Xerjoff Oud Stars – die Dritte.

Einen letzten Tag schwelge ich mit Euch heute noch – und zwar in der neuen Oud Stars-Kollektion von Xerjoff, über die ich die letzten beiden Tage bereits geschwärmt habe. Ich werde nicht müde es zu sagen, wie toll ich die Düfte finde. Mich als bekennenden Oudfan hat die Linie komplett aus den Schuhen gehauen und ich habe mich Head-over-Heels, um in meiner Schuhterminologie zu bleiben, verliebt – leider nicht nur in einen Duft, sondern in mehrere. Aber immerhin am meisten in einen, nämlich in Fars.

Am Mittwoch hatte ich bereits in der Rezension zu Gao erwähnt, dass dieser Nagarmotha enthält, ein Kraut, das selten in Erscheinung tritt, mir aber bereits bei unserem ersten Zusammentreffen derartig den Kopf verdrehte und mir so den Schlaf raubte – im wahrsten Sinne des Wortes: ich wurde nachts wach, obgleich ich, wenn einmal eingeschlafen, einen totengleichen Schlaf pflege, der sich durch keinerlei extrinsische Faktoren beirren lässt. Und zwar wurde ich wach, weil es so gut duftete an meinen Händen. Es war Montales Steam Aoud, der umgehend in meinen Besitz übersiedelte. Nagarmotha oder auch indisches Nussgras, ist, einmal erschnuppert, ganz und gar kein belangloser Duft und prägt Steam Aoud von Kopf bis Fuß, obgleich von ihm in einigen Plattformen im Netz immer die Geschichte eines weiteren (bedeutungslosen?) ambrierten Rosen-Oud-Duft kolportiert wird. Das trifft meines Erachtens nach mitnichten zu – er ist bis heute mein liebster Montale-Duft und einer meiner Lieblings-Ouds.

Auf der Suche nach Nagarmotha musste ich allerdings schnell feststellen, dass diese herb-aromatische Kräutlein, das wenig grasig, dafür ätherisch-hell-durchdringend und mit kampferähnlichen Attributen ausgestattet duftend sich zeigt, gar nicht so einfach anzutreffen ist: Kanz von SoOud, Cuirs von Carner Barcelona und Mona di Orios Oud tragen es ins ich genauso wie Oud Shamash von The Different Company, der neue Andy Warhol von Bond No. 9 und Aoud Shiny von Montale. Wirklich präsent ist es für mich wieder nur in letzterem…

Khaneh Ghavam

Halo

…und jetzt in Fars, der für mich ein absolutes Must-Have darstellt: Benannt ist der Duft nach der gleichnamigen Provinz im Iran. Deren Hauptstad Schiraz ist für ihre Gartenkultur berühmt, man nennt sie auch den „Garten des Irans“. Ähnlich wie bei Steam Oud fällt es mir auch bei Fars unglaublich schwer, den Duft auseinanderzudröseln, da Fars eher Aura ist und verdichtetes Ganzes als ein Duft, der sich Stück für Stück weiterentwickelt. Hell und kühl zeigt er sich, leuchtend und bisweilen grün – und meines Erachtens nach besteht das Herz aus Wacholder, Oud und Nagarmotha, alle anderen Zutaten sind hier schmückendes Beiwerk. Das Oud duftet ein wenig medizinisch, verhalten holzig und subtil harzig, zart-rauchig sowie von einer wässrig-fruchtigen Süße geküsst – das macht die Muse Nagarmotha, die überhaupt eine perfekte Begleiterin ist, da sie einige Facetten des Ouds hervorragend aufgreift. Fars riecht für mich wie – flüssiges gleißendes Licht. Luzide, ein glimmendes Strahlen, ich kann es nicht besser beschreiben. Dem Duo Oud und Nagarmotha wohnt eine eigenartige, fruchtige Frische inne, ein wenig krautig anmutend – die von Wacholder auf ideale Weise aufgegriffen und verstärkt wird. Geranium, häufig minzig, unterstreicht hier sehr dezent, während sich Jasmin irgendwo im Hintergrund tummelt und die Helligkeit durch weißflorale Anmutungen untermalt. Zeder zaubert sauberen Ernst, der von Lavendel tatkräftig unterstützt wird. Und drunter liegt natürlich eine Basis aus Ambra, Sandelholz, Vetiver und Patchouli – erdig-schokoladig schillernd und damit einen (weiteren) Aspekt des Ouds betonend – die ganz zu Ende für sehr dezent warme Anklänge sorgt. Darüber hinaus meine ich abstrahierte Glattledernoten wahrnehmen zu können in dem feucht-fruchtigen Duftnaturell.

Fars ist – ein heller Oud und kühl, aber Welten davon entfernt, deshalb ein Wässerchen zu sein, ganz im Gegenteil. Er hat eine durchscheinende, durchdringende Präsenz, die ihresgleichen sucht.

Ramadan Mubarak

Zafar, der letzte Duft aus der Oud Stars-Kollektion, ist vermutlich so etwas wie der König, ist er auch der Teuerste von allen, was vermutlich an dem überproportional hohen Oudanteil liegt, den man hier verbraucht zu haben scheint. Für Zafar alleine liebe ich Xerjoff, weil man mit Zafar mehrerlei gezeigt hat: 1.) Mut. Und zwar den Mut, als italienische Firma eine Parfumlinie basierend auf Oud zu erschaffen, die sich traditionell arabisch inspiriert sieht – und damit vielen Europäern schlicht zu heftig sein dürfte. Aus dieser Kompromisslosigkeit resultierte etwas, was nicht zwingend der Fall hätte sein müssen und was man auch nicht erzwingen kann, was Xerjoff aber perfekt hinbekommen haben – 2.) eine herausragende Kollektion, einzigartig, wunderschön und stolz. Eine Kollektion, die scheinbar spielend einen Meilenstein setzt und zur Referenz dessen wird, wofür Oud steht und was man aus Oud machen kann – wenn man 3.) über die notwendige Kompetenz verfügt, sein (Parfumeurs)Handwerk beherrscht. Das haben Xerjoff einmal mehr eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Deshalb heißt Zafar vermutlich auch Zafar, was soviel wie Sieg bedeutet.

Die Rede ist von Ingredienzen wie Rose, grüner Apfel und schwarzer Pfeffer, Neroli, weißen Blüten, Zeder, Weihrauch, Vetiver, Moschus und natürlich Oud, diesmal aus Laos.

Keeper of the flame

Zafar ist der oudlastigste Duft der Kollektion und auch derjenige Kandidat, der der traditionell arabischen Parfumkunst am nächsten kommt, was auch die Verwendung von Rose, Oud und Weihrauch bekräftigt. Kosten und Mühen hat man hier nicht gescheut, das Oud ist alt und von exzellenter Qualität, der Weihrauch kommt aus dem Oman, woher sonst.

Zafar ist – Oud. Der Duft, die Referenz, die ich in Zukunft nennen werde, wenn man mich danach fragt, was Oud ist, wie Oud duftet. Andächtig sitze ich vor dieser rauen Schönheit: Im Auftakt eine fast schon ätherische Rose, von Pfeffer gewohnt gekonnt kontrastiert, leitet uns dieses Duo sofort gen Hauptdarsteller – das Oud. Mächtig, wild, animalisch-dreckig präsentiert es sich. Weihrauch intensiviert die harzig-rauchige Seite, Vetiver haucht Kühle ein, ebenfalls rauchige, von dem Apfel subtil bekräftigt. Und Patchouli erdet, ebenfalls eine Oudfacette verstärkt hervorbringend. Egal, wo man dieses Oud riecht, wo man dieses Mischung abfackelt – ich trete dieser Kirche bei, sofort.

Allerdings – es bedarf schon echter Hingabe für diesen Glauben. Zafar ist entschlossen – und somit nichts für zögerliche Gemüter, definitiv nicht.

Jetzt bin ich auf Eure Meinungen nach unserer Oud-Woche gespannt: Konnte ich Euch überzeugen, seid Ihr neugierig? Und, wenn ja, auf was? Wie haltet Ihr es mit dem Oud?

Viele liebe Grüße & ein schönes Wochenende,

Eure Ulrike.

P.S.: Zum Zeitpunkt des Entstehens dieses Artikels, den ich etwas „vorgeschrieben“ habe, war bereits klar, dass es in allernächster Zukunft auch Discovery Sets geben wird – alle sechs Düfte in einer 15ml-Größe in einer Box. Diese werden demnächst bei uns erhältlich sein.

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

6 Kommentare

  1. Jutta L.
    25. Mai 2012
    Antworten

    Hallo liebe Uli,

    nachdem Du uns hier soo den Mund wässrig machst auf alle 6 Düfte, habe ich eine Frage. Bekommt Ihr eigentlich auch das Set mit 6x 15ml von den jeweiligen Düften? Habe es bei Luckyscent gesehen und da die Preise für die ganzen Flakons etwa Euren gleichen, müsste das Set in D auch preislich sehr attraktiv sein (hoffe ich)!?

    Danke und lieben Gruss
    Jutta L.

  2. Jutta L.
    25. Mai 2012
    Antworten

    Liebe Uli,

    ich sollte doch nächstes Mal den ganzen Artikel lesen, sorry!
    Hat sich also erledigt, dann teste ich mal und warte auf das Set, wenn es mir so gehen sollte, wie Dir!

    Lieben Gruss
    Jutta

  3. Margot
    25. Mai 2012
    Antworten

    Hallo Uli,

    sehr schön geschrieben! Ich konnte alle sechs Düfte ja auch bereits (zumindest auf dem Papier) schnuppern. Mir haben sie alle gut gefallen, die beiden mittleren wären so mein Ding. Hast Du sie in der Reihenfolge beschrieben, wie sie von der Intensität her von XerJoff gestaffelt wurden?
    Das 6er Päck klingt gut, ich glaube, damit hätte ich dann Oud satt für jede Stimmungslage.

    Viele Grüße,
    Margot

  4. Ulrike
    25. Mai 2012
    Antworten

    Huhuu Ihr,

    @ Jutta: Ich warte auch schon sehnsüchtig 😉

    @ Margot: Danke für die Blumen oder besser: Oudbröckel 😉 Die Reihenfolge war reine Laune meinerseits, meiner Meinung nach sind Gao und Zafar die intensivsten und Fars dürfte wohl der massenkompatibelste sein denke ich. Hast Du die beiden Blumen-Ouds von gestern schon auf der Haut gehabt?

    Liebe Grüße,

    Uli.

  5. Margot
    26. Mai 2012
    Antworten

    Hallo Uli,

    ich hab leider keinen der Düfte auf der Haut gehabt 🙁 meine mich aber zu erinnern, dass ich beim Durchduften den mit Safran am ansprechendsten fand.

    Schöne Pfingsten an alle und LG,
    Margot

  6. Ulrike
    30. Mai 2012
    Antworten

    Huhuu Margot,

    Gao ist aber ganz schön heftig auf der Haut, eine echte Safranexplosion. Mamluk wirst Du wegen des Honigs vermutlich eher weniger mögen 😉 … aber die beiden mittleren Blümchen könnten Dir gefallen. Bin gespannt – berichte mal, wenn Du getestet hast!

    Viele Grüße,

    Uli.

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