Das Wort Lonach hat sogleich einen Schlüsselreiz bei mit ausgelöst, klingt es doch schwer nach einem jener schottischen Feuerwasser, die sich mit altertümlich anmutenden keltischen Namen schmücken. Und in der Tat gibt es einen so benannten Whisky. Lonach steht aber viel mehr noch für die „Lonach Highland Gathering & Games“, einer Veranstaltung, die an jedem vierten Samstag im August im Bellabeg Park in Strathdon stattfindet.
1823 wurden sie von einem gewissen Sir Charles Forbes gegründet. Bei derartigen Highland Games handelt es sich um eine traditionell schottische Angelegenheit, es werden sportliche Wettkämpfe ausgetragen, das Dudelsackspiel darf natürlich nicht fehlen und die landestypischen Trachten werden ausgeführt.
Brauchtumspflege mit Männern in Röcken, die unter dem Patronat eines Sir James Forbes of Newe stattfindet, einem direkten Nachfahren des bereits erwähnten Gründers.
Wer sich mit Nischendüften gut auskennt, dürfte längst erraten haben, dass wir es heute mit „Lonach“ von Castle Forbes zu tun haben. Da dieses Haus, das sich selbst als kleinste Parfümerie der Welt bezeichnet, hier im Duft-Tagebuch noch nicht vorgestellt wurde, erlaube ich mir noch ein paar Worte darüber fallen zu lassen.
In dem 1815 erbauten Schloss wohnt heute Lord Malcolm Forbes und kann dabei den Blick nicht nur über seine Ländereien schweifen lassen, sondern auch über eine Ahnenreihe, die bis ins 12. Jahrhundert zum Ahnherrn Oconochar zurückreicht, der die Gegend um Aberdeenshire erst dadurch bewohnbar machte, indem er den ursprünglich dort ansässigen Bären tötete. Was nun die Düfte anbelangt, scheint aber seine Frau Jinny federführend zu sein. Mit dem befreundeten Parfumeur Andrew French wurden die Düfte entwickelt, die alle mit dem Tartan des Forbes-Clans ummantelt sind und sowohl Hirschwappen als auch das Motto des Clans „Grace me Guide“ – „Ziere meine Führung“ tragen.
Die fast schon obligatorische Verschrobenheit solcher Familien lässt sich auch hier finden. Auf der Webseite des Castle Forbes wird nicht nur Geschichtliches geboten. Im Schloss lassen sich Übernachtungen buchen, man kann Angeln gehen, Düfte genießen und sich begraben lassen, kein Witz. Wer seine sterbliche Hülle in keltischer Szenerie in der Nähe eines Jahrtausende alten Steinkreises begraben wissen möchte, kann hier eine letzte Ruhestätte vorbestellen. Ein ganzheitlicher und nachhaltiger Erholungsansatz, wie ich finde.
Wenig aussagekräftig erscheint mir der Duft auf dem Teststreifen zu sein, frisch, mit leicht süßlichen Anklängen und holzigen Tönen, ein sauberer klassischer Geselle. Wie so oft wird auch hier der Hauttest Klarheit bringen. Ich würde mir natürlich nie erlauben, einem schottischen Duft britisches Understatement zu unterstellen. Eine Noblesse durchweht den Duft aber zweifelsohne.
Ein zitrischer Auftakt unter Leitung der Bergamotte wird von leicht würzigen Korianderakzenten begleitet. Die Herznoten darf man sich getrost als entfernte Anspielung vorstellen, Fruchtiges meldet sich durch eine gewisse Süße zu Wort. Am deutlichsten erscheint noch das Sandelholz, dessen saubere Holzigkeit von einer leichten Herbheit des Vetivers und die Süße wiederum von Patchouli unterstützt wird. Ihr seht schon, hier haut keiner der Protagonisten auf die Pauke, eine durch und durch runde Komposition. Am besten lässt sich Lonach als sauber-holziger, klassischer Herrenduft mit süßen Einsprengseln beschreiben, der jedoch ohne Frage auch einer Dame trefflich stehen würde.
Viele Grüße sendet Euch
Harmen
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