Ein Duft mit Pferdestärken – Godolphin von Parfums de Marly

Heute habe ich einen kleinen Exkurs bzw. Ausritt vor in eine mir unbekannte Welt: die der Pferde. Noch nie saß ich auf einem Gaul, das muss ich zugeben. Dessen ungeachtet war ein bestimmter Duft Anlass genug, mir die drei Blogartikel von Uli noch einmal näher anzusehen, welche sich mit den Düften von Parfums de Marly beschäftigten. Wer sie selbst noch einmal lesen möchte, sei hier, hier und hierhin verwiesen und wird sogleich merken, dass sich alles um Pferde dreht.

Ein bestimmter Duft wurde in dieser Reihe nicht besprochen, der es aber durchaus verdient hätte. Wahrscheinlich kam er erst später in die Kollektion. Auf dem letzten, hier bereits öfter erwähnten Dufttreffen in Bruchsal stieß ich auf einen ganz feinen Lederduft – ihr könnt es Euch jetzt schon denken, auf Godolphin aus genanntem Hause.

Wir dürfen wohl mit Fug und Recht von einem statusbewussten Flakon sprechen, so stellt sich die Firma auch auf ihrer Internetseite dar. Bedenkt man allerdings die Preisklasse mancher Pferde, so dürfte er durchaus ein treffendes Abbild sein.

Wie bei den anderen Düften der Reihe handelt es sich auch bei Godolphin um ein berühmtes Pferd seiner Zeit. „Godolphin Barb“ und auch „Godolphin Arabian“ wurde es genannt, ein Berberhengst, der ursprünglich Sham hieß und den der Bey von Tunis König Ludwig XV. schenkte. Wir befinden uns also im 18. Jahrhundert – Godolphin Barb lebte sein Pferdeleben von etwa 1724 bis 1753. Der König schaute diesem geschenkten Gaul wohl ins Maul oder war aus einem anderen Grund nicht zufrieden mit dem Tier, sodass es in den Besitz des Engländers Edward Cox gelangte, wo es das vermutlich fröhliche Leben eines Deckhengstes genoss. Shams Bemühungen blieben nicht unbelohnt, und er wurde Vater des berühmten Rennpferdes Lath. Hier sehen wir Godolphin in seiner ganzen Pracht:

Cox starb, weswegen der Hengst in die Hände des 2. Earl of Godolphin gelangte – messerscharf lässt sich von seinem Namen der Name des Pferdes ableiten, unter welchem es bis heute bekannt ist. Nun, auch ein Pferdeleben endet einmal. In der Weihnachtszeit des Jahres 1753 segnete Godolphin das Zeitliche, wurde aber in allen Ehren in seinem Stall begraben. Die Stelle wurde mit einem Gedenkstein versehen, die bis heute im Wandlebury Ring zu sehen ist, einige Meilen südlich von Cambridge.

Godolphin Arabian grave

Selbst in einem Buch wurde seine Lebensgeschichte verewigt, in Marguerite Henrys Kinderroman „König der Winde“ und ich bin mir nicht sicher, ob nicht auch die ganze Geschichte oben oder ein Teil davon eher aus dem Roman stammt. Wie dem auch sei, wir haben es mit einem berühmten Pferd zu tun.

Kommen wir nun endlich zum Duft: Feine Gewürze bilden den Auftakt des Duftes. Thymian, Safran, Zypresse und Grüne Noten sind angegeben, doch darf man sich diese in einer weichen und runden Verfassung vorstellen. Gezügelte Würzigkeit mit einem frischen Hauch, der sogleich von einem fruchtig-floralen Beiwerk unterlaufen wird. Und schon zeigen sich die Ledernoten, fein von Zedernholz akzentuiert und weich mit Iris, Moschus, Ambra und Vanille unterlegt. Auf der Haut lässt sich der Duft weniger gut differenzieren. Ich würde sagen, dass die fruchtigen Noten und die Vanille etwas deutlicher herauskommen, krautig angehauchte florale Noten nehmen dem Leder jegliche Bitterkeit und runden den Duft zu einem Ganzen. Sehr fein, sehr distinguiert und meines Erachtens wie das idealistische Duftgemälde eines Spitzenpferdes.

Ein kleiner Geheimtipp von meiner Seite: Wer Clive Christians „C“ für Herren liebt, dürfte hier einen unerwarteten und etwas günstigeren Zwillingsbruder finden. Beide sind für mich große Entdeckungen des vergangenen Jahres gewesen.

Mit einem Wiehern verabschiede mich heute von Euch, liebe Leser
Harmen

PS: Die kompletten Duftnoten: Kopfnote: Thymian, Safran, Zypresse, Grüne Noten, Fruchtige Noten, Maté; Herznote: Rose, Iris, Jasmin; Basisnote: Leder, Vetiver, Zedernholz, Moschus, Ambra, Vanille.

Bildquelle: Godolphin via Wikimedia Commons – vielen Dank!

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Harmen Biró Verfasst von:

Hallo, ich heiße Harmen, war bis vor Kurzem irgendwas­unddreißig und habe immer die Nase im Wind, um Duftschätze für Euch zu finden und hier vorzustellen. Selbst bevorzuge ich feine Lederdüfte oder Gewürzkompositionen, ohne mich da aber festzulegen. Warum auch? Es gibt ständig so viel Neues in der Welt der Düfte zu entdecken. → BIRÓ

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