…sind seit letztem Jahr in unserem Sortiment vertreten. Wie Ihr Euch vielleicht erinnern könnt, hatte ich das zum Anlass genommen, einen Großteil der Duftkollektion jener altehrwürdigen florentinischen Apotheke unter die Lupe zu nehmen oder besser: mir unter die Nase zu klemmen. Erinnern wir uns nochmals kurz an die Geschichte des Traditionshauses, die ich zu diesem Anlass erzählt habe:
„Die Geschichte des florentinischen Unternehmens geht lange zurück, die Marke gilt als eine der ältesten in Italien: Das Jahr 1561 kann als Geburtsstunde gelten, als der Kräuterspezialist und Chemiker Domenico di Vincenzo di Domenico Brunetti, seinen Laden in den jetzigen Räumlichkeiten eröffnet, wo bereits zuvor Benediktinernonnen des Ordens San Nicolo ein ähnliches Geschäft betrieben. Die Apotheke wechselte in den Wirren der Zeit immer wieder ihre Besitzer, bis sie letztendlich von der Familie Azzerlini erworben wurde, die die Marke nun schon seit drei Generationen als Familienbetrieb führt.“
Vier Artikel hatte ich der vielfältigen Kollektion gewidmet – und war überaus angetan von einigen der Düften. Insofern kann ich durchaus von einer gewissen Erwartungshaltung sprechen, die ich dieser Tage hegte, als der neueste Streich bei mir eintrudelte: XLLENCE heißt sie, die neue Linie, und besteht (erst einmal?) aus drei Düften – Talc Gourmand und Sweet Musk für die Damenwelt sowie Vetyver Incenso für die Herren der Schöpfung. In Flaschen mit 250ml Inhalt präsentieren sie sich – was mich zu der irrigen Annahme verleitete, dass es sich um Colognes handelt. Weit gefehlt – Eau de Parfums sind es, und zwar alle drei. Das Packaging gefällt mir ausnehmend gut: Schlichte Schüttflakons in minimalistisch-edler Verpackung mit einem nostalgisch anmutenden Sprühaufsatz als zusätzliche Option. Betreffs der Größe höre ich jetzt schon das Seufzen einiger von Euch: „250ml, wie soll ich das jemals aufbrauchen? Wieso gibt es das nicht kleiner?“ – und, zugegeben, ich kann es nachvollziehen. Vor allem, da die Größe natürlich Auswirkungen auf den Preis hat – 250ml für 295 Euro. Aber sehen wir uns zuerst die Düfte näher an.
Talc Gourmand lässt vermutlich dem Namen nach schon einige Herzen da draußen höher schlagen: Puder, Babypuder, Hautpuder, Körperpuder. Eine Duftrichtung, die viele Fans hat. Ich bin dafür nur sehr bedingt zu haben… könnte aber bereits nach drei Sekunden in meinen Talc Gourmand-benetzten Finger beißen: Was ist das Leckeres? Das ist gemein. Pudrig ist es, was mir da entgegenduftet, und ja, es riecht auch nach Haut, nach warmer Haut, nach eingepuderter, gepflegter, warmer Haut. Aber es riecht nach so viel mehr – Gourmandnoten umgarnen mein Näschen und bezirzen meine Sinne. Unter der dicken Schicht von Talkumpuder verbirgt sich zart-fließender Honig und sanft-zuckriges Karamell. Und der Puder selbst hat auch noch mehr zu bieten: Anklänge von Kakao und Vanillecreme, fein-würziger, von marzipanigem Heliotrop unterstrichen und floral untermalt. In der Basis würzt Sandel ein wenig vor sich hin, fällt aber wenig ins Gewicht, da sich der Gesamteindruck des Duftes im Verlauf desselben wenig ändert – und das ist in diesem Falle auch gut so. Diese Verlockung könnte von mir aus ewig währen. Und das mir, die ich doch gar nicht…
Meine Damen – das ist die ultimative (Körper)Puderversuchung! Ein Must-Try für Liebhaber pudriger Düfte. Und im übrigen aufgrund seiner latenten Gourmandanklänge auch etwas für diejenigen, die der Sparte an Lokum-Düften verfallen sind.
Meine Neugierde ist genährt – könnte auch Sweet Musk entgegen des für mich persönlich zu liebreizenden Namens etwas für mich sein? Nein, eher nicht. Das tut dem Duft aber keinen Abbruch: Sweet Musk ist, entgegen dem, was sein Name evozieren mag, kein reiner schlichter Moschus. Es ist fruchtig-floraler, heiterer Moschus, der seine Süße, die im Namen enthaltene, aus dem üppigen Blütenmeer und seinen fruchtigen Anklängen zieht. Sonnenwarme, fruchtige Rose und erfreulich un-indolischer, überbordend blühender, fröhlicher Jasmin, von watteweichem Muckelmoschus getragen, jenem Hauptprotagonisten, der sich in der Basis von sahniger Vanille mit einer Prise Würze und keksiger Ambra feiern lässt, um abschließend eine sachte Sauberkeit an den Tag zu legen. Feminin und fein. Aber nichts für mich, leider.
Schauen wir uns doch mal unseren Mann an: Vetyver Incenso verspricht, klar, Vetiver und Weihrauch. Und beginnt schon äußerst vielversprechend: Mit zitrischem Elan von Pampelmusen und Bergamotte, in ihrer Herbheit durch fruchtig-bitteren Ingwer tatkräftig unterstützt. Wacholder linst auch schon hervor aus dem Herz, und fügt sich nahtlos in die Fruchtherbheit ein. Das Herz ist ansonsten frisch, elegant, leichtfüssig – von kühlem und sehr zivilisiertem Weihrauch geprägt, der die Hauptfigur galant in den Mittelpunkt rückt: Grasig-grüner, salziger und sanft-rauchiger Vetiver, der an Klassiker wie Chanels Sycomore und The Different Companys Sel de Vétiver erinnert. Die Basis erscheint dahingehaucht, nur dazu da, um dem Rest gekonnt abzurunden, harmonisch zu vervollkommnen und dem ohnehin bereits vorhandenen Charakter noch mehr Geist und Tiefe einzuhauchen. Zeder, Patchouli, Ambra und Eichenmoos scheinen dazu ein gutes Team zu sein.
Keine Frage – ich mag diesen sportlich-eleganten, gleichermaßen klassischen wie modernen Vetiver. Aber das war auch zu erwarten, oder? 😉
Habt Ihr schon getestet, spricht Euch einer an?
Viele liebe Grüße,
Eure Ulrike.
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