Granada…

ist nicht nur der Name einer Stadt in der gleichnamigen Provinz im Süden Spaniens, sondern auch der Name des neuesten Streichs aus dem Hause My Memo aus Paris: „A Song of Andalusian Jasmine“ soll es sein, also eine Ode an den Jasmin, den andalusischen.

„Midnight in the gardens of the Alhambra, the red castle. The wandering breeze brings to mind love. Under the waving jets of the fountains, as silent as the petrified marble. With my eyes closed, hands stretched out: I sleepwalk in your perfume. Cradle-me, song of jasmine, take me in your arms, my orange blossom. How dark it is, the wood of your guitars. They weep in the moonlight. How dark their hair is, your gypsies. Their skirts make my heart spin. Granada, I dream of your nights, so warm. In the heart of the romantic Nasrid Palace, atop the invincible Alcabeza citadel, relentlessly, my desire roams. Listen to my voice calling you. Granada, tonight I will be faithful to you. Your sky is above my land, my only light.“

Eine Liebeserklärung, und was für eine. An Granada. Und natürlich den Jasmin. Überhaupt ist das Textchen von Memo durchweg überschwänglich emotional, was mich im Zusammenhang mit Jasmin an jenes kleine, etwas kitschige Gedicht von Helene von Tiedemann, die unter dem Pseudonym Leon Vandersee schrieb (was sie auch nicht bekannter macht, nehme ich an), erinnert:

Süß duftet im Garten der bleiche Jasmin,
Leuchtkäfer umschwirren das lockende Grün:
„Komm, wandle mit mir durch die schweigende Nacht
und löscht die Glut, die du lächeln entfacht.
Nicht länger ertrag ich den tändelnden Scherz,
mit dem du mich marterst, o kommt an mein Herz,
ein Gott hat mir Schönheit und Jugend verliehn –“
schwer duftet im Garten der bleiche Jasmin.
Er wandelt mit ihr durch die schweigende Nacht,
zwei Arme umschlingen die Bebende sacht,
sie küsst ihn erschauernd und schmiegt sich an ihn –
schwül duftet, betäubend, der bleiche Jasmin . . .

Zu diesem passt auch der Duft recht gut: Granada winkt zu Anfang noch mit herb-säuerlicher Bergamotte, die sich allerdings schnell zurückzieht zugunsten der zwei Hauptprotagonisten – Jasmin und Orangenblüte. Die beiden umgarnen sich, als gäbe es kein Morgen mehr: Jasmin cremt in voller Weißblüte, zart und keck gleichermaßen, während Orangenblüte den ihr genuinen Joker zieht – fruchtig anmutende, honigsüße florale Süße. Ein weißes Blütenmeer mit einer gehörigen Portion feinstem Bienenhonig, das auf einem zauberhaft süß-waffeligen Vanille-Moschus-Lager zur Ruhe kommt.

Sehr feminin ist Granada, und genauso weit ausholend wie Vandersees Gedicht und Memos Duftvorlage. Ein opulenter Sommernachtstraum aus Blüten, den ich als relativer Jasmin-Neuling – Ihr wisst ja, mein Herz schlägt noch nicht allzu lange, dafür aber ganz doll für Weißblüher – ganz reizend finde. Warum? Weil er den Spagat schafft – jenen Spagat zwischen frischen, zum Teil auch grün anmutenden Jasmin-Düften wie zum Beispiel Floris‚ Night Scented Jasmine, Acqua di Parmas Gelsomino Nobile oder Atelier Flous Paradis Paradis und den eher schwereren Kandidaten, von denen es ja mehr als genug gibt wie zum Beispiel der schöne Jasmin de Nuit von The Different Company. Einerseits ist er hell, ihm fehlen jegliche Bestandteile, die ihn in einen (Fl)Orientalen verwandeln könnten. Andererseits aber ist er nicht wirklich transparent – die Orangenblüte verleiht ihm zu viel Süße und auch grüne Noten gehen ihm vollkommen ab. Insofern dürfte er eine willkommene Option sein für all diejenigen, die einen aussagekräftigen Jasmin suchen, der nicht allzu schwer sein sollte, aber auch kein Leichtgewicht sein darf.

Morgen geht es weiter mit der vorerst letzten Memo-Rezension, diesmal zu Shams – bis dahin alles Liebe und herzliche Grüße,

Eure Ulrike.

Bildquelle: A collage of some pictures of the city of Granada, in Andalusia, Spain von Venerock, Jasmine Flower von ????????,some rights reserved – vielen lieben Dank!

Neueste Kommentare

Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

4 Kommentare

  1. Evelyn
    3. April 2012
    Antworten

    Ja! Ja! Ja! 🙂

    Ich sagte es ja schon: Ich lieeeeeebe Granada im Moment abgöttisch und würd am liebsten drin baden, so verrückt bin ich nach ihm!!! Lebensfreude, Sonne und verlockende Verheißungen pur, ja das ist Granada!

    Freue mich, liebe Uli, dass er Dir auch so gut gefällt. 🙂

    Hab einen frohen Tag!

    Herzlichst
    Evelyn

  2. Ulrike
    4. April 2012
    Antworten

    Hallo liebe Evelyn,

    doch, doch, Granada ist ausgesprochen nett. Das Pröbchen ist leer und ich denke immer noch darüber nach, welchen Jasmin ich brauche – den von AdP oder den hier. Von dem Atelier Flouschen Paradies habe ich schon ein kleines Fläschchen, der ist auch richtig richtig toll.

    Viele liebe Grüße zurück,

    Uli.

  3. Üt
    22. September 2012
    Antworten

    Granada ist wirklich Liebe auf den ersten Duftspritzer – der Duft ist so toll – der geht von der Nase direkt ins Herz – absolut grandios !!!!

  4. Ulrike
    26. September 2012
    Antworten

    Du hast Dich in den tollen Jasmin verliebt, wie schön! *herzchenmal*
    Er IST aber auch wirklich ein toller. Nur bin ich immer noch nicht schlüssig, welchen Jasmin ich mir den nun noch zulegen soll – ich habe da gerade ein paar Kandidaten auf der Liste *nörgel* Für mich gibt es einige sehr sehr schöne, die ich noch nicht habe – aber ich kann ja auch nicht alles kaufen bzw. haben… *heul* 😉

    Liebe Grüße,

    Uli.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert