Knize Sec und Knize Ten – zwei ungleiche Brüder

Bereits im März 2010 schrieb Uli über diverse Lederdüfte, unter denen auch Knizes legendärer Duft „Ten“ zu finden war. Dieser Duft harrt schon lange in meiner Probensammlung aus, um heute endlich einmal getestet zu werden. Aber der Duft, der heute eigentlich im Rampenlicht steht, ist „Sec„.

Zuerst möchte ich mir ein Bild von „Ten“ machen, welcher nach der „+10“, dem besten Handicap im Polo-Sport benannt wurde. Ich bin sehr erstaunt, wie extrem dieser Duft von anderen wahrgenommen wird, manche sprechen von Scheuermitteln oder Aschenbecher…ich habe einen sehr viel runderen Eindruck: Kurz nach dem Aufsprühen zeigen sich die zitrischen Noten kurz aber heftig – ich würde hier fast auf eine kräftige Orange tippen, um daraufhin, wohlgesittet in den Hintergrund zu treten. Die vertretenen Hölzer sind deutlich vorhanden und dominieren den Duft im Herzen und werden von leicht floralen Noten – hier nehme ich die Rose wahr – und würzigen Noten gesäumt. Ich hätte fast geschrieben, dass ich das Leder hier gar nicht herausbekomme. Aber etwas Geduld ist gefragt. Man muss der Basis durchaus einige Zeit geben, um die Lederassoziation zu entwickeln, kein Lederkracher à la TauersLonestar Memories„, sehr viel subtiler. Ein weicher, zurückhaltender Lederduft, der vermutlich von Vanille, Ambra und Moschus seine Weichheit bezieht. Aber damit keine Missverständnisse aufkommen: der gesamte Duft ist sehr kultiviert, nichts Lautes oder Aufdringliches ist zu vernehmen. Mir sind ja mittlerweile so einige Herrendüfte im Zeichen des britischen Understatements untergekommen. Dieser gehört auch dazu, besitzt aber eine wärmere Seele und ein nicht ganz so aristokratisches Auftreten. Ich bin wirklich begeistert und merke ihn mir definitiv für einen Kauf vor. Übrigens unbedingt auf der Haut testen!

Nun aber endlich zu Knize „Sec“, der nach diesem Glanzlicht einen wirklich schweren Stand haben müsste. Aber auch hier bin ich sofort begeistert. Willkommen zurück in der Lavendelserie! Kräftige zitrische Noten verbinden sich mit einem wirklich krautig daherkommenden Lavendel, der mich vielleicht durch die Salbeinoten stark an Patchouli erinnert. Ich kann mir nicht helfen, es muss definitiv noch Weihrauch genannt werden und vielleicht fehlt ebenso einfach auch der Patchouli in den Noten. Im direkten Vergleich nimmt sich „Sec“ als geradeaus, wild, ungestüm und trocken aus, eine klare Ansage, wo sich doch „Ten“ sehr viel kultivierter zeigt. Ich mag ihn aber trotzdem und möchte ihn allen Weihrauch-Fans wärmstens ans Herz legen. „Ten“ hätte ich eher in die Männerkiste gesteckt, wogegen „Sec“ durchaus für diejenigen Damen geeignet ist, die auch nicht vor Comme des GarçonsWeihrauch-Serie zurückschrecken, im Gegenteil, diese sollten bei „Sec“ unbedingt einmal hineinschnuppern.

Die Duftnoten: Kopfnote: Zitrische Noten; Herznote: Salbei, Lavendel; Basisnote: Hölzer, Weißer Moschus

Ich bin sehr angenehm überrascht über die beiden Knize-Düfte und werde auch hier dranbleiben. Ich denke ein weiteres Stöbern sollte sich in jedem Fall lohnen.
Was meint Ihr zu den beiden? Diskutiert Ihr auch so kontrovers wie man in vielen Foren nachlesen kann?

Duftend grüßt Euch
Harmen

Neueste Kommentare

Harmen Biró Verfasst von:

Hallo, ich heiße Harmen, war bis vor Kurzem irgendwas­unddreißig und habe immer die Nase im Wind, um Duftschätze für Euch zu finden und hier vorzustellen. Selbst bevorzuge ich feine Lederdüfte oder Gewürzkompositionen, ohne mich da aber festzulegen. Warum auch? Es gibt ständig so viel Neues in der Welt der Düfte zu entdecken. → BIRÓ

6 Kommentare

  1. Christian
    17. Januar 2012
    Antworten

    Hallo lieber Harmen,

    ja, der Knize Ten gehört nicht nur für für mich zu den Top Ten der ewigen Herren-Bestenliste – obwohl er leider, leider an meiner Haut nicht überzeugt kenne ich doch viele, bei denen ich mich jedesmal freue ihn zu erkennen. (Bei mir sind die erwähnten „lonestar memories“ des Herrn Tauer besser aufgehoben). Sehr häufig und gerne nutze ich hingegen den Knize Two, ein wunderschöner grüner und trotzdem warmer Duft, hat was Strahlendes ohne aufdringlich zu sein – probieren! Gleiches muss ich mal wieder mit dem von Dir besprochenen Knize sec tun, gerade keine klare Erinnerung mehr dran ;-(

    Einen schönen Tag!
    Christian

  2. Harmen
    17. Januar 2012
    Antworten

    Grüß Dich Christian!
    Da mir beide so gut gefallen haben, werde ich mal die ganze Palette durchprobieren, und damit auch den „Two“. Du wirst hier also noch von ihm lesen 😉 Ebenfalls einen schönen Tag!
    Harmen

  3. Katharina W.
    17. Januar 2012
    Antworten

    Lieber Harmen,

    ich bin ebenfalls eine begeisterte Benutzerin von Knize, und durchaus auch von anderen Herrendüften – sofern sie nicht wie 08/15-Rasierwasser riechen.

    Was ist das – Eichenmoos? – was so wunderbar moosig duftet, wie Waldboden, auf dem grüner Sauerklee wächst, neben vermoostem Totholz, welches mit mordriger Rinde überzogen ist, auf der auch noch ein paar Flechten wachsen… und ja, ein knorkiger Pilz ist auch noch in der Nähe.

    Ich habe bei Knize‘ Forest immer ein bestimmtes Bild vor Augen, welches der Dramatiker Georg Lohmeier in seinem Stück „Das Bienenhaus“ wie folgt beschrieben hat:
    „Der Irrenarzt Professor Radlinger war beim Schwammerlsuchen im Wald beobachtet worden, […] wie er seinen großen, breitkrempigen Hut über einen Steinpilz deckte, den Schwammerl aber nicht abbrockte. Eine Weile beließ er den Hut auf dem Schwammerling, hob ihn dann wieder vorsichtig auf und roch genießerisch in den Hut hinein. Dabei lächelte er zufrieden, setzte den Hut aufs Haupt und rief in der Waldeinsamkeit einige Worte aus, die [der Beobachter] nicht verstehen konnte.“

    Es gibt Düfte, die mir sofort solche Bilder vor dem geistigen Auge bescheren, und von denen ich allein deshalb gerne ein Fläschchen besitze. Die Düfte von Knize zählen auf jeden Fall dazu.

    Liebe Grüße
    Katharina

  4. Harmen
    23. Januar 2012
    Antworten

    Liebe Katharina,

    ein tolles Zitat – wie schön, dass Düfte offenbar literarische Bilder bei Dir hervorrufen. Ich bin schon gespannt, wie mir „Two“ und „Forest“ gefallen und werde in jedem Fall hier berichten.

    Liebe Grüße
    Harmen

  5. irmgard
    23. Juni 2012
    Antworten

    so sinnlich schwebte ich schon lange nicht mehr in einem Duft. Bilder únd Erinnerungen stiegen auf – vom Kartoffelfeuer, der Heuernte … Kinderlachen und rauhe Männerstimmen. Behütet in einem Kokon wartend, dass durch das Erwachsen sich alle Sehnsüchte erfüllen. Ein wunderbarer Hauch von romantischen Träumen und Realität. Vielen Dank, dem duften Team, für diesen kostbaren Moment.

  6. Harmen
    25. Juni 2012
    Antworten

    Hallo Irmgard,

    vielen Dank, dass Du Deine Gedanken zu diesem Duft mit uns teilst.
    Viel Freude noch damit! 🙂

    Liebe Grüße
    Harmen

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