… ist eine dieser netten kleinen Marken, bei denen es einem ganz warm ums Herz wird, wenn man sich die Geschichte dahinter ansieht: Gegründet wurde das kleine Label von Prudence Kilgour, einer gebürtigen Australierin. Schon seit ihrer Kindheit hatte diese davon geträumt, Düfte zu kreieren – zuerst aber sollte sie anderweitig erfolgreich werden: Kilgour machte Karriere in der Modebranche und designte für große Häuser in London und New York, um dann nach Asien zu ziehen, wo sie ihre Firma Prudenzia gründete, mit der sie eine selbst entworfene Kollektion an Seidendessous verkaufte. Erst 2003 sollte ihr Wunsch in Erfüllung gehen, als sie den weltberühmten Floristen Henrie Moulié traf und ihn überzeugte, ihr seine Kunst beizubringen – bei der Arbeit mit den vielen Blüten meldete sich die lange verspürte Sehnsucht, und Kilgour zog es danach nach Grasse, wo sie eine Ausbildung als Parfumeurin absolvierte.
In ihren Flitterwochen verliebte sich Kilgour dann ein zweites Mal, und zwar in die Gegend des Périgord, wo sie sich dann auch mit ihrem Mann niederließ und 2006 in Beaumont-du-Périgord ihr eigenes Geschäft für Parfums, Duftkerzen und Seifen öffnete. Die Parfums kreiert sie in enger Zusammenarbeit mit einem befreundeten Parfumeur (ein alter Bekannter: Dr. Silvio Levi von Calé Fragranze), die Flakons stammen natürlich ebenfalls aus Frankreich und die Verpackung aus handgeschöpftem Papier stammt aus der nahegelegenen Papiermühle Moulin de Larroque.
So idyllisch wie es sich anhört ist es wohl auch, wie mir neulich der nette Herr vom Vertrieb bestätigte, der das Paar schon vor Ort besucht hat. Ist glatt zum neidisch werden – ich würde ja auch so gerne Salzbauer werden oder Winzer, Schafe züchten oder ähnliches… Wir werden sehen. In jedem Falle möchte ich Euch dieser Tage die Kollektion von Madame Kilgour vorstellen, da es sich durchaus lohnt, einmal einen näheren Blick darauf zu werfen. Vorab: Ich finde, dass die Kollektion sehr – französisch ist. Und sie richtet sich überwiegend an die Damenwelt. Aber nicht nur an die – mit Polisson kreierte sie auch einen Duft für Katzen und Hunde, in enger Zusammenarbeit mit einem Veterinär. Leider, leider stand mir exakt dieser nicht zur Verfügung, ich hätte gerne mal meine Mädels damit bestäubt, vor allem auch, wenn er vielleicht aromatherapeutische Aspekte aufgewiesen hätte – so müssen meine Damen weiter vor sich hin darben und ich stürze mich alleine ins duftende Vergnügen der Parfums!
Prudence ist der erste Duft von Prudence Kilgour und lehnt sich an das Naturell seiner Schöpferin an: Diese wünschte sich einen floralen Duft, sinnlich und feminin zugleich sowie frisch, aber diskret. Dieses Konzept ist aufgegangen und hat ziemlich gut funktioniert: Ein frühlingsfrisches Bouquet taubenetzter, vornehmlich weißer Blüten umschmeichelt meine Nase, von honigsüß-fruchtigen Neroliblüten umrankt. Die Basis ist watteweich und pastellig und erscheint mir sowohl auf der Haut als auch auf dem Teststreifen viel zarter, als ich es mir anhand der Ingredienzen vorgestellt hatte: Gewürze, Sandelholz, Weihrauch und Benzoe hört sich weit harzig-holziger an, ich rieche aber – Marzipan, bittersüßmandeliges. Auf einem dichten, cremigen, warm-würzigen Lager.
Ich bin mir sehr sicher, dass Kilgours Konzept eines weiblichen Duftes hier sehr vielen Frauen gefallen wird – floral, aber nicht zu blumig, weiße Blüten, aber zivilisiert, von süßer Weichheit, aber nicht klebrig. Ein wirklich schöner Begleiter.
Prudence 1 gleicht der Impression eines spätsommerlichen Gartens: Ein klarer Himmel bringt Kunde von einem schönen Tag, den man noch in Aussicht hat. Die Sonne schwingt sich gen Höhe und steigt empor über das Beet voller Blumen, noch taubenetzt im kühlen Morgen dösend.
Sauberes. Wässriges. Frisches. Säuerlich-Fruchtiges. Florales. Alles auf einmal, auf vortreffliche Art und Weise miteinander verwoben. Vor allem die Äpfel und Johannisbeeren steigen einem aus dem Obstkorb heraus ins Näschen und wissen mittels ihrer Authentizität zu überzeugen. Absolut nicht quietschig oder plastikhaft anmutend, sondern natürliche Fruchtigkeit offerierend haben sie zumindest meine Nase alsbald erobert, denn Apfel ist eigentlich eine sehr schöne Note, nur leider sehr selten so passabel umgesetzt wie in Annunziatas Sofron oder in Borsaris Lampone, Fior di Melo e Semi di Cacao aus der Arte-Kollektion.
Gespannt bin ich, wie es diese Woche weitergeht mit den Prudence-Düften – ich hoffe, Ihr auch!
Liebe Grüße,
Eure Ulrike.
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