Wie Ihr wisst, habe ich mich in letzter Zeit intensiver mit Knize-Düften beschäftigt. Basierend auf Ulis Rezension von Ten, verglich ich diesen mit seinem Kollegen Sec Mitte Januar. Daraufhin folgte ein Exkurs in die Waldeinsamkeit mit Forest und schließlich „Ein Strauß Männlichkeit“ mit Knize Two.
Heute widmen wir uns der Damenabteilung des Hauses Knize. Damenabteilung? Ja! Zu den vielen illustren Kunden des Hauses gehörten nicht nur die Herren der Schöpfung. Für Marilyn Monroe schneiderte man hier Blusen, für Josephine Baker Skihosen – zum Skifahren eignete sich der sonst so beliebte Bananenrock scheinbar weniger – und auch Marlene Dietrich ließ sich Kleidung für ihre Auftritte fertigen. Wieso also nicht auch ein Damenduft? Was man für eine Verkaufsidee späterer Zeiten halten könnte, wurde bereits im Jahre 1938 umgesetzt. Und der Erfolg gab Knize recht. 1955 wurde der Duft sogar neu aufgelegt: Lady Knize, der sowohl als Eau de Toilette als auch als Eau de Parfum erhältlich ist.
Das Parfum „Lady Knize“ kann natürlich nicht ganz die Zeit verhehlen, aus der es stammt und genauso klar ist auch, dass wir es hier mit keinem jubeljungen Duft zu tun haben. Jetzt kommt aber auch das große Aber. Mutig ist er, wird hier nämlich kein Hausmütterchen der 30er Jahre in Szene gesetzt, sondern eine unnahbare Schönheit, die einem Schwarz-Weiß-Klassiker entsprungen zu sein scheint. Eine Veronica Lake würde vom Typ bestens passen. Kühl, blond und auch ein wenig männermordend.
Im floralen Auftakt von Lady Knize werden Jasmin und Tuberose gefeiert. Blumig-weiblich geht es im ersten Moment zu, aber nach kurzer Zeit unterlaufen die lüsternen Tuberosenklänge das sich unschuldig gebende Intro. Der blumig-würzige Koriander bildet das Bindeglied zu den Herznoten, welche sich mit Gewürznelke so würzig zeigen, dass sich keinerlei blumige Süße entfalten kann. Die Basis verleiht der gesamten Komposition einen sauber-seifigen Grund, sind doch Sandelholz, Ambra und Moschus hier im Dreiklang zum Einsatz gekommen.
Wären da nicht einige höchst pointiert eingesetzte Feinheiten, könnte man eigentlich auch von einem floralen Herrenklassiker sprechen. Die Tuberose – in Verbindung mit den würzigen Noten – setzt einige Akzente, die ich nicht als wirklich animalisch bezeichnen würde, dafür sind sie zu subtil und unterschwellig angewandt. Eine feine Provokation hingegen, ein kokettes Hochziehen der Augenbrauen, eine bewusste Nachlässigkeit oder ein verräterisches Augenschimmern versieht diesen äußerlich glatten und perfekten Duft mit einem gehörigen Schuss Aufregung.
Ein Klassiker, der auch klassisch duftet. Aber auch ein Klassiker mit einer selbstironischen Wendung – wisst Ihr was? Ihr müsst einfach selbst einmal testen und mir berichten, ob Ihr Lady Knize auch so wahrnehmt.
Ganz viele Grüße
von Harmen
Ich würde ja gerne mal einen Blick riskieren – auf den Duft, einmal wieder, denn Jahre ist es her, dass ich ihn das letzte Mal unter der Nase hatte. Und auf die Bakerschen Skihosen, kann mir die Dame gar nicht bekleidet vorstellen 😉
Liebe Grüße,
Uli.