ist nicht nur der latinisierte Name eines der bekanntesten Werke Platons, des Sokrates-Dialogs Phaidon – Von der Unsterblichkeit der Seele, sondern auch der Name einer neuen Nischenduftfirma. Diese ist nach Huitième Art das zweite Projekt, das Pierre Guillaume von Parfumerie Générale in Angriff nahm, weswegen ich neulich schon unkte, ob ihm langweilig geworden wäre. Neugierig war ich, und diese Neugierde wurde endlich befriedigt – so möchte ich meine ersten Testeindrücke natürlich mit Euch teilen. Im übrigen gibt es noch nicht allzu viele Infos zu den Düften – nebulös ist da die Rede von, dass nicht alle von Pierre Guillaume selbst geschaffen wurden, aber zumindest Dzhari und Cendres de Thé sollen von ihm sein. Wenn wundert’s, Teedüfte kann Herr Guillaume ja ganz außerordentlich gut, wie er mit Parfumerie Générale schon mehrfach unter Beweis gestellt hat. Die anderen Parfumeure sollen natürlich auch von Rang sein – wer es ist, darüber hüllt man sich bislang in Schweigen. Des weiteren sind schon zwei weitere Düfte in der Planung: Nuit Créole und Baies des Anges – das allerdings ohne Gewähr, Internetmunkeln, Ihr wisst schon…
Aber zurück zu den Proben, die hier auf meinem Schreibtisch vor sich hin duften – ich beginne gleich mal mit den beiden Guillaumes.
Cendres de Thé beginnt zitrisch-krautig, ich hätte auf Verbena getippt, die sich allerdings nach einem Blick auf die Ingredienzen verbietet und auch alsbald verflüchtigt: Gewürztee, Hoblätter, Zedernholz und Moschus, eine überschaubare Anzahl Ingredienzen, es riecht definitiv nach mehr. Eine Art frische Weiche übernimmt das Kommando, sauber, ein wenig zitrisch und mit einem Hauch minziger Rose versehen. Letztere ist wohl auf die Hoblätter zurückzuführen und Zeder reinigt wieder einmal tüchtig, ohne allzu dominante Holzigkeit zu versprühen.
Ein leichter Sauberling mit schönen Tee-Anleihen, der durch einen sehr authentischen Eindruck brilliert. Liebhaber von ausgewachsenen Teedüften wie Harmatan Noir oder den beiden Matales aus Pierre Guillaumes Parfumerie Générale-Sortiment werden eher enttäuscht sein, so sie einen solchen erwartet haben. Cendres de Thé ist sehr nett, geht aber viel eher in Richtung des schönen und sehr leichten Teeklassikers von Bulgari, Eau Parfumée au Thé Vert.
Auch mit Dzhari zeigt sich Guillaume ganz in seinem Element: Ein Orientale, allerdings ein zeitgemäßer. Erinnert fühlt man sich ein bisschen an Serge Lutens‘ gute alte Zeiten, an Arabie und Konsorten, wenn einem die getrockneten Früchte in die Nase steigen, allen voran Datteln. Beschwipst kommen sie daher, wie in einen Likör getunkt, einen dickflüssigen und auf keinen Fall durchsichtigen – ein sogenannter „Malagaakkord“ ist dafür verantwortlich. Tonkabohne würzt vanillig in der Basis, die ansonsten von staubtrockener Erde dominiert wird, rot-leuchtender. Fragt mich nicht wie Guillaume das geschafft hat – er versteckt die wahren Ingredienzen hinter einem ebensolchen Akkord und lässt uns nur raten…
Grisens empfinde ich als – ein wenig unspektakulär, aber nett: Ein kontemplativer Weihrauch mit Sandelholznoten, die allerdings nicht so prominent sind wie in dem wunderschönen 10 Corso Como beispielsweise. Es bleibt für mich ein wärmerer gefälliger Weihrauch im Stile eines Goutalschen Encens Flamboyant, einzig ein weniger prägnanter. Insofern für mich kein habenswerter Geselle, sammeln sich doch schon einige aussagekräftigere Weihrauchkandidaten in meinem Regal wie beispielsweise Norma Kamalis leider vergriffener Incense. Ansonsten präferiere ich deutlich die Weihrauchkollektion (Incense Series) von Comme des Garçons.
Rue de Lilas ist – eine pastellviolette Fliederpuderwolke: Veilchen, weißer Flieder, Palisanderholz und pudriger Moschus sind die Ingredienzen und ich komme mir wirklich vor wie im Manga-Himmel. Ein zartpudriger umschmeichelnder Fliederblütentraum. Einer der seltenen Fliederdüfte ohne aquatische Noten – dafür aber eben Puder satt. Wer Brosseaus Ombre Rose liebt und auch für andere Puderdüfte zu haben ist sollte hier definitiv einen Test wagen.
Mein persönlicher Liebling in der Kollektion ist Noir Marine. Was sich auf den ersten Blick anhört wie ein – Seeduft, etwas aquatisches vielleicht, entführt mich sofort in das Beduinenzelt, aus dem Cire Trudons göttliche Kerze Abdel Kader stammt: Pfefferminze, Krauseminze weht süßlich durch die Luft neben blassen Schwaden parfümierter Tabake der Wasserpfeifen. Sanfte Harze in der Basis runden den Duft gekonnt ab, dessen Minznote noch eine weitere Reminiszenz hervorruft: Tic-Tac, das kleine, feine Pfefferminzbonbon für unterwegs.
Ein schönes Wochenende wünscht Euch
Eure Ulrike.
Ooooh, haben – nein probieren wollen! Ab wann darf man denn kann man denn die Schätzchen testen? Und mein Geldbeutel und der Bankberater hoffen, dass Deine wunderschönen Beschreibungen übertrieben sind, und raten mir, mich an den ebenfalls wundervollen Bildern satt zu sehen.
Hallo liebe Christiane, danke für die Blumen 🙂 Bilder sind doch auch was nettes, gell? 😉
Was Phaedon angeht weiß ich (noch) nicht, ob wir die Serie mit ins Sortiment nehmen – vermutlich eher nicht.
Viele liebe Grüße,
Uli.
Liebe Uli
Als ich Deine Beschreibung von ‚Rue des Lilas‘ gelesen habe, musste ich mir den Duft gleich kaufen. Meine grosse Passion ist der Flieder (www.fliedertraum.de) und daher weiss ich, wie schwer es ist einen naturnahen Fliederduft zu treffen! Vielen Dank für die Beschreibung – ich war hellauf begeistert: langanhaltend, nicht aufdringlich, sehr sanft frühlingshaft und zart pudrig – toll!
Nochmals vielen Dank für die Inspiration!
Mit herzlichen Grüssen
Elke
Hallo liebe Elke,
Flieder ist auch eine meiner großen Leidenschaften. Und allzu viele schöne Fliederdüfte gibt es leider nicht. Von dem perfekten Fliederduft muss ich nicht mehr träumen, aber noch von dem Garten, in dem ich gerne einen Fliederhimmel hätte 😉 Kommt Zeit, kommt Garten 😉
Viele liebe Grüße und viel Freude mit dem Duft –
Ulrike.