Königliches – Royal Crown die Zweite.

Die Nase königlich erhoben, werde ich mich heute für Euch erneut der Royal Crown-Kollektion widmen, mit deren Rezension ich gestern bereits begonnen habe. Heute auf dem Programm: Poudre de Fleurs und Tabac Royal.

Poudre de Fleurs kündigt sich an als „Inkarnation der absoluten Sinnlichkeit“, die sich in einem opulenten Blütenbouquet manifestiert, den „Glamour“ und die Eleganz eines „kostbaren Juwels“ ausstrahlend. Ausgeprägte Weiblichkeit geht damit natürlich auch einher, das dürfte klar sein. Dann werde ich gleich ganz Frau – und sprühe mir Poudre de Fleurs auf den Arm…

Femininität wird hier – auf altmodische, aber durchaus anziehende Art und Weise aufgefasst, was man aus den Noten nicht auf den ersten Blick erkennen kann: Kopfnote: Neroli, Limette, Mandarinenblätter; Herznote: Rose, Jasmin, Gardenie; Basisnote: Vanille, Patchouli, Sandelholz.

Poudre de Fleurs ist, wie der Name schon verrät, überaus pudrig und mit einem ausdrucksvollen Blütenherz ausgestattet. Der Auftakt ist fruchtig, eher aldehydig, während die Basis vollmundig mit einem unschlagbaren Trio brilliert – Vanille, Patchouli und Sandelholz. Patchouli ist wie immer das Bindeglied, ein wenig harzig anmutenden haucht es dem Geschehen nachhaltig(e) Tiefe ein. Sandelholz wärmt auf die ihm genuine süß-würzig-holzige Art, während Vanille die pudrigen Akzente vertieft.

Poudre de Fleurs ist kein moderner Duft, aber nichtsdestotrotz eine Schönheit. Mich persönlich erinnert er ein wenig an die alten Chanel-Düfte, vor allem an No. 22 und No. 5.

Tabac Royal macht nun den Anfang der Männerriege und wartet mit folgenden Ingredienzen auf: Kopfnote: Zimt, Zitrone, Rosa Pfeffer; Herznote: Tabakblätter, Heliotrop, Vanille; Basisnote: Sandelholz, Tabak, Patchouli.

Eine interessante Mischung, die mich da, frisch aufgesprüht, im Näschen kitzelt: Pfeffrig und süß, würzig und scharf – Zimt und Pfeffer leisten ganze Arbeit, und das auf zugleich warme und ebenfalls frische Art. Für letzteres ist die Zitrusfrucht zuständig, die anfänglich das Geschehen erhellt, um sich alsbald dezent zurückzuziehen und den Weg freizumachen für die eigentlichen Protagonisten des Duftes: Vornehmlich Tabak, wie der Name schon sagt, samt diverser Lakaien, die seinen glanzvollen Auftritt nach Kräften unterstützen und so gut wie jede Facette ausleuchten, die man vom Tabak so kennen mag. Weich-cremige Vanille, von Heliotrop verstärkt und untermalt, Sandel holzt süß-würzig vor sich, während Patchouli nachhaltig den Rücken stärkt.

Ein raumgreifender Tabakduft, das dürfte klar sein – für Männlein wie Weiblein gleichermaßen geeignet. Als Mann sollte man allerdings nicht vor süßer Wärme und warmer Süße zurückschrecken – sonst wird es hiermit nichts. Ansonsten ist Tabac Royal eine ganz veritable Wahl, vor allem, weil er im Gegensatz zu den wenigen Artverwandten – Tom Fords Tobacco Vanille, Odoris (leider eingestellter) Tabacco und Casamorati 1888 Bouquet Ideale – weniger süß, was dem einen oder anderen sicher entgegenkommen dürfte.

Wie steht Ihr denn zu Tabakdüften? Und, wenn Ihr Gefallen daran findet, welche habt Ihr in Eurem Repertoire? Hier bei mir steht natürlich Tabac Blond von Caron und besagter Odori-Duft, den ich sehr mag. Von Tom Fords süßem Honig-Vanille-Tabak gibt es ebenfalls ein kleines Fläschchen. Darüber hinaus wäre noch Feuilles de Tabac von Miller Harris zu nennen, einer meiner Uralt-Lieblinge und einer der wenigen Düfte, von dem ich in der Tat schon fast zwei ganze Flaschen verbraucht habe, da er lange für mich ein absoluter Immergeher war. Und bei Euch, was steht da so rum, was ist in Benutzung?

Viele liebe Grüße,

Eure Ulrike.

Bildquelle: Milton H. Greene: Marilyn Monroe – Promotional photograph for the 1957 film „The Prince and the Showgirl“, The smoker’s promenade (New York: Published by Currier & Ives, 1876), some rights reserved – vielen lieben Dank!

Neueste Kommentare

Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

7 Kommentare

  1. Katharina W.
    29. Januar 2012
    Antworten

    Liebe Ulrike,

    ich habe bis heute noch keine ansatzweise Vorstellung davon, was „pudrig“ im Zusammenhang mit Düften eigentlich bedeutet. Google liefert mir dazu widersprüchliche Erklärungen.
    Da du diesbezüglich Chanel No.5 erwähnst – ich rieche bei diesem Duft in erster Linie eine beißende Schärfe, die zwar im Laufe der Zeit auf der Haut etwas zurücktritt, so daß süßere, blumigere Noten hervortreten. Aber wie Puder (?) riecht der Duft weder kurz nach dem Aufsprühen noch später.
    Diese Schärfe (das Pudrige?) rieche ich in vielen älteren Düften. Ist das damit gemeint?

    Ich mag manche dieser Düfte sehr gerne. Es sind wahre Überraschungseier darunter, denn viele entwickeln sich erst auf der Haut und riechen jede Stunde anders. Wie ein duftendes Kaleidoskop. Dabei verliert sich oft auch die „altmodische“ Note und authentische Blüten treten zutage.

    Ich werde mir keinen Duft von Royal Crown leisten können ;), aber deine Rezension war für mich der Anstoß, mal wieder meine Schätze aus der hintersten Schublade hervorzukramen. Ich besitze einen ganzen Satz Miniaturen, die man mir vor ein paar Jahren in Paris als „Les meilleurs Parfums de Paris“ verkauft hat. Es handelt sich dabei um alte Düfte, zum Beispiel „Création“, „Balenciaga“ oder „Cabochard“.
    Mit Düften ist das ja wie mit Kosmetik: Man hat nur was davon wenn man sie auch benutzt. 🙂

    Einer meiner Lieblingsdüfte aus dieser Kategorie, den ich dir im übrigen schon längst einmal zum Testen (und Rezensieren?) vorschlagen wollte, ist Acqua di Colonia ‚Melograno‘, ein Granatapfelduft und einer meiner Lieblingsdüfte.

    Viele liebe Grüße
    Katharina

  2. Ulrike
    30. Januar 2012
    Antworten

    Hallo liebe Katharina,

    hast Du mal… Brosseaus Ombre Rose getestet oder Villoresis Teint de Neige, alternativ auch Yerbamate? Solltest Du. Melde Dich 😉 Das sind typisch pudrige Kandidaten. Die beißende Schärfe – wie gestaltet sie sich denn? Ist sie fruchtig-synthetisch? Dann meinst Du die Aldehyde. Ansonsten – nee, scharf ist Puder eigentlich nicht wirklich. Pudrig. Riecht wie ne alte Puderquaste. Ich hatte früher als Kind einmal eine riesige Puderdose von meiner Tante aus Amerika, die roch mitsamt dem Puder und der großen Flusenquaste EXAKT so. Und ja, es tritt auch in vielen älteren Düften auf.

    Was ältere Düfte angeht stößt Du bei mir ohnehin auf offene Ohren: Zwar bin ich kein riesiger Guerlain-Fan, sondern eben nur Fan, dafür liebe ich Caron innig genauso wie Chanel. Und auch viele andere alte Düfte. Da gab es sehr sehr schönes darunter. Leider haben die Reformulierungen viele Düfte einfach kaputtgemacht, wenn die Hersteller sie nicht ganz vom Markt genommen haben… Hast Du denn einen alten Liebling? Bei mir sind es Tabac Blond, Poivre/Coup de Fouet und Narcisse Noir.

    Und was das Benutzen angeht – natürlich. Vom Schonen werden Parfums nicht besser, ganz im Gegenteil 😉

    Dein Melograno ist natürlich notiert 😉

    Viele liebe Grüße zurück –

    Uli.

  3. Annette
    30. Januar 2012
    Antworten

    Hallo Katharina, hallo Uli!

    Den ganz typischen „alten“ Pudergeruch hat zum Beispiel der lose Gesichtspuder von Yves Rocher. Ist ja auch ziemlich preisgünstig der Üffes, da könntest Du mal ein Testschnuppern mit machen. (Oh, sehe gerade, die haben jetzt einige verschiedene, war damals so eine creme/beigefarbene Dose mit rosa/gelblich-rosafarbenem Deckel)
    Uli, Du hattest echt so eine richtige Fluffi-Puschel-Puderquaste? Das war mein Kleinmädchentraum schlechthin… *g*

    Die Balenciagas sind eigentlich alle im Auftakt sehr aldehydig, der Chanel 5 auch recht kräftig, der Caleche soweit ich mich erinnere ebenfalls. Ist, denke ich ziemlich typisch für die „alten“ Franzosen.

    Und jetzt sitze ich hier und versuche mir „Granatapfel“ duftlich vorzustellen – Uli, übernehmen Sie! (Ich will auch eine Melograno-Rezension , jawohl)

    Liebe Grüße!

    Annette

  4. Ulrike
    31. Januar 2012
    Antworten

    Yep, ich hatte genau so eine Puderdose. Und wie ich sie geliebt habe! Ich hatte auch immer solch typisch amerikanische Püppi-Nachthemden und Negligés zum Verkleiden, in denen ich mich wie eine Prinzessin gefühlt habe 😉

    Das mit den Aldehyden – ja. Die wurden damals ja auch entdeckt, insofern sind viele dieser Düfte voll davon.

    Und was den Granatapfel angeht – arg viele Düfte mit Granatapfel gibt es nicht, rezensiert habe ich in jedem Fall schon mal Malones Pomegranate Noir, den ich im übrigen sehr gerne mag 🙂 Ein Freund von mir, der uns auch auf unserem letzten Bruchsaler Treffen begleitete, schwärmt sehr von dem Duft, der ihn an den frischen Granatapfelsaft erinnert, den er zu Hause immer mit seiner Familie hergestellt hat.

    Liebe Grüße zurück,

    Uli.

  5. Katharina W.
    31. Januar 2012
    Antworten

    Liebe Uli, liebe Annette,

    Die oben genannten Düfte kenne ich nicht, aber der Beschreibung nach sind das wirklich die Aldehyde, die anfangs so bitter riechen. Bei Chanel No.5 ist mir das fast zu viel. Aber eigentlich riechen alle meine Paris-Düfte anfangs mehr oder weniger so.

    Ich glaube, langsam bekomme ich eine Vorstellung davon, was mit pudrig gemeint ist. Wenn ich mir die güldene Puderdose meier England-Oma in Erinnerung rufe – ja, die hatte einen speziellen Eigengeruch, den ich einfach als Puder bezeichnen würde.
    Genau wie alte Lippenstifte, die aus Rizinusöl hergestellt wurden, einen Eigengeruch haben. Diesen Geruch habe ich auch schon in einigen alten Düften entdeckt. Soweit meine Chemiekenntnisse ausreichen, entstehen bei der Oxidation von Ölen Peroxide – und Aldehyde. Da haben wir’s wieder.

    Melograno riecht übrigens ganz anders als Malones Pomegranate Noir. Ersterer ist deutlich als „alter“ Duft zu erkennen. Letzterer riecht feinsäuerlich-herb nach Rindenmulche. Ich mag beide gerne.

    Einen alten Liebling habe ich, ja, mehrere. Ich mag ja sogar 4711. Wenn ich lange am PC arbeite oder lerne, nehme ich zwischendurch gerne einen Schnuff aus dem Fläschchen 4711, um meine Gedanken wieder zu erfrischen.
    Eigentlich ist bei meinen Paris-Düften keiner dabei, den ich nicht mögen würde, zumal sie wie gesagt sehr ähnlich riechen.
    Gerade fällt mir auch noch „Ma Griffe“ von Carven (1946) ein. Er riecht nach Bittermandel. Das war schon früher immer mein Marzipan-Duft. 🙂

    Ich denke, man sollte keine Scheu vor alten Düften haben. Die riechen im Fläschchen und frisch aufgetragen oft etwas ältlich, aber mit der Zeit entwickeln sich daraus meist ungeahnte Wohlgerüche. Als junge Frau verwechselt einen schon keiner mit einer Oma. 😉
    Dann steht man unter Menschen, öffnet seinen Mantel oder dreht sich, um und plötzlich fragt jemand: „Oh, was riecht denn da so gut?“. 🙂

    Liebe Grüße
    Katharina

  6. Annette
    1. Februar 2012
    Antworten

    Liebe Katharina!

    Da hast Du ja so recht mit den angeblichen „Oma“-Düften!

    Und das klassische 4711 habe ich auch, gerade für den Sommer zwischendurch zum Dranschnuppern gerne.
    Wenn Du das magst, sollstest Du vielleicht mal das Colonia Assoluta von Acqua di Parma testen. Wunderbarer Frischmacher, wirklich ein echtes Cologne (beim ersten Kontakt verblüffend duftnah dran am 4711), aber mit einer zusätzlichen leicht minzigen Note, sehr schön und ein bißchen vorwitzig.

    Liebe Grüße!

    Annette

  7. Ulrike
    3. Februar 2012
    Antworten

    Geheimnis gelüftet 😉
    Kennst Du eigentlich Iris Poudre von Malle? Da findest Du auch Aldehyde in der Kopfnote, allerdings ist der Duft recht modern (aber trotzdem feminin) 🙂

    Und was die Scheu vor alten Düften angeht – bei mir ist soeben wieder eine volle neue Flasche Narcisse Noir, das alte (!), eingezogen *schwelg*

    Die Acqua di Parma Colognes, da muss ich Annette völlig recht geben, die sind toll. Und zwar alle, wobei ich Intensa am liebsten an Männern mag, da aber so RICHTIG gerne 😉

    Liebe Grüße,

    Uli.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert