Heute habe ich wieder einmal in meinen Schubladen gegraben und für Euch ein paar Düfte hervorgesucht, die schon zu lange und vollkommen zu Unrecht einer Rezension harren. Deshalb kurz und knackig im Rahmen meiner Vergessenen-Kolumne: Atelier Flou Sloane Rose, Parfums de Rosine Glam Rose und 10 Corso Como Uomo.
Sloane Rose ist der letzte Duft von Atelier Flou, die ich vor nicht allzu letzter Zeit hier vorgestellt habe. Zum Zeitpunkt meiner Rezension war für mich kein Duftmuster dieses Duftes verfügbar, deshalb reiche ich die Rezension heute wie versprochen nach. Alles andere wäre ein echter Verlust gewesen, Sloane Rose ist nämlich ein durchaus entzückender Duft: Eine Hommage an die Sloane Rangers soll er sein, deren „Verkörperung der Weiblichkeit“, „zeitlosen Eleganz“ sowie ihrem „raffinierten Glamour“ Frisch, bezaubernd und frivol – genauso wie dieser Frauentyp, nachdem ich erstmal googeln musste. Wiki hilft, wie so oft:
„The term Sloane Ranger (often shortened to Sloane or less frequently Sloanie) refers to a stereotype in the UK of young, upper class or upper-middle-class women or men who share distinctive and common lifestyle traits. The term is a punning combination of „Sloane Square“, a location in Chelsea, London famed for the wealth of residents and frequenters, and the television Westerns character The Lone Ranger. Initially the term „Sloane Ranger“ was used mostly in reference to women, a particular archetype being Diana, Princess of Wales. However, the term now usually includes men.“
Für diese ist der Duft aber nicht gedacht, es sei denn, um sie anzulocken… Das könnte mit Sloane Rose auch gut funktionieren: Saftige reife Orangenschnitze und herb-säuerliche Johannisbeere rufen einem beim Aufsprühen entgegen, alsbald in ein feminin-florales Herz überleitend. Cremiger Jasmin findet sich da genauso wie eine frisch-fruchtige Rose, flirtend und kokettierend und von einer sauberen und gleichsam wärmenden Amber-Zedern-Basis untermalt.
Ein bisschen in der transparenten Johannisbeerfrische an Odins 04, Petrana, die Wüsteniris erinnernd, entwickelt sich Sloane Rose beschwingt-weiblich und weiß durchaus, seine Reize auszuspielen, ohne jemals ein erdrückender, schwerer Duft zu sein.
Glam Rose aus dem Hause Parfums de Rosine mag es der Beschreibung nach rockiger: Nicht der Upperclass-Lady ist er gewidmet, sondern hier herrscht der Geist des Glamours, wie die Firma ihren Duft beschreibt: Veilchen und Rose und eine Prise Rock’n’Roll. In Violett und Rosa gehüllt soll Glam Rose an die Hochzeiten Hollywoods erinnern, an Musicals und die 70er Jahre. Das alles wird von einer Frau repräsentiert, die natürlich komplex ist, einzigartig, weiblich und kühn, eine rebellische und erotische Diva, provokant und exzentrisch.
Ob der Ingredienzen gerate ich diesbezüglich etwas ins Zweifeln – nach einem kultivierten Querulanten hören sie sich nämlich nicht an: Kopfnote: Rote Beeren, Ambrette; Herznote: Rose, Veilchen, Jasmin; Basisnote: Zedernholz, Moschus, Himbeere.
Wie zu erwarten war ist der Duft das auch nicht. Glamour? Ja. Pink? Ja. Aber – Rebell? Nö. Macht aber nichts, Glam Rose lässt einem trotzdem das Wasser im Munde zusammenlaufen: Köstliche Himbeere, frisch-fruchtig und samt-satt, trifft auf pudrig-erdiges Veilchen, cremig-süßen Jasmin und eine vollmundig-fruchtige Rose. Von anonymen Beerennoten begleitet, die mich an Johannis- und Brombeeren erinnern, bettet sich der Duft auf einem weichen, sauberen Lager. Sehr nett – und auch kinky, aber keine wirkliche Femme Fatale, eine gar vielleicht bedrohliche, sondern eher eine zuckersüße Lolita.
Von diesen beiden Damen kommen wir nun zum Mann im heutigen Bunde: 10 Corso Como Uomo. Die Zahl Zehn ist Programm: 10 Corso Como ist die Mailänder Adresse des gleichnamigen Lifestyle-Stores, der zu den angesagtesten Shops in ganz Mailand gehört. 1999 kam der wunderschöne Signature-Duft heraus, dem das Haus zehn Jahre später einen Nachfolger für die Männerwelt folgen ließ. Eigentlich unnötig, war 10CC doch auch schon unisex – sein Bruder ist es aber strenggenommen, auch insofern… Lange hat es gedauert, bis er nun auch endlich hier in Deutschland verfügbar war – als Fan des „alten“ Duftes freue ich mich darüber und stelle Euch nun Uomo vor, der mit folgenden Ingredienzen aufwartet: Kopfnote: Bergamotte, Mandarine, Ingwer; Herznote: Jasmin, Ylang-Ylang, Schwarzer Pfeffer; Basisnote: Zedernholz, Vanille, Moschus, Ambra.
„Tradition trifft auf Innovation“ heißt es da und von Gegensätzen ist die Rede, von heiß und kalt, die sich hier in diesem faszinierenden Parfum vereinen. Das Marketing-Blabla trifft hier den Nagel auf den Kopf: Schon beim Aufsprühen fällt mir auf, was dieser Duft für eine Aura hat – wie sein Vorgänger ist er sehr minimalistisch, aber enorm kraftvoll. Sobald er auf der Haut ankommt, beginnt er sich zu verdichten und präsentiert sich fortan als Einheit, oszillierend, aber im Großen und Ganzen sich selbst treu bleibend. Sehr hölzern, von Pfeffer würzig geschärft, eine warme Trockenheit ausstrahlend und gleichermaßen saubere Zedernkühlung atmend. Ingwer unterstützt nach Kräften mit der ihm genuinen, hier sehr ausgeprägt trocken-fruchtigen Herbheit.
Für mich riecht 10 Corso Como nach Holz. Und nach Steinen. Und ist somit reduziert, aber sehr eindrucksvoll. Wieder mal ein Volltreffer, anderes hatte ich nicht erwartet. Passt exzellent zu den ganzen dort vertretenen Avantgarde-Labeln, die ja ohnehin weitestgehend auf „Farben“ verzichten.
Freunde von Düften wie Costes, Il Profumos Touaregh, Miller et Bertaux und Montales Greyland sowie dem leider vergriffenen Cashmere Man von Cristiano Fissore sollten hier genauer hinschauen.
Damit beschließe ich nun ein weiteres Vergessenen-Kapitel und wünsche Euch ein schönes Wochenende!
Viele liebe Grüße,
Eure Ulrike.
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