… flatterte uns als neue Firma dieser Tage ins Haus und nahm mich gleich wegen der äußerst aparten Verpackungen in Anspruch: Ich stehe ja normal nur selten auf bunt, die sind aber wirklich herausragend schön designt. Das kommt nun nicht von ungefähr – Sue Townsend verbirgt sich hinter der dem neuen Label, ihres Zeichens nach Gründerin von Crabtree & Evelyn. Erfahrung hat sie somit, die Dame, die mit Ortigia der gleichnamigen Insel an der Ostküste Siziliens Tribut zollt. Ein Blick auf die Landkarte beweist die wirklich nahe Nähe Ortigias zu Afrika, insofern herrscht auf dem Inselchen annähernd tropisches Klima, was sich außerordentlich gut auf die Vegetation auswirkt. Diese wiederum wurde natürlich „verwurstet“ in den Düften, na klar. Dafür verpflichtet man auch nicht irgendjemanden, sondern, jetzt werden einige aufmerksam werden, den florentinischen Philosophenparfumeur Lorenzo Villoresi – jener, der mit seiner eigenen Linie schon seit Jahren Fans aus aller Welt erfreut.
Mediterran buntes Verpackungsdesign, genauso wie die Ingredienzen dem „sizilianischen Orient“ verpflichtet, eine Meisternase an den Phiolen – da kann eigentlich nichts wirklich schief gehen, oder? Wir sehen uns die Düfte heute und morgen einmal an, vielmehr: ich klemme sie mir für Euch unter die Nase. Nebenbei bemerkt – es gibt nicht nur Düfte, sondern auch Kerzen und verschiedene Seifen, die die Duftrichtungen der Colognes aufgreifen.
Den Anfang macht Mandorla, die Mandel, die ihrem Namen sofort gerecht wird: Allerfeinster Amaretto samt Amarettini, verlockende Marzipannoten verströmend. Ein wenig drängt sich mir jene knetartige Note in die Nase, die ich vor allem in Diors Hypnotic Poison immer vernehme, und der ich noch nicht näher auf die Schliche gekommen bin – weiß jemand, was ich meine? Ich vermute, sie entsteht aus einer besonderen Harzverbindung, denn Harze vermag ich hier auch reichlich darunter zu entdecken, aber zivilisierte Vertreter ihrer Art. Ambrawärme und ein wenig Rauch finde ich, darüber hinaus vielleicht einen Hauch Tonkabohne, der sich anfänglich würzig, später cremiger seinen Weg bahnt. Verbirgt sich da noch eine Prise Zimt, scharf-süß und würzig? Ich vermag es nicht genau zu sagen – und der Hersteller, schweigt, einmal mehr. Keine Angaben gibt es zu den Düften und deren Ingredienzen. Insofern müsst Ihr Euch wohl oder übel auf Eure Nasen und, wenn Ihr wollt, ein wenig auf meine verlassen.
Hört man Mandorla, ist man geneigt an Acqua di Parmas Blu Mediterraneo-Serie zu denken, an Mandorlo di Sicilia. Und in der Tat haben die beiden eine Ähnlichkeit, müssen Sie ja, sind sie beide monothematische Mandeldüfte. Mandorla ist aber, mit Verlaub, erwachsener: Weniger süß, weniger keksig, eher von trockener Wärme, um im weiteren Verlauf milchig-anschmiegsam zu werden. Weg von den Gebäckassoziationen hin zu Mandelmilchbändern. Dafür lassen sich sicher etliche begeistern – Frauen. Eine Männermandel ist es nämlich nicht, zumindest nicht auf männlicher Haut.
Zagara hingegen, die Orangenblüte, die könnte eine sein, die auch auf Männerhaut durchaus ihren Reiz hat – und nimmt damit eine Ausnahmestellung ein. Normalerweise präsentieren sich die meisten Orangenblüten- und zum Teil auch Nerolidüfte (Neroli= Bitterorangenblüten) eher feminin, lieblich, liebreizend. Denkt doch nur an die Geschichte der Neroliblüte, die angeblich von der sizilianischen (ja, schon wieder!) Herzogin Flavia Orsini in die Parfumeurskunst eingeführt wurde. Sie, die im 17. Jahrhundert lebte, liebte die Blüten so sehr, dass sie ihre ganze Umgebung damit beduftete.
Zagara wohnen beide Blüten inne, sowohl Orangen- als auch Bitterorangenblüte. Aber nicht nur sie – Villoresi paart sie gekonnt mit Bigarade, jenem Öl aus den Zweigen, dem Blattwerk und den grünen, noch unreifen Früchten der Bitterorange. Damit bekommt der ansonsten sanfte, süßlich-florale Duft eine herbe Hesperidenfrische, die von zurückhaltendem Gehölz untermalt wird. Diese Kombination verleiht dem Duft, der sich Cologne nennt, jene Charakterstärke, für die Colognes so bekannt sind: Unisex im Sinne von für beide Geschlechter tragbar, frisch, zitrisch, dynamisch. Und dabei alles andere als belanglos. Ich finde Zagara sehr gelungen – der Duft kann sich ohne weiteres neben die großen Namen gesellen wie zum Beispiel Acqua di Parmas Colonia oder Colonia Assoluta.
Gespannt bin ich, auf morgen – auf den Rest der Serie. Ihr auch?
Viele liebe Grüße,
Eure Ulrike.
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