Unlängst erreichte eine neue Serie von Xerjoff unser Geschäft: XJ 17/17. Aus dieser Reihe habe ich mir für heute „Stone Label – Homme“ vorgenommen, und ich werde mich von außen nach innen durcharbeiten, weswegen ich einfach einmal mit dem sehenswerten Flakon beginne. Auf dem von Xerjoff sogenannten „Skulpturflakon“ aus handgearbeitetem und mundgeblasenem Murano-Glas mit dem typischen schnabelartigen Verschluss befindet sich das namensgebende „Stone Label“, ein handgemachtes Etikett aus Stein. Für jeden Duft wurde eine eigene Steinart verwendet, für „Homme“ entschied man sich für Obsidian.
Obsidian ist in jedem Fall ein wohlklingender Name für ein Gestein, bei dem es sich um vulkanisches Gesteinsglas handelt. Der Name rührt wiederum von einem alten Römer namens Obsius her, der in Äthiopien jenes Gestein gefunden und nach Rom gebracht haben soll.
Ein Steinetikett halte ich für eine großartige Idee, haftet diesem Konzept doch sogleich der Hauch des Monumentalen an. Wie monumental der Duft selbst ist, werde ich nun herausfinden. Die angegebenen Duftnoten lassen zumindest auf einen recht komplexen Duft schließen:
Kopfnote: Bergamotte, Limette, Orange, Mandarine, Grapefruit, Kümmel, Estragon, Ingwer; Herznote: Lavendel, Bulgarische Rose, Ylang-Ylang, Iris, Gewürznelke; Basisnote: Atlas-Zedernholz, Ambra, Rose, Vanille, Vetiver, Birke, Hölzer
So duftet Xerjoff Stone Label Homme
Das nicht eigens erwähnte Leder ist es, das mir sofort entgegenschlägt, und zwar ein kräftiger Akkord, welcher zugleich von zitrischen und krautigen Noten kontrastiert wird. Ich würde es so beschreiben, dass sich die Ledernoten und das Krautig-Frische wie zwei Berge gegenüberstehen, die von einer Kluft getrennt werden. Während des Duftverlaufs legen sich hier nun viele verschiedene Aspekte an, die die Kluft auffüllen und überbrücken. Sehr interessant.
Zu diesen Auffüllern und Überbrückern gehören vor allem die holzigen und würzigen Noten. Letztere werden insbesondere von der Gewürznelke vertreten. Hinzukommen auch einige floral-süße Noten, die meines Erachtens kaum im Einzelnen wahrnehmbar sind. Auf Rose und Vanille hätte ich im Blindtest getippt.
Holzig ist Stone Label – Homme, wobei ich feststellen muss, dass die holzigen und ledrigen Noten hier ineinander verschwimmen. Man weiß, dass sie da sind, bekommt sie aber nicht recht zu fassen.
Ihr seht schon, mir fällt es ein wenig schwer diesen Duft zu greifen, was in dessen Komplexität begründet liegt. Viele Aspekte erscheinen, manche werden abgelöst, aber all dies unter der Ägide des Leders, das stets gegenwärtig den Grundton vorgibt. Helles und Dunkles, Schweres und Leichtes scheint sich gegenseitig zu durchdringen. Das Obsidianetikett halte ich für treffend, da Obsidian in verschiedenen Färbungen auftreten kann und oftmals kleine Einschlüsse enthält wie z. B. der Schneeflockenobsidian. Das gläsern-dunkle Fundament schillert in Tiefenfarben, und helle Einschlüsse setzen lebendige Kontraste. Monumental ist „Homme“ auf seine Weise, aber nicht größenwahnsinnig, selbstbewusst und erfolgsverwöhnt, aber auch feingeistig und tiefgründig. Damen, die auch gerne Lederkracher tragen, werden genauso wie die anvisierten Herren der Schöpfung ihre helle Freude an diesem Duft haben.
Es grüßt Euch
Harmen
Schreibe den ersten Kommentar