Kopfnote ist es, die einen klassischen Chypre einzuleiten scheint. Recht schnell wird klar, das dies aber nicht der Fall ist, da sich kurz darauf bereits weitere Noten Bahn brechen. Auch die Herznoten aus einem floralen Rose-Jasmin-Duo lassen zwar noch keinen Verdacht aufkeimen, dass es anders kommen könnte, doch eine keineswegs unterwürfige Basis reckt recht schnell die Arme nach oben, um die geneigte Nase in ihren Bann zu ziehen. Nach dem Vorgeplänkel, wie ich es einmal etwas respektlos nennen möchte, tritt der eigentliche Charakter von „M“ zu Tage. Eine ungewöhnlich breitbeinig aufgestellte Basis ist es, die einen von Gewürzen durchsetzten, holzigen und rauchigen Lederduft präsentiert, ohne dass jedoch die zitrischen und blumigen Vorgänger gänzlich untergehen.
Zusammengebaut wurde dieses Fahrgestell aus Zimt, Patchouli, Moosen, Labdanum, Gewürznelke, Vetiver, Vanille, Leder, Hölzern und Moschus. Bei dieser schieren Masse setze ich die Schwerpunkte auf die erdige Würze des Patchoulis, der vermutlich auch im Zusammenspiel mit den zitrischen Noten für eine fast nadelhölzerne Frische sorgt, die vor allem auf meiner Haut herauslugt. Vanille fügt der Komposition ganz feine, kaum merkliche Abrundungen hinzu, wogegen die äußerst präsente Ledernote auf meiner Haut weitaus weniger stark wahrnehmbar ist – leider.
„M“ ist ein Duft, der seiner Ankündigung vollkommen gerecht wird. Zum einen zeigt er die klassischen Tugenden eines Chypre, sorgt aber mit der Wendung hin zu einer dominanten Basis für eine gelungene Überraschung. Unter der klassischen Haube dröhnt ein zorniger Motor, feine Ledersitze werden durch markante, chromberingte Instrumente kontrastiert, das edelhölzerne Lenkrad liegt kühl und sicher in der Hand. Und dann sind da noch die Geheimwaffen und versteckten Details…
Liebe Leser, unbedingt testen, ein großartiger Duft, gerade die Knize-Ten-Fraktion sollte auf die Probenhupe drücken!
Mit einem Druck aufs rote Knöpfchen schleudere ich mich aus diesem Artikel.
Liebe Grüße von
Harmen
Huhu Harmen,
leider warst Du (noch?) nicht im ALzD-Team, als wir den Duft bei einer Präsentation durch Herrn Jan Ewoud Vos testen durften, sowie auch die anderen Puredistance Düfte.
Hab Deinen Artikel zum Anlass genommen, das vorhandene Pröbchen raus zu graben und mal wieder zu schnuppern.
Du hast ihn sehr schön beschrieben! Und ja, beim Schnuppern bekommt man das Aston Martin Gefühl wenn man durch die englische Sommerlandschaft fährt, der Schal weht im Fahrtwind, die Sonne wärmt das feine Leder und der Geruch vermischt sich mit den feinen Hölzern des Cockpits.
Ein sehr feiner, distinguierter Lederduft wobei sich bei mir auf der Haut noch eine ganz leichte Andeutung von Räucherschinken absetzt im Gegensatz zu Knize Ten, den ich mir zum Vergleich auf dem anderen Handrücken habe und auf meiner Haut gefälliger ist (wahrscheinlich ist daran meine Lieblingsingredienz, die Iris, schuld).
Liebe Grüße,
Margot
Hallo Margot,
ja wirklich ein toller Duft! Ich muss die beiden bei Gelegenheit auch einmal direkt nebeneinander testen 🙂
Liebe Grüße
Harmen