Die Oscars…

oscars academy awards… wurden soeben verliehen, am Wochenende. Und haben vielleicht den einen oder anderen um den Schlaf gebracht, ja? Mich zumindest. Als erklärter Filmfreund und Cineast aus Leidenschaft saß ich auf meine alten Tage stramm bis kurz nach fünf auf dem Sofa. Und habe natürlich die letzten zwei, die wichtigsten Vergaben – verschlafen. Kurz vor sechs ist einfach nicht mehr so leicht drin im fortgeschrittenen Alter. Aber, das muss ich sagen – richtig getippt habe ich natürlich. Denn dieses Jahr war einiges, vieles sehr vorhersehbar. Viel vorhersehbarer als in den letzten Jahren. Aber deshalb nicht weniger verdient, vielmehr gerade deswegen vielleicht verdient…

Ganz abgesehen davon, dass meines Erachtens einmal wieder ein paar Filme übergangen wurden – so zum Beispiel der phänomenal-überragende Drive meines Lieblingsdänen Winding Refn oder auch Warrior, ein weiterer großartiger Boxerfilm (gibt es überhaupt schlechte Boxfilme?), Herzogs Höhle der vergessenen Träume – und natürlich andere, die vollkommen vorhersehbar keinen Oscar bekommen haben, obgleich sie einen verdient hätten – Malicks Tree of Life, der belgische Kracher Bullhead – war es eine nette Veranstaltung. Und die ausgezeichneten Filme haben auch größtenteils Freude gemacht, weswegen ich Euch dieser Tage ausgewählt noch ein paar Filme samt Düften vorstellen mag, zu Ehren der Oscargewinner.

Kennzeichnend dieses Jahr war bei den Oscars neben der eigenen Nabelschau die selbstreflexive Vergangenheitsschau, die Reminiszenzen: Hollywood, die Traumfabrik, gedenkt ihrer Wurzeln, erinnert sich ihrer Geburt. Und das auf äußerst beeindruckende Weise mit zwei Filmen, den Hauptgewinnern der diesjährigen Oscarverleihung, The Artist und Hugo Cabret. Nostalgie, es lebe das Alter, die Vergangenheit – wen wundert es, dass auch wieder Billy Crystal moderiert, der das ja ohnehin am besten kann, wie er bereits in etlichen Oscarverleihungen davor bewiesen hat.

The Artist wirkt in der Tat, als hätte man mit viel Herzblut einen alten Stummfilm mühevoll restauriert: Die Musik, für die der vielfach ausgezeichnete Film einen von insgesamt fünf Oscars gewann (neben Bestem Film, Beste Regie, Bester Hauptdarsteller und Bestes Kostümdesign), entführt einen sofort auf eine Zeitreise, fügt sich so passend ein, dass einem gar nicht auffallen mag, dass sie ein „So als ob“ darstellt. Die Schauspieler sind grandios, wird man dessen doch einmal mehr gewahr, wie viel anders Stummfilmschauspieler agieren müssen als „normale“ Schauspieler.

Das ist auch eines der Kernprobleme des Films, erzählt er doch von dem Untergang des Stummfilms: George Valentin, einer der Hauptdarsteller, ist ein gefeierter Stummfilmschauspieler, der mit seinem Jack Russell-Terrier Jack (Achtung, hoher Cute-Faktor!) die Stummfilmkinolandschaft beherrscht. In dieser Zeit stolpert er durch einen Zufall bei einer Pressekonferenz über Tänzerin Peppy Miller, einer aufstrebenden Tänzerin, die nicht nur beim Film landen möchte, sondern ebenfalls schrecklich für George schwärmt. Die Zufälle häufen sich, Peppy und George laufen sich einige Male über den Weg, er verhilft ihr zu einer Statistenrolle, und sie tändeln miteinander, immer und immer wieder. Doch George ist verheiratet und Peppy, tja, Peppy… Bis zu dem Tag, als der Farbfilm eingeführt wird und schnell seinen Siegeszug antritt: Die Farbe braucht neue Gesichter und man entdeckt dafür ausgerechnet Peppy, die schnell zum neuen Star des Cinemas avanciert. Mit dem Untergang des Stummfilms beginnt auch Georges Untergang: Er hat einen Großteil seines Geld während des Börsencrashs 1929 verloren und den Rest bei einem erfolglosen Filmprojekt in den Sand gesetzt. Während Peppy immer größer wird, ruhmreich, gefeiert, geliebt, wird George immer kleiner mit dem Verschwinden seiner Berühmtheit, was der Kostümdesigner kongenial mithilfe von viel zu großen, unpassenden billigen Anzügen in Szene setzt, die einen krassen Kontrast zu den früheren, perfekt sitzenden Maßanzügen bilden.

Ist George wie der Stummfilm dem Tode geweiht? Diese Frage spoiler ich Euch nicht – schaut Euch den liebevollen Film selbst an.

Die beiden Hauptdarsteller Jean Dujardin und Bérénice Bejo sind perfekte Besetzungen und werden in jedem Fall beide den Sprung nach Hollywood schaffen. Dujardin hat mich wirklich überrascht, kannte ich den ehemaligen Schlosser schon von früher als Komiker aus den beiden James-Bond-Persiflagen OSS 117, bei denen wie für The Artist ebenfalls Michel Hazanavicius Regie führte. Ich mochte die 50er/60er Jahre-Ausstattung, nicht aber den betont und gewollt seichten Humor. Insofern war ich vom neuen französischen Clooney, als der sich mir Dujardin in The Artist präsentiert, sehr angetan. Bejo überzeugte mich von vornherein: Was für eine sympathische, hübsche Frau! Und was für eine strahlende Schönheit, diese ganz und gar nicht divaeske Filmgöttin, die sie in The Artist darstellt!

Eine, der man durchaus Bijou Romantique widmen könnte, die neue Veröffentlichung unser Parfumpunker État Libre d’Orange:

„This is the portrait of a lady. She can be seen in the feminine cameo, in the soft, delicate profile, in the dreamy image of an incandescent beauty. What once was shell has been carved in relief by a devoted artisan, to emerge as an idealized woman. Jewels, too…“

Das Porträt einer Frau, die solche Bewunderung erfährt, dass man ihre Schönheit auf immer in einer Kamee verewigt. Oder sie unsterblich macht, indem man ihren Geist in einen Duft bannt – diesbezüglich hat sich Mathilde Bijaoui größte Mühe gegeben und mit Bijou Romantique mal wieder ein kleines Juwel für die Damenwelt geschaffen. Nicht ihr erstes – aus ihren Händen stammt ja auch Lily & Spice für Penhaligon’s und Like this!, von État Libre d’Orange zu Ehren von Tilda Swinton herausgegeben.

Auf den ersten Blick ist Bijou Romantique – kinky. Betörende Harzwärme, von fluffiger Vanille begleitet, lullt einen auf äußerst angenehme Art und Weise ein. Und wäre noch nichts Besonderes, kämen da nicht zwei weitere Protagonisten ins Spiel: Würzig-kokette Kokosnuss mit milchigen Anklängen sowie zarte zitrische Sprenkler. Samtige Iris pudert sich divenhaft durchs Geschehen, von merkbar ernst-krautigem Salbei beschützt und in einen kostbaren Mantel von Vetiverrauch gehüllt. Im Laufe des Duftes wird es eleganter und merkbar intimer, hautnaher. Süß-verlockend und reizvoll ist und bleibt Bijou Romantique aber von Anfang bis Ende und strahlt eine gewisse knisternd-ambivalente Erotik aus.

Diese Frau weiß, was sie will. Und merkbar auch, wie sie es erreichen kann.

In diesem Sinne – es grüßt Euch herzlich

Eure Ulrike.

Bildquelle: Jean Dujardin au festival de Cannes von Georges Biard via Wiki Commons, some rights reserved – vielen lieben Dank!

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

4 Kommentare

  1. Joanna
    15. März 2012
    Antworten

    Hallo
    Bijou riecht haargenau wie Rihanna`s Rebl`l Fleur,es tut mir leid,aber es ist eine generische,uninspirierte und total überflüssige Mixtur.Viele Nischenhäuser verdienen diesen Namen schon lange nicht mehr-aufgeblasene PR Lyrik und überhöhte Preise garantieren noch lange keine Qualität.Mein Interesse daran hat auf jeden Fall sehr stark nachgelassen.
    Wer Bijou mag,kann Rihannas Machwerk für ein Bruchteil des Preises haben.
    Ich habe mich von meinem Bijou sofort getrennt.Das war das letzte mal,dass ich auf die Lobeshymnen vetraut,und irgend etwas blind gekauft habe.

  2. Nil
    28. März 2012
    Antworten

    Liebe Uli,

    wieder einmal eine sehr schöne Lektüre. Auf Deine Empfehlung hatte ich „Like This“ probiert und jaaa, köstlich !!! Jetzt muss ich unbedingt Bijou Romantique probieren. Bei meiner nächsten Bestellung werde ich mir ein sample wünschen. Deine Empfehlungen haben mich nie enttäuscht 🙂

    Liebe Grüsse
    Nil

  3. Ulrike
    1. April 2012
    Antworten

    Hallo liebe Joanna,

    tut mir sehr leid, dass Dir Bijou nicht gefällt. So ist das eben mit den Geschmäckern. Ich persönlich sehe keine große Ähnlichkeit zwischen Reb’l Fleur und dem Bijou – ersterer hat mich aber in der Tat einigermaßen positiv überrascht: Ich hatte ihn mir weitaus schlimmer vorgestellt 😉

    Betreffs der „Lobeshymnen“: Meine Artikel hier spiegeln meine Meinung wider, meine Präferenzen, meine Stimmungen, meine Wünsche, Emotionen, Launen und auch meinen Background. Sie sind also – subjektiv. Und sollen es auch sein. Ich möchte unseren Lesern hier mehr bieten als Werber-Blabla, insofern schreibe ich – persönlich. Und deshalb lobe ich auch nur, was mir gefällt, und das auch gerne mal über den grünen Klee.

    Viele Grüße,

    Ulrike.

  4. Ulrike
    1. April 2012
    Antworten

    Hallo meine liebe Nil,

    herzlichen Dank für Dein gleich mehrfaches Kompliment 🙂
    Habe mich sehr darüber gefreut!

    Viele liebe Grüße,

    Uli.

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