Kopfnote: Bergamotte, Mandarine, Lavendel, Salbei; Herznote: Geranium, Kaffee; Basisnote: Vetiver, Muskatnuss, Schwarzer Pfeffer, Kardamom, Moschus, Leder, Sandelholz, Weihrauch, Myrrhe…
Also wenn das nicht aufregend klingt! Ob dieser Duft nun wirklich in meine Lavendelserie passt, wird sich noch zeigen müssen, einige andere dominante Ingredienzen lassen vermuten, dass der Duft auch in eine ganz andere Richtung gehen könnte. Die Rede ist von Endymion aus dem Hause Penhaligon’s.
Der Name Endymion führt uns in die griechische Mythologie: Endymion war der Liebhaber der Mondgöttin Selene. Um ihn unsterblich zu machen, versetzte ihn Zeus in einen ewigen Schlaf, der ihm seine Jugend erhalten sollte. Sonderlich tief geschlafen hat Endymion allerdings nicht, denn Nacht für Nacht kam Selene in seine Höhle, und diese Besuche führten zur Geburt von 50 Töchtern – der gute Endymion hat also nichts anbrennen lassen.
Ich bin neugierig, deswegen lasse ich mich nun nicht aufhalten, den Duft aufzusprühen. Auf dem Duftstreifen geht es streng nach den Angaben in der Kopfnote frisch her, denn Bergamotte und sicherlich auch etwas Kardamom sorgen für einen lebendigen Auftakt, der mit einigen bitteren Noten aber schon verrät, dass wir es hier mit keinem reinen Hesperidenduft zu tun haben. Deutlich kommt daraufhin auch Geranium zum Vorschein mit einer floralen, rosenähnlichen Note, die von sauberen Aspekten begleitet wird. Möglicherweise sind hierfür die Hölzer verantwortlich.
Da ich mal wieder so nicht weiterkomme, werde ich nun selbst beduftet. Natürlich fehlt auch hier der frische Auftakt nicht, aber es geht jetzt doch recht schnell in die floral-seifig-klassische Ecke und die große Frage für mich ist, wo denn eigentlich der Lavendel abgeblieben ist. Insgeheim hatte ich auch ein bisschen gehofft, kräftige Kaffeenoten zu finden, oder wenigstens einen ausgeprägten Weihrauchgrund. Hätte doch nur der Schwarze Pfeffer oder das Leder ein wenig vorlauter aufgespielt. Apropos Basisnoten: ein wenig Moschus zeigt sich schließlich, um in der insgesamt mäßigen Haltbarkeit des Duftes unterzugehen.
Natürlich ist mir klar, dass sich Penhaligon’s das klassisch-britische Understatement-Mäntelchen umgehängt haben, und dieser Linie bleiben sie auch bei diesem Duft treu. Ich hätte mir hier trotzdem etwas mehr Profil gewünscht, ist doch die griechische Mythologie voller sprudelnder Leidenschaft und großer Tragik. Mit Endymion haben wir einen äußerst distinguierten englischen Herrenduft vorliegen, der ganz hervorragend zu einer gehobenen Abendgarderobe passt.
In meine Lavendelserie passt Endymion allerdings absolut nicht, und meine Enttäuschung sei mir verziehen – ich habe schlicht und ergreifend mit einem ganz anderen Duft gerechnet. Unter dem Vorzeichen eines noblen Herrenduftes erfüllt Endymion jedoch alles, was das Herz begehrt. Wenn es denn Penhaligon’s sein soll, bleibe ich bei dem kürzlich besprochenen „Juniper Sling„, wenn es ein Kaffee-Leder-Duft sein soll, greife ich dann doch lieber zu dem guten alten „Charles Street“ von Mark Birley.
Was haltet Ihr von Endymion? Übrigens gibt es zu diesem Duft auch noch eine Duftkerze, eine Shaving Cream und ein Bath & Shower Gel.
Liebe Grüße
Harmen
Lieber Harmen,
ja, ja es stimmt: da hätte man sich (vor allem bei dem Namensgeber)mehr Leidenschaftlichkeit gewünscht!
Ich habe nicht am Streifen, sondern gleich auf der Haut getestet. Gleich nach dem Aufsprühen passiert erstmal: gar nichts. Bei mir nicht mal ein bißchen Frisches, allerdings auch keine, nicht mal leichte bittere Noten: das große Nüscht. Dann entwickeln sich sehr langsam und eher zögerlich die von Dir angesprochenen leicht seifigen Noten. Den Lavendel meine ich aber doch im Hintergrund deutlich wahrzunehmen. Das ist nun aber kein frischer Lavendel, sondern ein angenehmer, allerdings sehr blasser, distinguierter…
Der bleibt neben den diffus seifigen Noten auch erhalten, insgesamt ist die Haltbarkeit aber nicht grandios – oder liegt das am Understatement, das den Duft so knapp eben gerade noch an der Wahrnehmungsschwelle hält? Ein bißchen lavendeltseift’s noch dezent nach, dann …
Auch wenn ich ja im allgemeinen eher den etwas „definierteren“ Düften zugeneigt bin: angenehm und mit einer gewissen Noblesse. Man hat’s halt nicht nötig aufzutrumpfen, nicht wahr?
Hm. Hm, ja.
Sagen wir mal so: Säße ich in gefühlt mittelgroßem Kummer, dekorativ tränenüberströmt in einem kleinen Cafe und ein Gentleman böte mir sein Taschentuch an, und das Taschentuch röche nach „Endymion“ – dann allerdings würde ich mir den Herrn sehr wohlwollend durch meine tränenbenetzten Wimpern genauer anschauen… *lach*
Liebe Grüße!
Annette
Hallo Annette,
das hast Du sehr schön formuliert 😀
Endymion ist in jedem Fall ein klasse Duft! Persönlich neige ich wie Du zu Profilierterem…vielleicht hatte ich in letzter Zeit auch einfach zu viel Distinguiertes unter der Nase. Mich gelüstet also nach Konzept & Krawall 😉 Da werde ich sicher auch etwas finden.
Frohes Schnuppern!
Harmen
Lieber Harmen,
„Konzept & Krawall“ trifft’s sehr gut 😀 – sobald mein Konto weniger klamm ist, werde ich (gleichgestimmt) mich mal an die Synthetics von CdG machen, Teer, Skai und Garage klingen diesbezüglich schon mal sehr vielversprechend *lach*
Verspätet aber herzlich noch vielen herzlichen Dank für’s Bilder in den Artikel einbasteln, ist sehr schön geworden!
Liebe Grüße!
Annette
Liebe Annette,
Du glaubst nicht, welche Proben ich heute angefordert habe… 🙂
…demnächst im Blog Ihres Vertrauens…
😉
Liebe Grüße
Harmen
… und ich habe gerade eine Bewerbung für einen Nebenjob rausgehauen, der hoffentlich genug Geld für Konzept&Krawall in Kassa spült… *lach*
Bin sehr gespannt auf Deine Rezensionen!
Vergnügte Grüße!
Annette