Über A Lab on Fire hatte ich vor einiger Zeit bereits berichtet, nämlich hier:
„A Lab on Fire, jene kleine Marke, die aus S-Perfume hervorgegangen ist, macht mit neuen Düften von sich reden: Irgendwie ein Geheimtipp, mysteriös umfirmiert und eigentlich immer exzellente Parfumeure am Start – man sollte sich die Düfte, die uns hier erwarten, einmal näher anschauen! Nach L’Anonyme ou OP-1475-A kommt jetzt Rose Rebelle SC-7545 auf den (wohl ausschließlich europäischen) Markt, ein Rosenduft mit Baldrian, roter Johannisbeere, Efeublättern, bulgarischer und türkischer Rose, Labdanum, Moschus.
Neben Rose Rebelle ist What We Do Is Secret der zweite neue Duft von A Lab on Fire dieses Jahr: „What We Do Is Secret is the olfactive footprint of A Lab on Fire. It is unusual without being strange, rich without money, fresh without green, masculine without male.“ Die Noten: Bergamotte, Muskatnuss, Pfeffer, Leder, Jasmin, Sandelholz, Birkenholz, Patchouli.
Darüber hinaus erwarten uns in nächster Zeit: What We Do In Paris Is Secret (kreiert vom legendären Dominique Ropion, kommt Ende 2011) und Sweet Dream 2003 (von Thierry Wasser geschaffen, kommt Anfang 2012).“
Beginnen wir aber erst einmal mit der Eigenauskunft von A Lab on Fire:
„A Lab on Fire is THE Unlikely Company: an enigma wrapped in mystery. We are an ingenious niche-limited production fragrance house in a surprisingly compact waterfront studio-within-a-studio that looks across the East River to Manhattan. We emphasize the hands-on aspects of creating original fragrances along with our priorities for their safety, stability, freshness and quality. Each fragrance, created by a famous nose, is batched at a state-of-the-art factory in New Jersey but packaged by Brooklyn neighborhood artists whose hand-labeling sometimes results in serendipitous touches that lend individual character to each bottle.“
Freigeister aus Brooklyn sind sie also, was mich sofort an eine Internetseite denken lässt, auf der ich sehr gerne stöbere: The Makers Project, ein Fotoprojekt von Jennifer Causey, die Menschen fotografiert, die in Brooklyn wohnen und dort mit ihren Händen Dinge erschaffen – Mode, Design, Möbel, Schokolade, Düfte, Schmuck, Porzellan und vieles mehr. Wunderschön fotografiert und minimalistisch präsentiert. Schaut Euch bitte auch die Schokoladenmacher an, die meine persönlichen Lieblinge sind. A Lab on Fire würden vermutlich sehr gut auf diese Seite passen, nehme ich an.
Kennt denn noch jemand das frühere Projekt der ominösen Macher, S-Perfume? Ich hatte vor etlichen Jahren einmal getestet. Es waren drei Düfte, 100% Love kreiert von Sophia Grosjman, S-ex von Christophe Laudamiel und S-Perfume Classic, der früher Jet-Scent 1.0 hieß und von Alberto Morillas & Christophe Laudamiel. Kritikerlieblinge waren sie, Turin und Burr waren begeistert – und man fragte sich, wie diese Herren Künstler dazu kamen, solch Topparfumeure für ihre Düfte gewinnen zu können. Denn dementsprechend war das Ergebnis: Die Liebe ist eine sehr schöne kakaopudrige Rose, der Signature ist ein seltsam-schöner Strandduft und Sex wollte man ständig haben, so ledrig-eigen duftete er.
Hochkarätig geht es auch mit der Parfumeursbesetzung des neuen Projekts weiter, wie Ihr oben lesen konntet. L’Anonyme ou OP-1475-A und What We Do In Paris Is Secret werde ich Euch heute vorstellen.
Der Anonymus wurde von Olivier Polge geschaffen, dem das Parfum als Sohn von Jacques Polge bereits in die Wiege gelegt wurde. Ausgangspunkt war eine sympathische und etwas provokante Frage:
„It started with a simple question: „Why is a bottle of niche fragrance so expensive?“ It didn’t take A Lab On Fire long time to find out a simple fact – if an awesome designer soap bar can be less than twenty dollars, so can be a fragrance created by the brightest talent using the best materials.“
Gesagt, getan – wie so oft in kleiner Größe aufgelegt, nämlich in 15ml finde ich den ursprünglich in den Staaten auf 15 Dollar angesetzten Duft in der Tat sehr preiswert, aber nicht klassischerweise „billig“ (100ml = 100 Dollar). Nichtsdestotrotz bin ich ganz verzückt von dem vom Stil her mit dem Etikette „spiritual, minimalist“ bedachten Duft. Bereits auf der Messe hat es mich umgetrieben, was an dem Stand so unglaublich riecht – die Präsenz ist unglaublich, er leuchtet schon von weitem, strahlt, auf seine luzide Art. In der Kopfnote vermählen sich Bergamotte und Geranium auf eine selten dagewesene und exzellent harmonierende Weise: Anfänglich zitrisch-prickelnd und säuerlich-bitzelnd in der Nase kitzelnd verwandelt sich das Duo alsbald in eine übermächtige Hesperidenaura, die in majestätischer Hesperidenherbe saubere Frische und minzige Wässrigkeit ausstrahlt. Kühl ist er, dieser Auftakt, der lange nachhallt – und über die Maßen eingängig, prägnant, das er einem so schnell nicht mehr aus Kopf und Nase will. Im Verlauf zeigt sich Unterholz, von zart-würziger und nur verhalten warmer Ambra kontrastiert, die hier, wie ich meinen möchte, mit Sandelholz antritt. Und, nicht zu vergessen – Leder. Ein Hauch Wildleder rundet die Szenerie ab, sandfarben scheinend.
Freunde von puristischen Düften, gerne auch Konzeptdüften (allerdings nicht der abgedrehten Variante, unser Anonymus hier ist sehr tragbar) sollten sich den Duft einmal näher anschauen. Comme des Garçons, Humiecki & Graef, Andrée Putman, Le Labo, Escentric Molecules – das wären meine Eckdaten, Liebhaber dieser Firmen machen mit diesem Duft garantiert nichts falsch.
Bei mir zieht ein Fläschchen ein – das wusste ich schon auf der Messe. Mit What We Do In Paris Is Secret wird es mir vermutlich sehr ähnlich gehen, denn auch hier ist dem Meister ein wirklicher Treffer gelungen: Mit Meister ist Herr Ropion gemeint, der nicht nur sein Handwerk exzellent beherrscht und somit ein wahrer Könner ist – er hat sich wohl noch, frei nach Nietzsches Zarathustra („Ich sage euch: man muß noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können. Ich sage euch: ihr habt noch Chaos in euch.“) ein bisschen Chaos bewahrt, was die Brooklyner Jungs mit „wild at heart“ beschreiben. Denn in der Tat ist das Pariser Geheimnis exzentrisch, sinnlich und in höchstem Maße eigenwillig und seltsam, was den Duft umso habenswerter macht.
Litschi, jener kleine Exot, ist hier kopfüber in den Honigtopf gesprungen, woraus ein unwiderstehliches Gemisch entsteht: Satt-süßes Litschifruchtfleisch, betörend und mit einer leichten Rosennote, in Kombination mit überbordend süß-würzigem Honig. Untermalt wird diese Amour Fou von cremig-süßer (ja, schon wieder!) Vanille und sanften Harzen, während Heliotrop Mandelanklänge stiftet.
Paris – die Stadt der Liebe. Und natürlich der Sünde. Ich will gar nicht wissen, für WAS für eine Art Geheimnis dieser Duft steht… Oh lala sage ich da bloß…
Und verabschiede mich an dieser Stelle von Euch – ein schönes Wochenende Ihr Lieben!
Herzlichst,
Eure Ulrike.
Hach! *bibber*
Liebe Uli,
sag mir bitte nur eins: Kommen die Düfte zu Euch in den Shop??? *lechz* Auch die ersten 3, die ich leider niemals kennengelernt habe, wobei ich doch sooooooo gerne auch mal S-EX probiert hätte. :-))
Sei aufs herzlichste gegrüsst
Evelyn
Huhuu liebe Evelyn,
jep, Lab on Fire kommen in den Shop, ja 🙂
Und er ist soo schön, der Polge-Duft 😉
Viele liebe Grüße,
Uli.
Ich muss dir ausnahmsweise mal widersprechen, liebe Uli,
What we do in Paris is secret war bisher die Enttäuschung dieses Jahres für mich. Als richtiggehender Ropion-Fan (ich sage nur Carnal Flower) habe ich mir natürlich gleich ein Pröbchen (in USA in dem Fall) bestellt. Er roch für mich wie einer der ersten Joop Düfte, weiss nicht welcher, aber ich finde ihn deswegen weder neu noch irgendwie sonst originell. Feiner ausgearbeitet fand ich ihn auch nicht. Aber auf die anderen Düfte bin ich trotzdem gespannt, allen voran Sweet Dreams.
Lieben Gruss
Jutta L.
Huhuu liebe Jutta,
witzig, dass Du das schreibst 😉 An genau diesen Duft erinnert er mich auch entfernt – es war Joop! Le Bain. In der Tat finde ich ihn komplexer als den Joop, der eh nur noch schemenhaft in meinem Kopf herumspuckt, aber an und für sich nicht wahnsinnig ausdifferenziert. Stört mich hier aber auch nicht, ich finde ihn wirklich ganz entzückend. Leider, leider streikt er aber auf meiner Haut, wie die ersten Tests zeigten. Bei mir bildet sich fast nur Marzipan heraus, was ich für mich persönlich ganz unerträglich finde. Insofern wird es wohl nur der Anonymus.
Liebe Grüße,
Uli.
Hallo liebe Uli,
danke, dass Du das Rätsel gelöst hast! Le Bain, genau das ist er.
Damit hat die Schwester einer Freundin jahrelang meine Nase mit Überdosierung malträtiert, wahrscheinlich ist er deswegen „etwas“ besetzt.
Lieben Gruss
Jutta
*verzückt guck*
Le Bain! Ohhhhhhh! *schwelg*
Yessssss! Wo bleibt das neue Düftchen nur?! :-))
Ich mochte ja Joop! Le Bain damals schon… hatte aber auch keine Schwester, Freundin, Mutter oder sonst wen, der mir nahestand und meine Nase damit malträtierte 😉
Mir ging es ja lange Jahre so mit Vanille im Allgemeinen *ausdemNähkästchenplauder*: Eine Klassenkameradin hatte immer eine Vorliebe für diese billigen Deos, am liebsten mit Vanilleduft. Das in Kombination mit Synthetikpullovern stellte sich als fatal heraus… worauf ich jahrelang keinerlei Vanille mehr riechen konnte, da ich immer diese penetrante Transpirationsvanille in der Nase hatte 😉
Huhu Evelyn,
Le Bain geht ja gaaaaar nicht! Brrrrr
Und ich hatte eine Kollegin, die sich, wie von Uli beschrieben, mit Vanille Deo’s eingedieselt hat. Die hab ich jetzt GsD nicht mehr. Das ist wahrlich ein positiver Aspekt meiner momentanen Situation 🙂
Viele Mai-Grüße,
Margot