… ist der Name des dritten Duftes aus der YS UZAC-Kollektion, die ich Euch diese Woche vorstellen mag. Der Terminus, auch seconda pratica genannt, steht für eine im Italien des 16. Jahrhunderts aufgekommene musikalische Mode in Form des Gesangs eines Solosängers mit reduzierter Instrumentalbegleitung. Ursprünglich stammt der Begriff aus dem Griechischen, wo er ebenfalls für Einzelgesang stand – damals wurde damit aber ein kurzes vertontes Gedicht oder Lied bezeichnet, in welchem man den Tod eines Menschen beklagt. Diese enge, und, ich gestehe, etwas deprimierende Form der Deutung hat der Begriff später komplett verloren. Seine Prägung als instrumental begleiteter Einzelgesang geht auf einen Philosophenkreis namens Florentiner Camerata zurück und ließ die Monodie schnell zu einer erfolgreichen Musikart avancieren, die in Konkurrenz zum damals üblichen mehrstimmigen Gesang trat. Als besonderes Kennzeichen der Monodie galt, neben diversen formalen Aspekten, deren spezielle Affinität zum Gefühl: Monodien sollten Emotionen ausdrücken.
Vincent Micotti wird das als Konzertmusiker alles gewusst haben. Und er wird sich etwas dabei gedacht haben, dass er den einzigen Duft seiner Kollektion, den er ausschließlich der Damenwelt widmet, nach der Monodie benannte. Lassen wir ihn deshalb selbst zu Wort kommen:
„Dionysian drama? Simply rock’n’roll? A melody from the brink of light, an unique spell to light up the dark blue evening sky. An intoxicating, extravagant vivace play with an ultra feminine mood. A spontaneous modern take on minimalism interpreted by sweet and radiant Eau de Vie de Mirabelle, crisp rhubarb and handsome green galbanum. An alcoholic melody to dazzle the star of the night.“
Einer ganz besonderen Frau ist Monodie somit gewidmet – und einer eher jüngeren, dem Charakter nach ein wenig radikalen, die verlockend zu überzeugen weiß: „Transgression – a daring girl goes out of boundaries, whispers an intoxicating melody.“ Ein bisschen Rampenlicht, ein bisschen Rampensau.
Als „sparkling fruity“ wird Monodie bezeichnet – und zeigt mir sofort, dass er in der Tat ein prickelndes Früchtchen ist: Kühl und keck präsentiert er sich mit einer bravourösen Kombination aus zitrisch-herb-spritzer Pampelmuse, saftiger Pflaume, fruchtig-holzig-bitterem Rhabarber sowie einer äußerst appetitlichen Mirabelle. Das Stillleben wird von zart-wässrigen Blüten eingerahmt, die das frische Naturell der Komposition gelungen unterstreichen. Lediglich die Basis setzt andere Akzente, und zwar überaus deliziöse: Karamell, sahnig und bisweilen zuckerkrustig, von würzigem Sandel begleitet und auf weichem Moschus gebettet.
Monodie weckt bei mir große Assoziationen: Diese bedingungslose Fruchtigkeit, gepaart mit gaumenkitzelndem Karamell, einer latent unterschwelligen Zuckersüße – das erinnert mich, obgleich in jenem Fall kompromissloser umgesetzt, ein wenig an Byredos von mir heißgeliebten Pulp. Die luftige Handschrift weckt auch Reminiszenzen an die Hermèssence-Kollektion, vor allem an Rose Ikebana und Osmanthe Yunnan. Und ich muss bei Monodie an Ulrich Langs Anvers–Düfte denken: Ultramodern und an ein Publikum gerichtet, dass die Nase dicht am Zeitgeist hat und einem angesagten Lifestyle frönt – gerne mit Affinität zu zeitgenössischer Kunst und natürlich Mode. Antwerpen eben.
Was ist dann Monodie? Vancouver vielleicht? Landliebe und Großstadtaffinität? In jedem Fall finden sich hier zwei Seelen wieder in der olfaktorischen Brust des Parfums: Eine naturverbundene, einfache, nach Ruhe sich sehnende. Und eine dynamische, lebenslustige und lebensdurstige. Für mich ein sehr zeitgemäßer Duft und, wirklich – feminin. An einem Mann kann ich mir diese kinky Fruchtigkeit nur sehr schwer vorstellen.
Morgen erwartet uns der letzte Duft der YS UZAC-Kollektion – Pohadka. Bis dahin wünsche ich Euch eine gute Zeit und verabschiede mich für heute mit vielen lieben Grüßen,
Eure Ulrike.
Liebe Ulrike,
ich lese die ersten Sätze und denke „oooh, das erinnert mich an mein heißgeliebtes Pulp“ und – zack – steht das prompt im nächsten Absatz. Bin sehr gespannt darauf!
Viele Grüße,
Saskia.
Huhuu liebe Saskia,
ich sehe in der Tat eine gewisse Ähnlichkeit, wobei Monodie… zarter ist, transparenter, wie überhaupt die ganze YS Uzac-Serie. Nichtsdestotrotz könnte man einmal testen, wenn man Pulp mag 😉
Viele liebe Grüße zurück –
Ulrike.
Huhu,
genauso erging es mir auch 🙂
da Mirabellen zu meinen Lieblingsfrüchten gehören und Pulp zu meinen Lieblings(sommer)düften, ist Monodie auf jeden Fall ein „must try“-Kandidat.
Bin auf diesen Duft sehr gespannt, weil mir bisher noch nichts begegnet ist, was auch nur entfernte Ähnlichkeit mit Pulp hätte… Überhaupt hört sich die ganze Serie unheimlich interessant an, auch Lale werde ich mal testen, weil ich meditativ anstimmende Düfte auch sehr gerne mag (s. Dzongkha :-))
Liebe Grüße und ein schönes WE
Dorothea
Jaja, liebe Dorothea, ich plädiere natürlich für einen Test der GANZEN Serie – aber das wird Dir nicht entgangen sein 😉
Nein, ich bin wirklich sehr angetan und muss nochmals schauen, was für mich Kaufkandidaten sind, es könnten durchaus mehrere werden 😉
Liebe Grüße,
Ulrike.