Ein Herren-Lavendel von Nicolaï

Guten Morgen zusammen,

keine Sorge, vermutlich werde ich doch noch den einen oder anderen Lavendel aus dem Hut zaubern, bevor ich mich einem neuen Thema widmen muss. Ein beherzter Griff in die Pröbchensammlung bringt „Nicolaï pour Homme“ von Patricia de Nicolaï hervor.

Indian Summer 465166558

Die Kopfnoten sind wie folgt angegeben: Kopfnote: Galbanum, Orange, Minze; Herznote: Jasmin, Lavendel, Geranium; Basisnote: Eichenmoos, Zedernholz, Tannenbalsam, Tabak, Ambra, Labdanum (Zistrose)

Der eine oder andere wird sich jetzt denken: „Harmen, du Krampe, die Duftnoten kommen mir bekannt vor, schreibst Du eigentlich doppelt, oder was, geh doch heim!?“ Daheim bin ich schon. Gewisse Ähnlichkeiten kann ich zum unlängst besprochenenRêverie au jardin“ von Andy Tauer durchaus feststellen, treffen doch auch hier Lavendel, Tannenbalsam, Ambra und Zedernholz aufeinander. Im direkten Vergleich zeigt sich allerdings, dass der Tauer um ein Mehrfaches krachiger, krautiger, grüner und waldiger ist und auch das Tannenbalsam fingerdick aufgelegt hat. Doch zurück zu Nicolaï: Im Auftakt werden die zitrischen Noten nicht versteckt – eine Orange, die durch die beigefügte Minze frischer herauskommt und so eher einer Zitrone gleicht. Die Minze verträgt sich sehr gut mit dem Lavendel im Herzen, ergänzen sie sich doch gegenseitig in ihrer frischen Krautigkeit. Getragen wird das Ganze von einer balsamisch-dunklen Note, die ich dem Galbanum, Ambra und Tannenbalsam anlaste. Hauchdünne Akzente von Eichenmoos und leicht floral-süße Einsprengsel akzentuieren den Duft und geben ihm eine angenehme Komplexität. In der Langzeitwirkung setzen sich die süßlichen Noten durch, immer aber begleitet von einer leichten Krautigkeit.

Wer also bei den Gartenträumereien des Herrn Tauer aussteigen musste, sollte sich durchaus einmal hieran versuchen. Ein edler Herrenduft, den ich mir ohne Probleme auch an einer lavendelbegeisterten Dame vorstellen kann, überhaupt finde ich, dass Lavendel meistens für beide Geschlechter taugt.

SpiderwebNJ

In der Produktbeschreibung wird von Noten des Altweibersommers gesprochen – eine passende Assoziation, wie ich finde, übt doch gerade diese Zeit eine ganz eigene Faszination auf uns aus. Die langen Spinnenfäden, die wie die Haare alter Frauen aussehen – daher der Name –, Gerüche von gefallenem Laub auf der feuchten Erde und die letzten Sommerdüfte, die noch aus den Wiesen steigen…

Auch wenn wir jetzt mitten im Winter stecken, ein bisschen in den Herbst zurückspulen sollte erlaubt sein 🙂

Viele Altherrengrüße von
Harmen

Neueste Kommentare

Harmen Biró Verfasst von:

Hallo, ich heiße Harmen, war bis vor Kurzem irgendwas­unddreißig und habe immer die Nase im Wind, um Duftschätze für Euch zu finden und hier vorzustellen. Selbst bevorzuge ich feine Lederdüfte oder Gewürzkompositionen, ohne mich da aber festzulegen. Warum auch? Es gibt ständig so viel Neues in der Welt der Düfte zu entdecken. → BIRÓ

2 Kommentare

  1. Margot
    20. Dezember 2011
    Antworten

    Menno Harmen,

    „Die langen Spinnenfäden, die wie die Haare alter Frauen aussehen“
    Da mußt Du zumindest noch dazu schreiben, dass das aus einer Zeit stammt, in der es noch keine Haarfarbe gab 😀

    LG,
    Margot

  2. Harmen
    20. Dezember 2011
    Antworten

    Früher gab es weiße Haare und Falten, heute gibt es Farbe und Nervengift. 😉

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert